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Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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Probleme«, pflegte er sich die Sache stets gutzureden, während er dabei darauf klopfte, wo die feineren Leute einen Bauch hatten.
    Er stahl nur, was er selbst zum Leben benötigte und handelte nicht damit. Er tauschte höchstens einmal ein paar geklaute Äpfel gegen etwas anderes Essbares ein. Und dies auch nur, wenn er zufällig über Äpfel im Überfluss verfügte, was meist nichts anderes hieß, als dass er zwei dieser vitaminspendenden Früchte in seinen Taschen und eine zwischen den Zähnen hatte. Allerdings hatte er es im Laufe der Zeit zu einem wahren Meister der Beschaffungskunst gebracht. Seine schmutzigen Hände waren flinker als die hin und her sausenden Schiffchen von Hennes’ Webstühlen.
    Eigentlich konnte Fabio nichts für sein verkorkstes Leben. Der Mann, der vorgab, sein Vater zu sein, war ein arbeitsloser Säufer, dessen langjährige Gefährtin, die er aber nie geehelicht hatte, im Lindauer Dirnenhaus arbeitete. Aufgrund dieser nicht vorhandenen, zumindest aber verworrenen Stammbaumgrundlage wusste Fabio nicht, woher er gekommen war und wo er ursprünglich hingehört hatte. Im Moment gehörte er wohl hierher, hierher nach Staufen. Überhaupt fühlte er sich grundsätzlich dort wohl, wo er sich gerade aufhielt. Er schätzte, dass er ungefähr acht oder neun Jahre alt gewesen war, als er sich sein vorgezogenes Erbe in Form eines goldenen Ringes stahl, den seine angebliche Mutter vielleicht für einen ihrer Liebesdienste erhalten oder aber einem ihrer vielen Beischläfer gestohlen hatte. Er hatte das Schmuckstück einem ihm bis dahin unbekannten Händler verkauft, den man in Lindau nur den Bunten Jakob genannt hatte. Mit dem mageren Erlös für das wertvolle Geschmeide in der Tasche war Fabio noch am selben Tag in die Welt hinausgezogen. Und das war gut gewesen. Hätte er nämlich gewusst, dass dieser verdammte Händler den Ring schon kurz darauf ausgerechnet demjenigen zum Kauf anbot, dem das Schmuckstück ursprünglich gehört hatte, wäre er wohl möglichst weit geflohen. So aber hatte er sein Glück zunächst nur im nicht allzuweit von Lindau gelegenen Hopfenstädtchen Tettnang gesucht, bevor es ihn nach Aulendorf und Ravensburg, später nach Wangen und Isny verschlagen hatte. Dass er sich in Lindau nicht mehr sehen lassen konnte, wusste Fabio bis heute nicht. So war er stets guten Mutes gewesen, wenn er weitergezogen war. Kurioserweise war es immer das gleiche Spiel gewesen: Entweder er hatte gehungert und somit seine Ruhe gehabt, oder er hatte, wenn er satt gewesen war, über kurz oder lang wieder abhauen müssen. Da Fabio das Hungern zwar von Kindesbeinen an gewohnt war, es aber nicht einsah, darben zu müssen, während sich die sowieso schon feisten Bürger ihre Wänste vollschlugen, hatte er sich eben nicht nur die Haare, sondern auch lange Finger wachsen lassen.

    *

    Otto kramte in seinen Taschen und zog ein Tuch heraus, das er vorsichtig aufwickelte.
    »Hier hast du zwei Heller. Und jetzt hilf uns, den toten Wachsoldaten auf das Pferd zu hieven und dort so fest auf den Sattel zu binden, dass er von seinem Kameraden nach Immenstadt geführt werden kann!«
    »Ach so«, murmelte Fabio, der gedacht hatte, dass der Tote auf dem hiesigen Friedhof bestattet werden sollte.
    Nachdem es Otto mit Fabios und Hermann Schädlers Hilfe gelungen war, den schlaffen Körper quer über den Sattel zu legen und dort festzuzurren, überlegte er, was noch zu tun sei. Mit einem »Ah ja« wandte er sich an den Kameraden des Toten: »Nehmt auch die Mistgabel mit, damit Euer Stadtmedicus und die Untersuchungskommission, die zweifellos eingesetzt werden wird, die Umstände des Todes bestimmen können. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun? Soll Euch jemand begleiten?«, fragte Otto den Wachsoldaten betont höflich.
    »Um Gottes willen! Lasst mich mit diesen Wilden hier ja zufrieden! Da reise ich lieber allein und werde von Spitzbuben überfallen oder von Wölfen gefressen!«
    Der verstörte Soldat war froh, aus dem Ort preschen zu können, bevor die aus seiner Sicht wahnsinnigen Weiber hier wieder auftauchten. Und Otto war froh, dass er den Leichnam sofort dem Kameraden des Toten mitgeben konnte, damit er nicht für dessen Aufbahrung in der St. Martins-Kapelle sorgen musste.
    »Der Kastellan ist sowieso nicht da«, sagte er zu seinen beiden Helfern. »Und wenn die Untersuchungskommission Fragen hat, kann ich zwar den Zeugen machen, die Vorarbeit und die Koordination aber muß Ulrich übernehmen.«

    *

    Nachdem

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