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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Chancen auf Anerkennung seitens der britischen Regierung zunichte machen. Vielleicht ließ sich das Außenministerium dazu überreden, von nun an die Silvas zu unterstützen - einerseits, um die Mirandas zu bestrafen, und andererseits, um für die britischen Investoren der Santamaria Harbour Company eine Entschädigung zu erreichen. Je mehr Hugh darüber nachdachte, desto optimistischer wurde er. Er hoffte, daß Nora bereits im Bett lag und schlief, wenn er nach Hause kam. Er wollte das Gejammer nicht hören - wieder ein grauenhafter Tag in diesem gottverlassenen Nest, wieder ein Tag, an dem man sie mit diesen drei ungezogenen Rabauken allein gelassen hatte ... Er wollte nur noch unter die Decke kriechen und schlafen. Über die Konsequenzen der heutigen Ereignisse für sich selbst und seine Bank konnte er auch morgen noch nachdenken. Er war enttäuscht, als er vom Gartenweg aus erkannte, daß hinter den Vorhängen noch Licht brannte. Nora war also noch wach. Er schloß die Haustür auf und ging ins Wohnzimmer. Zu seiner Überraschung waren seine Buben noch wach. Sie hatten all drei ihre Schlafanzüge an, saßen wie die Orgelpfeifen nebeneinander auf dem Sofa und schauten sich ein Bilderbuch an. Daß aber in ihrer Mitte Maisie saß und ihnen vorlas, war ihm vollkommen unerklärlich.
    Die drei Kinder sprangen auf und rannten auf ihn zu. Er umarmte und küßte sie einen nach dem anderen: erst Sol, den Jüngsten, dann Samuel und zuletzt den elfjährigen Toby. Die beiden Jüngeren waren außer sich vor Freude darüber, daß er nun endlich wieder bei ihnen war, doch in Tobys Miene lag noch ein anderer Ausdruck. »Was ist denn hier geschehen, alter Junge?« fragte ihn Hugh. »Ist etwas passiert? Wo ist eure Mutter?«
    »Sie ist einkaufen gegangen«, antwortete Toby und schluchzte. Hugh nahm seinen Ältesten in den Arm und blickte Maisie an. »Ich bin so gegen vier Uhr gekommen«, sagte sie. »Nora muß das Haus kurz nach dir verlassen haben.«
    »Sie hat die Kinder allein gelassen?« Maisie nickte.
    Heißer Zorn wallte in Hugh auf. Die Kinder waren fast den ganzen Tag sich selbst überlassen gewesen. Was hätte da nicht alles passieren können! »Wie konnte sie das tun?« fragte er bitter. »Sie hat eine Nachricht hinterlassen«, sagte Maisie und gab ihm das Briefkuvert.
    Hugh öffnete es und las die Botschaft, die aus einem einzigen Wort bestand: L EB E W O H L .
    »Es war nicht zugeklebt«, erklärte Maisie. »Toby hat es gelesen und mir gezeigt.«
    »Kaum zu fassen!« sagte Hugh, doch im gleichen Augenblick wußte er auch schon, daß das nicht der Wahrheit entsprach. Noras Verhalten war nur allzu verständlich; ihre eigenen Wünsche hatten immer Vorrang vor allem anderen gehabt. Jetzt hatte sie ihre Kinder verlassen. Wahrscheinlich ist sie zu ihrem Vater zurückgekehrt, dachte Hugh, in die Kneipe ...
    Aus der Botschaft schien hervorzugehen, daß sie nicht die Absicht hatte, jemals wiederzukommen.
    Hugh wußte nicht, was er davon halten sollte. Seine erste Pflicht betraf die Jungen. Es kam jetzt darauf an, daß sie sich nicht noch mehr aufregten. Er verdrängte vorübergehend seine eigenen Gefühle und sagte: »Ihr Burschen habt heute sehr lange aufbleiben dürfen, aber jetzt ist es höchste Zeit. Ins Bett mit euch! Marsch!« Er wies ihnen den Weg zur Treppe. Samuel und Sol teilten sich ein Zimmer, Toby hatte ein eigenes. Hugh brachte zuerst die beiden Kleinen zu Bett. Dann ging er zu seinem Ältesten und beugte sich über dessen Bett, um ihm einen Gutenachtkuß zu geben. »Mrs. Greenbourne ist ganz toll!« sagte Toby. »Da hast du recht, Toby«, erwiderte sein Vater. »Sie war mit Solly verheiratet, meinem besten Freund. Er ist dann leider gestorben.«
    »Außerdem ist sie hübsch.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Kommt Mama zurück?«
    Das war die Frage, die Hugh gefürchtet hatte. »Ja, natürlich kommt sie zurück«, sagte er. »Wirklich?«
    Hugh seufzte. »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht.«
    »Wenn sie nicht zurückkommt - wird sich dann Mrs. Greenbourne um uns kümmern?«
    Kinder treffen doch immer gleich den Kern der Sache, dachte Hugh. Er vermied eine direkte Antwort. »Mrs. Greenbourne leitet eine Klinik«, sagte er. »Sie hat Dutzende von Patientinnen, um die sie sich kümmern muß. Ich glaube, sie hat gar nicht die Zeit, sich auch noch um drei Jungen zu kümmern. Und jetzt Schluß mit der Fragerei. Gute Nacht!«
    Toby schien die Antwort nicht überzeugt zu haben, aber er fragte nicht noch einmal nach.

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