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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie unterbrechen konnte, fuhr sie fort: »Ich weiß nicht, was Jeremiah baut, aber er braucht dafür Knochen. Aber wieso diese Knochen? Was sind sie? Woher stammen sie? Wie sind sie hierhergekommen?«
    Die Gewänder der Elohim zeugten von Reichtum und Empörung. »Wildgoldträgerin, das lasse ich mir nicht gefallen! Du willst die ganze Erdgeschichte hören. Ich sage nur, dass dies die Überreste von Quellvisks sind.« Unter dem bleiernen Himmel klangen ihre Glöckchen angewidert. »Dich braucht es nicht zu kümmern, dass sie einst Krieg gegen die Elohim geführt haben. Sie sind in grauer Vorzeit vernichtet worden. Ihre Knochen wurden hier im Muirwin Delenoth abgelegt, was Grabstätte des Abscheus bedeutet - ein Sinnbild unserer Verachtung für solche Kränkungen.«
    … vernichtet. Von Infelizitas und ihrem Volk.
    Linden runzelte die Stirn, als versuchte sie zu verstehen. »Das bringt nichts.« Ausgestorbene Ungeheuer interessierten sie nicht. »Vor wie langer Zeit ihr sie ausgerottet habt, ist unwichtig. Hier liegen trotzdem nur Knochen. Ich will es mit einer anderen Frage versuchen.
    Wieso hatten die Ranyhyn es plötzlich so eilig? Zwei Tage lang sind sie nur im Schritt gegangen. Dann haben sie plötzlich angefangen zu galoppieren.
    Vielleicht verstehe ich mehr, wenn du mir erklärst, was sich verändert hat.«
    Infelizitas ballte die Fäuste. Ihr Glockenspiel klang vorübergehend kakophon. Dann beherrschte sie sich wieder.
    Mit wieder melodischer Stimme antwortete sie: »Auf die kranke Gefährtin des Zeitenherrn kommt eine unerwartete Gefahr zu. In ihrem schwachen Körper hat sie sich lange darauf vorbereitet, ihm gemeinsam mit dem Wüterich Turiya Herem gegenüberzutreten. Aber jetzt rücken Schergen des widerwärtigen Horrim Carabal, des Lauerers der Sarangrave, gegen sie vor. Ihr selbst können sie nichts anhaben, aber sie gefährden die Skest, die sie versorgen und beschützen. So soll sie geschwächt werden.
    Das konnten weder Turiya Herem noch die Ranyhyn voraussehen. Es ist die unerwartete Folge deiner Begegnung mit Horrim Carabal. Daher hat die Gefährtin des Zeitenherrn Angst davor, genau wie die Ranyhyn sie fürchten. Sie befindet sich in panischer Angst, und ihre Zäsuren gefährden alle, die hierzulande unterwegs sind. Darum haben die Ranyhyn sich beeilt, ihre ekelhafte Absicht zu verwirklichen.«
    Linden schüttelte den Kopf. Infelizitas’ Erklärung warf so viele Fragen auf, wie sie beantwortete. Die Feroce hatten es fast geschafft, dem Lauerer den Stab des Gesetzes zu bringen - und nun gingen sie gegen die Skest vor? Aber sie ließ sich nicht ablenken. Covenant lebte noch, das hatte die Elohim indirekt bestätigt. Alles andere war nebensächlich.
    Jeremiah war wichtiger. Er war beim unteren Teil seiner zweiten Wand, fügte die Knochen mit Erdkraft zusammen … und war noch längst nicht fertig. Vielleicht würde er noch Stunden brauchen.
    Aus den hier liegenden Knochen konnte er ein ganzes Schloss bauen.
    »Also gut«, wiederholte Linden langsam, um Zeit zu gewinnen. »Das ist ein Anfang. Machen wir also weiter. Du hast behauptet, unser Kommen ermögliche eine Gräueltat. Und Jeremiahs Absicht soll abscheulich sein. Was beabsichtigt er deiner Meinung nach? Was, glaubst du, baut er?«
    Sie konnte es sich denken, Roger hatte über die Elohim gesagt, dass sie für bestimmte Strukturen empfänglich seien. Wie zum Beispiel Hohl. Bestimmte Gebilde ziehen sie an. Genau die richtigen Materialien in genau der richtigen Form. Andere Strukturen wiederum stoßen sie ab oder blenden sie. So hatte der Croyel es geschafft, sich in der Verlorenen Tiefe zu verbergen.
    Jeremiahs Gebilde aus Knochen konnte durchaus eine Art Falle sein. Aber Linden wollte die Wahrheit von Infelizitas hören.
    »Hat die Halbhand dir das nicht erzählt?« Der Tönfall der Elohim war verbittert, aber eine kummervolle Note milderte die zornigen Harmonien ihrer Musik ab. »Der Junge wird uns einfangen. Er wird uns Freiheit und Lebenszweck und Hoffnung rauben.«
    Dein Sohn macht Türen. Türen durch die Zeit. Türen zwischen Realitäten. Und Türen, die nirgends hinführen. Gefängnisse. Geht man durch sie hindurch, kommt man nie mehr heraus.
    Linden spürte den starken Drang, sich zwischen Infelizitas und Jeremiah zu stellen, aber sie zwang sich dazu, stehen zu bleiben. Zumindest solange sie es schaffte, die Aufmerksamkeit der Elohim auf sich zu ziehen …
    Stave, der mit verschränkten Armen dastand, musterte Infelizitas, als traute er

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