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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einzigen Fackel matt erhellt. Er war erleichtert, als Sorbl meinte, sie sollten diesen Weg nehmen. Besser, einem Gegner im Licht zu begegnen, als den eigenen Ängsten im Dunkel.
    Kaum hatten sie die Tunnelabzweigung betreten, vernahmen alle das Geräusch, das Sorbl erlauscht hatte. Sogar Jon-Tom und Talea konnten es trotz ihres minderwertigen menschlichen Gehörs deutlich spüren. Spüren - da es sich zunächst eher als Schwingung offenbarte denn als richtiges Geräusch. Er berührte die Mauer mit den Fingern. Ja, er konnte das Pulsieren durch das Gestein fühlen. Was immer dieses Geräusch hervorbrachte, es war jedenfalls um einiges kraftvoller als jedes Individuum.
    Sorbl prallte von einer Wand gegen die andere, als er im Kreuzflug über ihren Köpfen hin und her schwirrte. »Es ist sehr nah, Meister, äußerst nah.«
    Wieder eine Biegung im Gang. Die Schwingung und das Summen wurden nun durch ein schrilles Pfeifen und einen Klang wie von verstärkten Panflöten ergänzt. Es war eine traurige, mächtige Klage. Jon-Tom dachte an die Vielzahl von Tönen, die ein guter Synthesizer erzeugen konnte, wie auch an das ungewöhnliche Klangspektrum, das seine Duar hervorzubringen imstande war; doch niemals in seiner bisherigen Erfahrung hatte er irgend etwas gehört, das diesen Tönen glich. Es war ebenso sehr ein Aufwühlen des Gewebes der Existenz, wie es Musik war.
    Ohne Vorwarnung weitete sich der Gang plötzlich, und plötzlich starrten sie in eine riesige sechseckige Höhle hinein. Die Wände waren mit Lapislazuli und Jaspis bedeckt, die Kuppeldecke war ein geschliffener Kristall. Dieser spiegelte tausendfach den einzigen Insassen der Höhle.
    Das Licht, das von diesem ausging, war so intensiv, daß sie ihn kaum direkt anschauen konnten. Es überstrahlte die Fackeln, die an den Wänden hingen, und hätte dasselbe mühelos mit zehntausend solcher Lichtständer vollbringen können. Als sie ihre Augen abschirmten, versuchten diese, seine Grenzen auszumachen, während ihr Verstand darum kämpfte, das Wesen zu definieren. Das Summen, das Vibrieren, welches es hervorbrachte, schienen Jon-Toms ganzes Sein zu durchwirken. Er konnte den Gesang in den Knochen seiner Beine fühlen und in den Sehnen seiner Handgelenke. Es war weder schmerzlich noch unangenehm, nur tief und durchdringend. Es hob sich und fiel, suchend und unzusammenhängend wie Wellen am Strand und wurde überdeckt von dem noch tieferen Rumpeln einer gespenstischen Kombination aus Pfeifen und Panflöten.
    Das war natürlich der Wanderer.
    Jon-Tom hatte etwas erwartet, das voller Kraft und Majestät war. Das hätte auch zu einem Wesen gepaßt, das die Fähigkeit besaß, durch einen interdimensionalen Schluckauf ganze Welten zu verwandeln. Er hatte erwartet, daß es von stattlicher Größe sei, und das war es auch, denn es füllte die Höhle beinahe aus. Es war gleichzeitig feststofflich, aber auch leicht und luftig. Was er jedoch nicht erwartet hatte, das war seine Schönheit.
    Es schwebte in der stagnierenden Luft der Höhle und blieb nie still. Sich verwandelnd, verschiebend, umformend, seine Struktur von einem Augenblick auf den anderen verändernd, sah es in einem Augenblick noch aus wie eine Reihe ineinander verschränkter Dodekaeder, im nächsten wie eine Explosion aus buntem Feuerwerk. Jede neue Gestalt war vollkommen und strengbeherrscht, und keine von ihnen hielt länger als wenige Sekunden vor. Gerade war es eine elektrisierende Masse aus spitzen fluoreszierenden Klingen, dann wurde es auch schon zu einer Reihe unendlicher, konzentrisch alternierender, goldsilberner Kugeln. Die Kugeln glichen einer Collage aus Quadraten und Dreiecken, die wiederum von einer explodierenden Masse winziger glühender Tornados verschlungen wurden. Beinahe war es transparent, dann undurchsichtig. Es war eine knurrende DNS-ähnliche Helix von tausend Umdrehungen pro Minute, blaue und grüne Funken stiebend. Die Helix brach zusammen und hinterließ einen aufragenden Lichtkegel, in dem sich vielfarbige Bänder vom Boden bis zur Spitze bewegten, bevor sie oben als reine Farbblasen in die Luft hinausplatzten.
    Während das Wesen sich veränderte und verzerrte, waberte und glühte, sang es, ganz Pfeifen und Panflöten und synthesizerähnliche dominante Akkorde, eine lebende Fuge aus Farbe und Klang.
    »Mannomann«, flüsterte Mudge, während er zusammen mit seinen Freunden dieses Wunder bestaunte. »Da könnte man glatt Eintritt für verlangen.«
    »In den alten Schriften gibt es

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