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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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war sein letztes Pulver verschossen. Er spürte, wie ihn große Erschöpfung überkam und fühlte sich wie ein alter Mann, dessen Ende naht.
    Greenbourne hob zu einer Erklärung an: »Mein Leben lang bin ich vorsichtig gewesen«, sagte er. »Wo andere Leute hohe Profite sehen, sehe ich hohe Risiken und widerstehe der Versuchung. Ihr Onkel Joseph war da anders. Er setzte auf Risiko - und sackte die Profite ein. Sein Sohn Edward war noch schlimmer. Über Sie möchte ich mich nicht äußern - Sie haben ja gerade erst übernommen. Aber ihr Pilasters müßt jetzt den Preis zahlen für die vielen profitreichen Jahre. Ich habe von diesen Profiten nichts gehabt - warum soll ich da jetzt für eure Schulden aufkommen? Gäbe ich Geld für eure Rettung aus, so hieße dies, den törichten Investor zu belohnen und den vorsichtigen zu bestrafen. Wäre das Bankwesen auf diese Art und Weise organisiert - für wen würde sich vorsichtiges Handeln dann überhaupt noch lohnen? Wenn jede gescheiterte Bank gerettet wird, können wir alle aufs Risiko setzen - denn das eigentliche Risiko ist damit abgeschafft. Aber das geht nicht. So funktioniert das Bankgeschäft nicht. Es wird immer wieder mal Konkurse geben. Sie sind einfach notwendig, um guten und schlechten Investoren vor Augen zu führen, daß das Risiko durchaus reale Gefahren birgt.«
    Hugh hatte auf dem Herweg erwogen, dem alten Herrn zu erzählen, daß Micky Miranda Solly ermordet hatte. Er mußte jetzt wieder daran denken und kam zum gleichen Schluß wie zuvor: Es würde den alten Mann schockieren und zutiefst betrüben. Ihn dazu bewegen, das Bankhaus Pilaster zu retten, würde es nicht. Er suchte nach Argumenten und Worten für einen letzten Versuch, Greenbourne vielleicht doch noch umzustimmen, als der Butler eintrat und sagte: »Entschuldigen Sie, Mr. Greenbourne, aber Sie baten mich, Ihnen Bescheid zu geben, sobald der Detektiv eingetroffen sei.«
    Greenbourne stand sofort auf. Er schien sehr erregt zu sein, aber seine Höflichkeit gestattete es ihm nicht, ohne Erklärung davonzulaufen. »Es tut mir leid, Pilaster, aber ich muß Sie jetzt verlassen. Meine Enkelin Rebecca ist ... Sie ist verschwunden ... Wir sind alle in großer Sorge.«
    »Oh, das tut mir leid, Mr. Greenbourne«, sagte Hugh. Er kannte Sollys Schwester Kate und hatte eine vage Erinnerung an deren Tochter, ein hübsches dunkelhaariges Mädchen. »Ich hoffe, Sie finden sie wohlbehalten wieder.«
    »Wir glauben nicht, daß sie Opfer einer Gewalttat wurde. Um ehrlich zu sein, wir sind uns ziemlich sicher, daß sie mit einem jungen Mann durchgebrannt ist. Aber das ist schlimm genug. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    »Keine Ursache.«
    Der alte Herr entfernte sich und ließ Hugh inmitten der Trümmer seiner zerstörten Hoffnungen allein.
     
     
    Manchmal fragte sich Maisie, ob Wehen ansteckend wären. Oft genug kam es vor, daß sie lauter Frauen im neunten Monat auf der Gebärstation liegen hatten, und tagelang geschah gar nichts. Doch setzten dann bei einer die Wehen ein, so ging es innerhalb von Stunden auch bei den anderen los.
    Heute war ein solcher Tag. Um vier Uhr morgens hatte es angefangen, und seither hatten sie nichts anderes getan, als Babys ans Licht der Welt befördert. Die Hauptarbeit wurde zwar von den Hebammen und Krankenschwestern geleistet, doch wenn Not an der Frau war, mußten auch Maisie und Rachel Schreibzeug und Bücher aus der Hand legen und mit Handtüchern, Decken und Bettüchern von einem Zimmer ins andere laufen. Gegen sieben Uhr abends war schließlich alles vorbei. Sie saßen mit Dan Robinson, Maisies Bruder und Rachels Freund, bei einer Tasse Tee in Maisies Büro, als plötzlich Hugh Pilaster eintrat. »Ich habe sehr schlechte Nachrichten für euch, fürchte ich«, sagte er ohne Vorrede.
    Maisie schenkte gerade Tee nach. Der Ton seiner Stimme ließ sie so erschrecken, daß sie mitten in der Bewegung innehielt. Ein Blick in sein Gesicht zeigte ihr, daß er der Verzweiflung nahe war. Es muß jemand gestorben sein, dachte sie. »Hugh, was ist passiert?«
    »Ihr habt doch das ganze Geld des Krankenhauses auf einem Konto bei meiner Bank liegen, oder?«
    Wenn's nur ums Geld geht, kann's ja gar so schlimm nicht sein, dachte Maisie.
    Rachel beantwortete Hughs Frage. »Ja. Mein Vater kümmert sich um die Geldangelegenheiten. Seit er für die Bank als Anwalt tätig ist, hat er auch sein Privatkonto bei euch. Ich nehme an, es war für ihn das einfachste, auch die Klinikgelder dort

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