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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einige vereinzelte Beschreibungen.« Clodsahamp war ebenso gebannt von der sich stetig verändernden Pracht vor ihnen. »Doch die beruhen eher auf Annahmen als auf Augenzeugenberichten. Einen Wanderer tatsächlich zu sehen...« Voller Ehrfurcht versagte ihm die Stimme.
    »Außergewöhnlich«, sagte Dormas. »Sähe der nicht großartig aus über dem Eingang zu den Stallungen?«
    »Hübsch, aber gefährlich.« Colin hatte einen Arm über die Augen gelegt. »Er gehört nicht hierhin. Das habt Ihr gesagt, Hexer, und ich kann es spüren.«
    »Siehst du wieder die Zukunft voraus?« fragte Dormas ihn.
    »Nein. Ich verlasse mich nur auf meine inneren Überzeugungen. Er ist schon viel zu lange hier. Er will hinaus.«
    »Ist er intelligent?« wollte Jon-Tom wissen.
    »Es gibt ebenso viele verschiedene Definitionen der Intelligenz, wie es verschiedene Arten der Intelligenz gibt, mein Junge.« Clodsahamp schien zwar in Verwunderung zu ertrinken, doch das ging nicht so weit, als daß er vergessen hätte, warum sie hier waren. »Das müßte ein klügerer Hexer bestimmen, als ich es bin. Aber ich bin einer Meinung mit unserem streitbaren pelzigen Freund. Dieses Wesen muß befreit werden, muß dieses kalte Gefängnis verlassen, damit es seine Reise durch den Kosmos fortsetzen kann.«
    »Wieso muß es befreit werden?« Talea versuchte gleichzeitig, sich das Haar aus den Augen zu streichen und diese abzuschirmen. »Ich kann keine Fesseln oder Ketten erkennen, die es festhalten.«
    Clodsahamp lächelte, soweit es ihm sein vergleichsweise unbeweglicher Mund gestattete. »Die Fesseln, die uns binden, sind nicht immer sichtbar, mein Mädchen. Den Wanderer auf eine solche Weise festzubinden, wie du sie erwähnst, wäre ebenso sinnlos, wie einen Stern in einer Flasche festhalten zu wollen. Nein, dazu bedarf es etwas anderen. Etwas gleichzeitig kaum Wahrnehmbaren und doch Starken, wie jener Kräfte, die die Bausteine der Materie zusammenhalten. Etwas, das nicht einmal der Wanderer durchzerren kann.« Er blickte geradewegs auf die sich explosiv wandelnde Masse und versuchte nicht mehr, seine Augen abzuschirmen. Er befand sich im Augenblick auf dem Höhepunkt hexerischer Wahrnehmung und saugte das Licht ein, wie er die Schönheit einsaugte.
    Jon-Tom versuchte auch, ihn zu sehen, doch seine Augen tränten ständig, und zu seinem Bedauern war er dazu gezwungen, sich von der Helligkeit abzuwenden. »Ich kann nichts sehen, werter Herr.«
    »Ja, wenn es 'ier 'n Käfig gibt, is der mehr als nur 'n bißchen unstofflich«, ergänzte Mudge.
    »So ist es auch«, teilte Clodsahamp ihnen feierlich mit. »So unstofflich wie ein böser Gedanke, so zerbrechlich wie die geistige Gesundheit, so zäh wie ein Alptraum, aber ebenso kräftig wie Leben und Tod. Dieser Wanderer wurde in einen Käfig des Wahnsinns eingesperrt, der von Haß aufrechterhalten wird. Ich kann ihn ebenso deutlich sehen, als wäre er aus Eisen.
    Denkt doch! Ein Wanderer befindet sich in ständiger Bewegung, ständiger Verwandlung, doch an ihm ist nichts Unlogisches oder Irrationales. Jenes Universum, durch welches er sich bewegt, beruht auf Logik und Konsistenz, so verschieden es auch von unserem sein mag. Doch jedes Universum ist auch ein Opfer der Verirrungen, der unberechenbaren Ausbrüche von Wahnsinn und Unlogik. Diesen geht der Wanderer sorgfältig aus dem Weg. Bisher hat er das jedenfalls getan. Denn es ist irgend jemandem gelungen, ihn in einer Sphäre des Wahnsinns einzufangen - und die ist das einzige, was er nicht durch dringen kann. Er ist eingemauert und festgespießt.
    Doch er verändert sich weiterhin, und jedesmal, da wir ihn sich verändern sehen, jagt eine Störung in großem Tempo durch die Welt und beeinflußt das Gewebe der Existenz. Meistens sind diese Veränderungen winzig, und wir bemerken sie nicht. Aus einem roten Käfer wird ein gelber Käfer. Ein Blatt löst sich von einem Baum, um nach oben zu fallen. Die Bräune eines Menschen vertieft sich, oder von der Spitze eines Otterschwanzes fallen die Haare herab.« Sofort mußte Mudge seinen eigenen Schwanz überprüfen.
    »Normalerweise kommt der Wanderer nur so selten an einer Welt vorbei, daß seine Gegenwart gar nicht bemerkt, seine Wirkung gar nicht beobachtet wird. Diese Wesen sind zu schnell, um aufgespürt zu werden, obgleich ihre Abfallprodukte manchmal mit hexerischen Mitteln gemessen werden können, sobald sie unsere eigenen Körper durchziehen, ohne Schaden anzurichten.«
    Jon-Tom versuchte, für das Ganze

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