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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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schwarzen Mandelaugen noch stärker funkeln ließ. Die Frauen hatten kleine Blüten in ihr langes, lockiges Haar geflochten und es mit einem hauchdünnen weißen Tuch mit aufwendigen Seidenstickereien – ein Geschenk von Karims Frau – bedeckt. An ihrer Brust schimmerte das verbotene goldene Schmuckstück. Fatima war mit ihren fast siebzehn Jahren eine umwerfend schöne Frau.
    Hernando reichte ihr seine Hand, und Fatima schloss sie lächelnd in ihre. Er spürte ihre Entschlossenheit. Sie standen einander gegenüber und verloren sich in den Augen des anderen. Niemand störte den Zauber dieses so lange herbeigesehnten Augenblicks. »Ich liebe dich«, sagte Hernando schließlich. Fatima lächelte.
    »Ich liebe dich, Ibn Hamid.«
    Karims Frau mahnte zur Eile. Sie sollten so bald wie möglich mit der Zeremonie beginnen.
    Hamid trat zu den beiden und sprach die Hochzeitsformeln. Der Alfaquí wirkte um Jahre gealtert, seine Stimme bebte, und er musste sich wiederholt räuspern, damit man ihn verstehen konnte. Als Hernando Fatima den schlichten Eisenring reichte, nahm sie ihn mit zitternden Fingern an und lächelte. Es gab keine Musik und keine Tänze, nicht einmal ein Festmahl. Die beiden beschränkten sich darauf, leise in Richtung der Qibla zu beten, und verließen dann gemeinsam die Calle de los Moriscos. Fatima hatte den Blütenschmuck abgelegt und die weiße Tunika gegen Alltagskleider eingetauscht. Nur das weiße Tuch trug sie noch. Beim Anblick des kleinen Bündels mit ihren wenigen Habseligkeiten dachte Hernando an die riesige Truhe.
    Die goldene Fatimahand versteckten sie im Koran, den sie wiederum in das weiße Tuch wickelten. Dann folgten sie einem alten Brauch und legten ein kleines Mandelgebäck unter die Matratze. Als Fatima lächelnd in den beiden Zimmern auf und ab ging und sich überall umsah, malte sie sich ihre Zukunft in ihrem neuen Heim aus. Schließlich blieb sie vor der Waschschüssel stehen und tauchte ihre Fingerkuppen in das klare Wasser.
    »Lass mich bis zum Einbruch der Dunkelheit allein, Ibn Hamid. Ich möchte mich für dich zurechtmachen.«
    Hernando konnte ihr Gesicht zwar nicht sehen, aber ihre sanfte, sinnliche Stimme versprach ihm alles, wonach er sich sehnte.
    Er unterdrückte sein aufflackerndes Verlangen und gehorchte.
    Die Stallungen waren sonntags immer menschenleer, nur ein Stallbursche hielt Wache und lungerte im Vorhof herum. Hernando schlenderte durch die Ställe und klopfte hier und da einem Pferd auf die Flanke. Wie würde sich Fatima für ihn zurechtmachen? Die weiße Tunika ihrer ersten Liebesnacht in Ugíjar gab es nicht mehr. Allein die Erinnerung an ihre festen, üppigen Brüste, die sich im Kerzenlicht durch den dünnen Seidenstoff abzeichneten, erregte ihn.
    Er hatte es nicht kommen sehen. Eines der ungezähmten Jungpferde, das erst vor Kurzem in den Marstall gekommen war, traf mit einem Huf seine Wade. Hernando spürte einen stechenden Schmerz und fasste sich ans Bein. Zum Glück war das Tier noch nicht beschlagen und der Schmerz ließ allmählich nach. Dummkopf! Wie konnte er nur ein Pferd tätscheln, das noch nicht an den Umgang mit Menschen gewöhnt war? Der Einjährige hieß Saeta – »Pfeil« –, und sein hitziger Charakter würde Hernando sicherlich noch viel Arbeit bescheren. Saeta zerrte wild am Halfterstrick, mit dem er an der Stallmauer angebunden war. Hernando blieb neben dem Tier stehen und wartete geduldig, bis es sich etwas beruhigt hatte. Saeta sah ihn nicht an, spitzte aber die Ohren, als Hernando anfing, leise mit ihm zu reden – so wie damals mit seiner Alten in den Bergen von Juviles. So verbrachten sie einige Zeit. Das Pferd blieb aber angespannt und hielt den Kopf hartnäckig nach vorn gerichtet.
    »Glaub mir, wir werden uns gut verstehen. Du wirst mich mögen«, prophezeite Hernando, als er erkannte, dass das Tier noch nicht so weit war. »Von ganzem Herzen.«
    »Ja, da sind wir uns sicher.«
    Hernando drehte sich überrascht um. Don Diego López de Haro und José Velasco standen vor ihm. Der Adlige trug eine schillernde grüne Hose, die bis zu den Waden reichte, darunter Strümpfe und Samtschuhe, ein eng anliegendes schwarzes Wams mit Hals- und Armkrause und darüber einen Umhang – und einen Degen am Gürtel. Neben ihm stand sein Lakai José, etwas weiter hinten der wachhabende Stallknecht. Wie lange hatten sie ihm schon zugehört? Hoffentlich hatte er nichts … O nein, er hatte Arabisch gesprochen!
    »Hat er dich schwer erwischt?«, fragte

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