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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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spannte die Muskeln an; er versuchte sich zwischen die riesige Kreatur und Talea zu stellen. Die Rotschöpfige duldete das nicht und versuchte ständig, sich an ihm vorbei nach vorn zu zwängen. Es war schwierig, ritterlich zu sein, überlegte er, wenn der Schützling sich nur darum sorgte, endlich das Schwert einzusetzen.
    Wieder studierte Braglob sie, ohne sie zu erkennen. Clodsahamp hatte recht, dachte Jon-Tom. Er war vollkommen verrückt. Trotz der beinahe tödlichen Begegnungen während der langen Reise von Lynchbany, trotz all der Schwierigkeiten, die der Wanderer ihnen gemacht hatte, mußte er feststellen, daß er immer noch ein Quentchen Sympathie für ihren Gegner aufbringen konnte.
    Körperlich war er mehr als nur beeindruckend, doch die zerrissene Kleidung und das schmutzige Fell machten die Wirkung teilweise wieder zunichte. Braglob hatte offensichtlich wer weiß wie lang kein Bad mehr genommen oder sich gekämmt, hatte keine vernünftige Mahlzeit mehr eingenommen. Er war ein Gegner, den man eher bemitleiden als fürchten sollte. Ein Individuum, das mit sich selbst im Kriegszustand lebte, gegen unsichtbare Gegner antrat, vor Quälgeistern floh, die nicht in seine Festung, sondern in seinen Geist eingedrungen waren.
    »Laß den Wanderer ziehen«, sagte Clodsahamp gerade ruhig, »dann werden auch wir gehen. Wir brauchen nicht zu kämpfen. Zwischen uns herrscht keine Feindschaft, herrscht kein Streit: es ist nur ein Zufall der Übernatur. Laß das Wesen ziehen.«
    »Nein!« fauchte Braglob und zeigte dabei kräftige Zähne.
    »Das schöne Ding bleibt. Es gibt mir ein gutes Gefühl. Es wärmt mir das Herz durch seine Gesellschaft.«
    »Seht ihr?« flüsterte der Hexer seinen beunruhigten Gefährten zu. »Er findet die Störungen beruhigend. Sie überzeugen ihn davon, daß er nicht verrückter ist als der Rest der Welt.«
    »Ich bin nicht verrückt!« kreischte der Vielfraß mit schriller Stimme. »Ihr seid verrückt, wollt mich einsperren, damit ich keine Herausforderung mehr für den feigen, ekelerregenden Status quo darstelle, den ihr so beruhigend findet. Ihr und der Rest der Welt.« Und mit einer einzigen allumfassenden Geste umspannte er auch diese. »Doch der Wanderer wird das ändern.« Nun bekam er einen schlauen Gesichtsausdruck und grinste über einen geheimen Gedanken. »Ich werde ihn hier, nahe bei mir, behalten. Die Verwandlungen werden immer öfter kommen. Schon bald sind sie dauerhaft geworden.«
    »Da du verrückt bist«, sagte Clodsahamp langsam, »stehen dir zwei Dinge zur Auswahl. Du kannst entweder den Rest der Welt genauso verrückt machen wie dich selbst, oder...« Er streckte freundschaftlich die Hand aus. »... oder du kannst dich selbst gesund machen. Wenn du uns nur ließest, könnten wir dir helfen. Wenn dein Wahnsinn kuriert werden kann, wirst du nicht länger das Bedürfnis haben, in einer ebenso wahnsinnigen Welt leben zu wollen. Letzteres wirst du ohnehin nicht können, denn schon bald wird der Wanderer die Sonne selbst negativ stören. Die wird dann explodieren, und du wirst sterben, wahnsinnig oder gesund, genauso schnell wie wir alle. Gib es auf, Zunftgenosse, gib es auf!«
    »Wortverdreher in der Schachtel, komm nur nicht näher, ich warne dich!« Der Vielfraß glitt ein paar Schritte in den Gang zurück und gestikulierte drohend mit der Streitaxt. Clodsahamp überhörte die Warnung und schritt weiterhin langsam voran, inzwischen beide Hände ausstreckend.
    »Nun komm schon. Da du noch genug Verstand besitzt, um Zauber durchzuführen, mußt du in einer Kammer deines Hirns auch erkennen, daß du schwerkrank bist. Warum willst du uns dir nicht helfen lassen?«
    »Nein, bitte, komm nicht näher!« Diesmal war es keine Drohung mehr, sondern ein Hilfeschrei in der Maske einer Bitte, ein verzweifeltes, flehendes Jammern. Der Vielfraß stand inzwischen mit dem Rücken gegen eine Wand und hielt schützend die Axt vor sich. Jon-Tom war erschrocken, als er sah, daß der Riese zitterte.
    »Na, verdammt will ich sein«, murmelte Mudge, als Clodsahamp weiterhin mit ihrem Gegner in beruhigendem, besänftigendem Ton sprach. »Kein Wunder, daß der total plemplem is.«
    »Wie meinst du das, Mudge?« fragte Talea ihn.
    »Ja seht ihr das denn alle nich? Nein, offensichtlich nich. Für mich is die Sache so klar und deutlich wie mein Schwanz auf der 'interseite. Dieser Braglob 'ier, der is trotz seiner riesigen Größe und seiner 'exerfä'igkeiten nix als 'n erbärmlicher Feigling. Und ich

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