Die Pfanne brät nicht!
werden Bio-Gurken gekauft, um das ach so umweltbewusste Gewissen zu beruhigen. Dass die aber mit dem Flieger von China bis hierher transportiert werden und damit für ein prima Klima sorgen, stört dann nicht. Man kann es ja auch irgendwie verstehen. Der Verbraucher ist in Panik. Jeden Monat ein neuer Skandal. Ob BSE oder Gammelfleisch, ob dioxinverseuchte Eier, EHEC oder Gen-Gemüse. Auf der Suche nach Lebensmitteln, die «man noch essen kann», landet man früher oder später bei den Bio-Produkten und reitet mit auf der beruhigenden Bio-Welle. Sofern man es sich finanziell erlauben kann. Zum Glück gibt es ja Bio-Fleisch von Tieren, die nur mit bestem Bio-Futter genährt wurden. Die von früh bis spät glücklich auf saftigen, grünen Bio-Wiesen herumhüpfen durften. Die mit seelischem Beistand zur schmerzfreien Bio-Unterwasser-Schlachtung geführt wurden, dabei erst bio-vollnarkotisiert wurden, um kurz darauf träumend und sanft in den Tierhimmel zu gleiten. Schön, dass wir noch an Märchen glauben! Waren die Kuh und das Schwein – die beide ihre wohlgenährten Körper für das gemischte Bio-Hackfleisch hergegeben haben – wirklich glücklich miteinander? Wer weiß das schon?
Beim allabendlichen Kehren kurz vor Geschäftsschluss fällt mir vor dem Weinregal ein älterer Herr auf. In der Hand trägt er eine große, lederne Arzttasche. Er öffnet die Tasche und entnimmt ihr einen Korkenzieher. Sprachlos über so viel Dreistigkeit beobachte ich, wie er damit eine Flasche Wein entkorkt. Wieder greift er in seine mysteriöse Tasche. Was zaubert er dieses Mal hervor? Ein Weinglas und Käsehäppchen!
Na, da soll mich doch … Der veranstaltet tatsächlich seine ganz private Weinprobe! Wo ist die versteckte Kamera?
«Ich muss doch erst einmal probieren, ob er mundet, bevor ich welche davon kaufe», erklärt mir der Mann.
Tatsächlich kauft der Kunde schließlich eine ganze Kiste dieses Weines. Wie hätte er sich wohl verhalten, wenn ihm der Wein nicht geschmeckt hätte?
Erinnern Sie sich an den Glykolwein-Skandal Mitte der achtziger Jahre? Österreichische Winzer hatten ihrem Wein verbotenerweise Frostschutzmittel beigemischt. Und in Deutschland wurde fleißig der eigene Wein mit dem aus Österreich gepantscht.
Ein älterer Herr steht mit einem riesigen alten Holzkorb vor mir an der Kasse. So ein richtig antikes Teil. Und das ist bis obenhin gefüllt mit leeren Weinflaschen. Er ist total aus dem Häuschen. Er sei Weinliebhaber und habe schließlich den ganzen Wein getrunken, und nun sei ihm so komisch.
Ich hebe die Augenbrauen, schaue dabei zweifelnd in den Korb und sage: «Das glaube ich Ihnen gerne, dass Ihnen komisch ist, wenn Sie die alle intus haben! Und das liegt sicherlich nicht am Frostschutzmittel!»
Der Herr war jedoch sicher, auf der Schwelle des Todes zu stehen. Er ließ sich nicht beruhigen und forderte eine gründliche Gesundheitsuntersuchung beim Arzt auf unsere Kosten!
«Können Sie mir mal helfen? Ich kriege den Chip nicht aus dem Wagen!»
Grrr, wie ich das hasse! «Moment, ich kassiere eben zu Ende, dann komm ich raus.»
Es ist doch immer dasselbe. Ich weiß auch nicht, wieso das so ist, aber wenn wir dann rausgehen und die Kette selbst in den Einkaufswagen schieben, springt in neun von zehn Fällen das Fach auf, und der Chip oder Euro kommt zum Vorschein. Manchmal müssen wir mit einem spitzen Gegenstand auch ein wenig nachhelfen. In einigen seltenen Fällen haben wir richtig Schwierigkeiten. Und zwar dann, wenn die Kunden sparen wollten und statt des Euro ein russisches Geldstück, einen Knopf oder sonstige in Form gedrückte Knetmassen-Teile mit Gewalt dort hineingequetscht haben und uns vorher noch mit Unschuldsmiene beteuert haben, es wäre ein Euro drin. Ich frage mich nur, warum sie uns extra rufen – um den Knopf oder die zerknautschte Masse unbedingt wiederzubekommen? Was ist daran so wertvoll?
Aber auch der Wert eines Plastik-Einkaufswagenchips ist auf gar keinen Fall zu unterschätzen! Das haben meine Kollegen und ich lernen müssen. So unfassbar es auch ist: Das Herz des Kunden hängt an diesem kleinen Stück Plastik! Als wäre es von unschätzbarem Wert, wie ein Ehering oder ein altes Familienerbstück.
In unserer Filiale gab es mal einen Notfall: Während der Geschäftszeiten brach ein Feuer aus. Wir versuchten, die Kunden so schnell wie möglich aus dem Laden zu bekommen. Wir baten sie, ihre Einkaufswagen stehenzulassen und sich sofort zum Ausgang zu begeben. Aber da
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