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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich zu, es mit ihr aufzunehmen.
    »Ich will nicht so tun, als verstünde ich das«, sagte Linden gedehnt, »obwohl mir nicht klar ist, wieso Jeremiah sich für euer Schicksal interessieren sollte. Erzähl, mir, weshalb …«
    »Auserwählte!«, sagte Stave plötzlich - es klang wie eine Warnung.
    Im nächsten Augenblick warfen die drei Ranyhyn sich herum und stoben auseinander. Wo Khelen jenseits des Knochenhaufens gestanden hatte, explodierte eine Zäsur.
    Sie war gefräßig wie die Skurj, unaufhaltsam wie eine Sandgorgone. Und sie war nahe Ihre Nähe erzeugte bei Linden augenblicklich starke Übelkeit. Noch drei Herzschläge, dann würde sie sich nahe genug herangewälzt haben, um Jeremiah zu verschlingen.
    Lärm erfüllte die Luft wie das Klirren hingeworfener Waffen, als Infelizitas verschwand.
    Nein! »Melenkurion abatha!« Lindens Stab spuckte schwarzes Feuer, als wäre ein Vulkan ausgebrochen. »Duroc minas mill!« Ihr ganzes Wesen stand in Flammen. Sie wehrte die Zäsur mit allen Leidenschaften ihres Lebens ab. »Harad gottverdammt khabaal!«
    Meinen Sohn bekommst du nicht!
    Ihre Abwehrmaßnahmen wurden immer geschickter, die Not verlieh ihr Flügel. Einen Moment lang schien sie im Auge des Sturms Joan kreischen zu hören. Ich bin brav gewesen! Unter Lindens Ansturm taumelte die Zäsur. Es soll aufhören! Dann wich sie zurück. Ich halt es nicht aus!
    Der im Kern getroffene Zeitensturm kringelte sich zusammen und implodierte. Wenige Sekunden nach seinem Erscheinen war er wieder verschwunden.
    Es dauert nicht mehr lange, hatte Roger seiner Mutter versprochen. Wir sorgen gemeinsam dafür, dass es aufhört.
    Covenant! 0 Covenant, nimm dich in Acht. Sie wird stärker.
    Jeremiah arbeitete ungerührt weiter, als wäre nichts passiert. Bar jeglicher Form von Bewusstsein außer der Konzentration auf sein Gebilde fixierte er Finger- und Zehenglieder, stellte dazwischen Knochen auf, brachte ein Schulterblatt außermittig an und ließ es unerklärlich sicher in der Luft hängen. Soviel Linden mit hastigem Blick feststellen konnte, schien die zweite Wand ein exaktes Spiegelbild der ersten zu sein. Bei genauerem Hinsehen hätte ihr auffallen müssen, dass er bewusst Dutzende von kleinen Veränderungen vorgenommen hatte. Aber dafür fehlte ihr die Zeit.
    Infelizitas manifestierte sich von Glockenspiel angekündigt wieder zwischen Linden und Jeremiah, als wäre sie nie fort gewesen. Von einer Brise bewegt, die Linden nicht spüren konnte, schien ihr dünnes Seidengewand verächtlich und flehend zugleich zu rascheln.
    »Oh, gut«, keuchte Linden von eigenen Anstrengungen und der Implosion der Zäsur zitternd. »Du hast nicht aufgegeben. Ich habe noch immer Fragen.«
    Die Elohim erwiderte mit Verachtung in der Stimme: »Und ich beantworte sie weiter, indem ich dich anflehe, deinen Widerstand aufzugeben. Willst du mir nicht gestatten, den Jungen von seinem verderblichen Weg abzubringen, bitte ich dich inständig, seine Pläne selbst zu durchkreuzen - um des Landes und der Erde willen, nachdem du dir nichts aus den Elohim machst. Lass ihn diese Arbeit einstellen. Zerstöre, was er schon gebaut hat. Setze ihn auf sein Pferd und reite mit ihm davon. Tust du das, sorgen alle Elohim zeit ihres Lebens dafür, dass er nicht wieder unter die Herrschaft des Verächters gerät. So lässt das Schlimmste aller Übel sich noch verhindern.«
    »Augenblick!«, verlangte Linden. Ihr Stab war nicht mehr auf Infelizitas gerichtet, aber sie blieb abwehrbereit. »Das geht mir zu schnell.
    Reden wir nicht davon, dass Jeremiah sich vermutlich so wenig aus euch macht wie ich. Ich wollte fragen, wieso es schlimmer ist, hinter einer seiner Türen gefangen zu sein, als von der Schlange gefressen zu werden. Mir kommt beides gleich schlimm vor. So oder so ist man erledigt. Was macht diese Gefangenschaft schlimmer als den Tod?«
    Die Infelizitas umgebende Musik klang wie frustriertes Zähneknirschen. Dann antwortete die Elohim hochmütig und arrogant: »Wildgoldträgerin, die Schlange bringt nur den Tod. Das Gefängnis, das der Junge entwirft, bedeutet ewige Hilflosigkeit - bei vollem Bewusstsein und für immer zum Scheitern verurteilt. Sie würde das Ende der Sonnen und Sterne überdauern. Welches Los würdest du wählen? Welches für deinen Sohn?«
    Stave stand weiter bewegungslos neben Linden - wie ein Mann, dem beim Weltuntergang keine Rolle zufällt. Hinter Infelizitas hatte Jeremiah zwei riesige Knochen dazu verwendet, das Fachwerk der zweiten Wand

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