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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Junge. Ich mag ihn.«
    Sarah fiel ihrem Vater um den Hals und drückte ihn ganz fest an sich. Auch die kleine Lea herzte ihren Vater, obwohl sie nicht alles verstanden hatte.
    »Hast du erst ein paar Tage schmollen müssen, bevor du zu dieser Erkenntnis gelangt bist?«, fragte ihn Judith später unter vier Augen und schmiegte sich beruhigt an ihn. »Und deine Locken werde ich dir nicht abschneiden«, sagte sie trocken.

    *

    Seit dies geklärt war, musste sich Lodewig nicht mehr wie ein Dieb zu seiner Geliebten schleichen. Er durfte sie tagsüber besuchen, so oft es ihm beliebte. Die Bombergs wollten ihn näher kennenlernen und unterhielten sich deswegen gerne mit dem klugen jungen Mann, der durchweg vernünftige Ansichten zu haben schien. Wenn er einen Tag nicht gekommen war, fragten sie ihn anderntags schon besorgt, ob etwas nicht in Ordnung gewesen sei.
    So fasste auch Lodewig zunehmend Vertrauen zu seiner künftigen Familie und berichtete eines Tages, was er zusammen mit Diederich auf dem Kirchhof erlebt hatte.
    »… Und deswegen möchten meine Eltern nicht, dass ich allein das Schloss verlasse.«
    Als Judith von Lodewig zudem erfuhr, dass seine Mutter vor kurzem schwer erkrankt war, nahm sie sich vor, ihre Freundin gleich am nächsten Tag zu besuchen. Aufgrund dessen, was ihr Lodewig von seinem Erlebnis auf dem Kirchhof berichtet hatte, gebot sie Sarah, niemals allein, sondern nur zusammen mit Lodewig auf die Gasse zu gehen und – egal was geschehen würde – stets vor Einsetzen der Dunkelheit zu Hause zu sein.
    »Lasst euch außerhalb unseres Hauses oder des Schlosses keinen Moment aus den Augen. Ich vertraue sie dir an!«, gab sie Lodewig mahnend mit auf den Weg, während sie ihm beschwörend eine Hand auf die Wange legte.

Kapitel 39

    Als Judith ins Schloss kam, um die kranke Konstanze zu besuchen, war das Ulrich gerade recht.
    »Könnt Ihr eine Zeit lang bei meiner Frau bleiben?« fragte er sie und lieferte den Grund für seine Bitte gleich mit: »Eginhard und ich möchten zum Propst hinuntergehen, um seinen Rat einzuholen, und das kann länger dauern. Wir haben dies eigentlich schon gestern vorgehabt, wollten aber meine Frau nicht allein lassen.«
    »Ich bin gekommen, um meiner Freundin beizustehen, und werde dabei nicht auf die Zeit sehen«, bekundete Judith, die schnell erkannte, dass es Konstanze tatsächlich sehr schlecht ging.
    Es drängte die beiden Männer, mit ihren Recherchen in Bezug auf die ganzen Ungereimtheiten, von denen das Verschwinden der Blaufärber am aktuellsten war, weiterzumachen.
    »Jetzt können wir beruhigt gehen«, sagte der Vater, als sie das Schloss verließen und fragte ganz nebenbei, wo eigentlich Lodewig abgeblieben sei.
    »Es kommt mir so vor, als würde er trotz Mutters Wunsch das Schloss immer wieder verlassen.«
    Eginhard, der natürlich wusste, dass Lodewig stets bei Sarah war, wenn er im Schloss fehlte, zog es vor zu schweigen und schmunzelte nur in sich hinein.

    *

    Am Propsteigebäude angekommen, klopften sie an die Tür. Hocherfreut begrüßte der Hausherr den ersehnten Besuch. »Ich erwarte euch schon seit Tagen, da …«
    »Gut. Wir müssen dir zuerst wichtige Neuigkeiten berichten, bevor du uns genau erzählst, was du alles über die vermeintliche Pest, den Medicus und den Totengräber weißt«, unterbrach der Kastellan.
    »Was hat denn Ruland Berging mit der Pest zu tun? Der ist doch tot!«, wunderte sich der Propst. »Deswegen mussten wir doch Fabio, den Dieb, einstellen. Übrigens: Er hat seine Arbeit während der schlimmen Zeit tadellos verrichtet.«
    Das interessierte den Kastellan momentan herzlich wenig. Also begann er von seinem und Eginhards Erlebnis im Färberhaus zu berichten. Während er seinem Freund die Neuigkeiten über das ominöse Verschwinden der Opsers in allen Details erzählte, bat Eginhard um ein paar Blätter Papier, Tinte und Federkiel. Nachdem ihm der Propst die Schreibutensilien gebracht hatte, begann der junge Mann, der Reihe nach alles akribisch aufzuschreiben, was er von seinen Eltern über die Zeit von Anfang September bis heute erfahren hatte und was ihm dabei merkwürdig vorkam. Er hatte eine ausnehmend schöne Schrift und nahm es stets genau, wenn er etwas notierte.

    Stauffen, den neunten Januarii im Jahre des Herrn Anno Domini 1634, geschriebet vom Studiosus Eginhard Dreyling von Wagrain, dahir in Stauffen unnd Mehrerau in Brigantium.
    I. Lodewig Dreyling von Wagrain belauscht mitsampt sein Bruder Diederich das schändlich

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