Die Pfeiler der Macht
detaillierter wurde, sind wir mittlerweile stärker miteinander verflochten denn je. Einige von den Leuten, deren Geld wir verloren haben, werden ihre Schulden nicht mehr begleichen können und folglich ebenfalls Bankrott machen - und so weiter. Nächste Woche sind Dutzende von Banken am Ende, Hunderte von Firmen werden schließen müssen, und Tausende von Arbeitern und Angestellten werden mittellos auf der Straße stehen - es sei denn, wir unternehmen etwas dagegen.«
»Unternehmen?« fragte Greenbourne, nicht ohne Mißtrauen zu bekunden. »Was kann man dagegen schon unternehmen? Bezahlen Sie Ihre Schulden, dann ist alles in Ordnung. Tun Sie's nicht, sind Sie hilflos.«
»Allein ja, da haben Sie recht. Ich hoffe jedoch, daß die Bankwelt etwas unternimmt.«
»Wollen Sie damit sagen, daß andere Banken Ihre Schulden bezahlen sollen? Warum sollten sie?« Er war sichtlich gereizt. »Sie stimmen doch sicher mit mir darin überein, daß es für uns alle besser wäre, wenn die Gläubiger des Bankhauses Pilaster ausgezahlt werden könnten?«
»Das liegt auf der Hand.«
»Angenommen, mehrere Banken schlössen sich zu einem Konsortium zusammen, das sowohl die Aktiva als auch die Passiva der Pilasters übernimmt. Das Konsortium würde jeden Gläubiger, der dies wünscht, auszahlen und gleichzeitig damit beginnen, die Aktiva der Pilasters in geordneter Form zu liquidieren.« Unvermittelt zeigte Greenbourne Interesse, und seine Gereiztheit schwand.
»Ich verstehe. Wenn die Mitglieder des Konsortiums entsprechend einflußreich und angesehen sind, könnte ihre Garantie die Gläubiger beruhigen und sie dazu bewegen, ihre Einlagen nicht sofort zurückzufordern. Im günstigsten Fall könnten die Auszahlungen an die Gläubiger durch die beim Verkauf der Aktiva eingehenden Gelder gedeckt werden.«
»Und eine furchtbare Krise wäre abgewendet.« Greenbourne schüttelte den Kopf. »Aber im Endeffekt würden die Mitglieder des Konsortiums Geld verlieren, da die Passiva der Pilasters deren Aktiva bei weitem übersteigen.«
»Nicht unbedingt.«
»Wie das?«
»Wir besitzen Cordoba-Anleihen in Höhe von mehr als zwei Millionen Pfund, die heute allerdings nichts wert sind. Anders verhält es sich mit unseren anderen Aktivposten. Viel hängt davon ab, wieviel Geld die Teilhaber aus dem Verkauf ihrer Liegenschaften erlösen und dergleichen mehr. Insgesamt, schätze ich, liegt der Fehlbetrag heute noch bei höchstens einer Million Pfund.«
»Dann muß das Konsortium also mit dem Verlust von einer Million rechnen.«
»Vielleicht. Aber es kann durchaus sein, daß die Cordoba- Anleihen nicht für alle Zeiten wertlos bleiben. Die Putschisten könnten eine Niederlage erleiden. Oder die neue Regierung könnte die Zahlung der Zinsen übernehmen. Irgendwann wird dann auch der Preis der Anleihen steigen.«
»Möglich.«
»Wenn er nur die Hälfte seiner ursprünglichen Höhe erreicht, steht das Konsortium bereits ohne Verluste da. Steigt er weiter an, springt sogar ein Profit heraus.«
Wieder schüttelte Greenbourne den Kopf. »Ich will nicht einmal ausschließen, daß es klappen könnte. Aber nicht mit den Anleihen für den Santamaria-Hafen. Miranda, diesen Botschafter, halte ich für einen gewieften Betrüger. Nach allem, was man gegenwärtig weiß, stehen die Putschisten unter dem Kommando seines Vaters. Ich vermute, daß die zwei Millionen für den Ankauf von Waffen und Munition verwendet wurden. In diesem Fall sehen die Gläubiger keinen Penny mehr von ihrem Geld.«
Der alte Knabe hat noch nichts von seinem Scharfsinn eingebüßt, dachte Hugh, der Greenbournes Befürchtungen nachvollziehen konnte. »Ich fürchte, Sie haben recht. Trotzdem gibt es da noch eine Chance. Ganz abgesehen davon, daß Sie im Falle einer finanziellen Panik auch Geld verlieren werden, wenngleich auf andere Weise.«
»Ihr Plan ist durchaus genial. Sie waren ja schon immer der Gescheiteste Ihrer Familie, Pilaster.«
»Aber der Plan hängt von Ihnen ab.«
»Ach ja?«
»Wenn Sie sich bereit erklären, das Konsortium zu leiten, wird die City Ihnen folgen. Ohne Ihre Beteiligung fehlt dem Konsortium jenes Ansehen und Prestige, das zur Beruhigung der Gläubiger unbedingt erforderlich ist.«
»Das sehe ich ein.« Falsche Bescheidenheit war Greenbourne fremd.
»Werden Sie dabei sein?« Hugh hielt den Atem an. Einige Sekunden lang schwieg der alte Herr und dachte nach. Dann sagte er mit fester Stimme: »Nein.«
Hugh sank enttäuscht in seinen Stuhl zurück. Damit
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