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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Augen vor allem, was er verloren oder geopfert hatte. Sein Körper sank langsam in sich zusammen, bis er der Erde zu gehören schien.
     
    Es gibt keinen Tod, der nicht tief empfunden wird,
    Keinen Schmerz, der nicht durch Mark und Bein geht.
     
    Jetzt verstand Linden, wie notwendig sein Wahnsinn gewesen war. Ohne ihn - ohne diese Form der Tarnung - hätten Kastenessen oder Lord Foul entdecken können, dass Anele für ihre Absichten mit Jeremiah weit gefährlicher war als Liand oder der Orkrest. Sogar gefährlicher als Linden selbst. Dann hätte Kastenessen den Alten vielleicht bei erster Gelegenheit an der Grenze des Wanderns ermordet.
     
    Aller Kummer gleicht der endlosen Brandung des Meeres,
    Ihrem Brausen und Wogen, das keine Spuren hinterlässt,
    Sondern nur Sand statt zu Stein gewordener Ewigkeit.
    Wie schon bei Stave wäre Linden am liebsten einige Zeit bei Anele geblieben. Sie stand grenzenlos tief in seiner Schuld; er hatte mehr verdient als ihr schwaches Lob. Aber sie konnte nichts mehr für ihn tun, und die Not anderer verlangte Hilfe.
    Sie fühlte sich öde und blutbefleckt wie die Hügel, als sie mühsam aufstand, ihren Stab fest umklammerte und sich nach den Riesinnen umdrehte.
    Einige von ihnen waren kurz davor, sich zu Galt und Anele zu gesellen. Und Liand.
    Einer der Wegwahrer stand vor ihr, schnüffelte feucht, um ihre Witterung aufzunehmen. Das Wesen bot ihr einen kleinen Eisenbecher mit Vitrim an. Linden nahm ihn dankbar entgegen, leerte ihn mit drei unsicheren Schlucken.
    Als das scharfe Stärkungsmittel der Dämondim-Abkömmlinge ihre Nerven erreichte, entlockte sie ihrem Stab wieder Feuer: Flammen, die niemals dazu hätten dienen dürfen, Tod und Verderben zu verbreiten. Obwohl ihr Feuer schwarz war, bestand es weiter aus Erdkraft, verkörperte weiterhin das Gesetz. Indem Linden ihre Verzweiflung verdrängte, wandte sie sich den Schwertmainnir zu und nahm ihre fast vergessene Tätigkeit als Heilerin auf.
    Dabei hörte oder spürte sie, wie Covenant den Hügel heraufkam. Er war von einer ihr vertrauten Aura von Wildheit umgeben, die aber noch nie zu solchem Blutvergießen wie heute geführt hatte. Pahni, die weiter mit Liands Tod und ihrem eigenen Kummer beschäftigt war, trottete benommen hinter Covenant her.
    Linden ignorierte ihn; überließ es Mahrtiir und Bhapa, ihn zu begrüßen oder aufzuhalten. Sie hatte die Riesinnen schon zu lange warten lassen.
    Ihr Gesundheitssinn registrierte rasch alle potenziell tödlichen Wunden, von denen manche schmerzhafter als andere waren. Dann hüllte sie Onyx Steinmangold in einen Kokon aus Erdkraft und Gesetz, um ihren Puls zu stabilisieren, während schwarze Flammen Heilkräfte in blutende Platzwunden und tiefe Schnitte, starke Prellungen und durchtrennte Muskeln und Sehnen massierten.
    Linden konnte Steinmangold jedoch nicht gründlich behandeln - noch nicht. Es gab zu viele weitere Verletzungen. Sobald sie Steinmangolds Zustand stabilisiert hatte, nickte sie Zirrus Gutwind aufmunternd zu und wandte sich ab, um Rahnocks verwundetes Bein in Flammen zu hüllen.
    Bevor Covenant die halbe Strecke zum Grat hinauf zurückgelegt hatte, rief Esmer leise: »Weißgoldträgerin. Ich muss bald fort. Dazu erbitte ich deine Erlaubnis. Willst du dir nicht die Zeit nehmen, mir zu bestätigen, dass ich endlich gerechtfertigt bin? Mit schlimmen Mitteln ist Gutes bewirkt worden.«
    Linden würdigte ihn keines Blickes. Als sie die schlimmsten Folgen von Rahnocks Wunde weggebrannt hatte, hüllte sie Spätgeborenes Oberkörper in schwarze Flammen, damit ihre gebrochenen Rippen weder Herz noch Lunge durchstießen. Erdkraft blieb Erdkraft. Lindens Gesundheitssinn ermöglichte ihr, trotz ihrer tief sitzenden Verbitterung Wunden zu säubern und zu heilen.
    Nebenbei zischte sie Esmer zu: »Du hast dich endlich für eine Seite entschieden - und Verrat gewählt.« Wären die Urbösen und Wegwahrer nicht gekommen … »Wie rechtfertigt dich das?«
    In ihrem befleckten Zustand fühlte jede versuchte Heilung sich mehr wie ein Akt der Gewalt an.
    Sobald Spätgeborene wieder leichter atmete, ging Linden zu Frostherz Graubrand weiter. Sorgfältig arbeitend verschloss sie zerrissene Blutgefäße, damit Raureif Kaltgischt den Speer ohne großen Blutverlust herausziehen konnte.
    »Ich habe mich für nichts entschieden«, antwortete Esmer wie der seufzende Wind, der nur ihn berührte. »Auf Kastenessens Weisung habe ich mich bemüht, den Croyel zu erhalten. Deinetwegen habe ich mich

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