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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ausführten, sorgten dafür, daß die Straße tatsächlich so überfüllt war, wie der Leserbriefschreiber in der Times behauptet hatte. Die Kutschen glänzten in frischem Anstrich, die Pferde waren gebürstet und gestriegelt, die Männer trugen den üblichen Cutaway, und die Damen präsentierten sich im lebhaften Bunt der neuartigen chemischen Textilfärbeverfahren. Man bewegte sich gemächlich vorwärts, um Pferde und Kutschen, Kleider und Hüte aufs genaueste begutachten zu können. Augusta und ihre Tochter betrieben eine Konversation, die Hugh nicht mehr als hin und wieder eine angedeutete Zustimmung abverlangte.
    »Sieh doch - Lady St. Ann mit einem Dolly-Varden-Hut!« Rief Clementine aus.
    »Die sind schon voriges Jahr aus der Mode gekommen«, erwiderte Augusta.
    »Ah ja«, machte Hugh.
    Neben ihnen fuhr eine andere Kutsche auf. Hugh erkannte seine Tante Madeleine Hartshorn. Wenn sie einen Schnurrbart hätte, sähe sie genauso aus wie ihr Bruder Joseph, dachte er. Sie war Augustas engste Busenfreundin im Familienkreis. Die beiden bestimmten gemeinsam das gesellschaftliche Leben der Pilasters. Augusta war die treibende Kraft und Madeleine ihre treueste Vollzugsgehilfin. Beide Kutschen hielten an, und die Damen begrüßten sich. Man blockierte die Straße und zwang zwei oder drei nachfolgende Kutschen zum Anhalten. »Fahr doch eine Runde mit uns, Madeleine«, sagte Augusta. »Ich möchte mit dir sprechen.« Madeleines Diener half seiner Herrin beim Umsteigen. Zu viert setzten sie die Fahrt fort.
    »Jetzt drohen sie schon, den alten Seth über Samuels Sekretär aufzuklären«, sagte Augusta.
    »O nein!« rief Madeleine aus. »Das dürfen sie nicht!«
    »Ich habe schon mit Joseph gesprochen, aber sie lassen nicht mit sich reden«, fuhr Augusta fort. Ihr von aufrichtiger Sorge bestimmter Ton raubte Hugh schier den Atem. Wie macht sie das nur? dachte er. Vielleicht redet sie sich wirklich ein, daß alles stimmt, was ihr gerade in den Kram paßt?
    »Ich werde mit George reden«, sagte Madeleine. »Der Schock könnte den lieben Onkel Seth umbringen.«
    Hugh spielte mit dem Gedanken, Onkel Joseph von diesem Gespräch zu berichten. Joseph wäre zweifellos entsetzt, wenn er wüßte, wie er und die anderen Teilhaber von ihren Frauen manipuliert wurden. Nur - er wird mir nicht glauben. Ich bin ein Niemand - und deshalb schert sich Augusta auch nicht darum, daß ich das alles mitbekomme ...
    Ihre Kutsche kam nur noch im Schrittempo vorwärts. Ein unübersichtliches Gewühl aus Pferden und Kutschen versperrte den Weg. »Was ist denn hier los?« fragte Augusta gereizt. »Es muß die Löwin sein!« sagte Clementine aufgeregt. Hugh spähte in die Runde, konnte die Ursache der Verzögerung jedoch auch nicht erkennen. Vor ihnen befanden sich mehrere Kutschen der unterschiedlichsten Art, neun oder zehn Pferde und einige Fußgänger.
    »Was soll dieses Gerede über eine Löwin?« erkundigte sich Augusta.
    »Ach, Mutter, das weiß doch jeder!«
    Als sie näher kamen, löste sich eine elegante kleine Viktoria aus dem Pulk, die von einem Paar hochtrabender Ponys gezogen und von einer Dame gelenkt wurde. »Es ist wirklich die Löwin!« quiekte Clementine.
    Hugh sah sich nach der Frau in dem kleinen Zweispänner um und staunte. Er kannte sie. Es war Maisie Robinson.
    Sie ließ die Peitsche knallen, und die Ponys liefen schneller. Maisie trug ein Kostüm aus brauner Merinowolle mit Seidenbesätzen, dazu eine blaßgelbbraune Krawatte, die unter dem Kinn zu einer Schleife gebunden war. Auf ihrem Kopf saß ein kecker kleiner Zylinder mit gerollter Krempe.
    Hugh überfiel sogleich wieder der Ärger über ihre Vorwürfe gegen seinen Vater. Dieses Mädchen hatte doch von Finanzen keine Ahnung! Und wer gab ihr das Recht, auf so saloppe, unverschämte Art andere Leute der Unehrenhaftigkeit zu bezichtigen? Andererseits ließ sich nicht verhehlen, daß sie absolut hinreißend aussah ... Ein unwiderstehlicher Charme ging von ihr aus, wie sie da auf dem Kutschbock saß. Das schräg sitzende Hütchen auf ihrem Kopf und sogar die Art, wie sie Peitsche und Zügel hielt, fügten sich nahtlos zu einem bezaubernden Bild.
    Maisie Robinson war also die Löwin! Aber wie kam sie so plötzlich zu Kutsche und Pferden? War sie überraschend zu Geld gekommen? Was bezweckte sie mit diesen Auftritten? Hugh hatte noch keine Antworten auf seine vielen Fragen gefunden, als plötzlich ein Unfall passierte.
    Ein kläffender kleiner Terrier schreckte einen nervösen

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