Die Pfeiler des Glaubens
Don Diego und zeigte auf Hernandos Wade. Sie hatten also von Anfang an zugehört!
»Nein, Hoheit«, stammelte er.
Don Diego kam auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Hernando fühlte sich unwohl. Er hatte auch einige Suren rezitiert!
»Weißt du, warum er Saeta heißt?« Der königliche Oberstallmeister wartete gar nicht erst auf eine Antwort. »Er ist schnell und hart wie ein Pfeil, aber auch biegsam und graziös, und wenn er galoppiert, sieht es aus, als würde er durch die Luft fliegen. Ich setze große Hoffnungen in ihn. Pass gut auf ihn auf. Gib ihm alles, was er braucht. Und wo hast du eigentlich gelernt, wie man mit Pferden umgeht?«
Hernando zögerte. Durfte er die Wahrheit sagen?
»In der Sierra Nevada«, wich er aus.
Don Diego neigte den Kopf zur Seite, diese Erklärung reichte ihm nicht.
»In den Bergen hatten nur die Aufständischen Pferde«, sagte er nüchtern.
»Bei Ibn … bei Aben Humeya«, gab Hernando schließlich zu. »Ich habe die Pferde von Aben Humeya versorgt.«
Don Diego nickte, seine rechte Hand lag immer noch schwer auf Hernandos Schulter.
»Don Fernando de Válor y de Córdoba, nicht wahr?«, murmelte er. »Er soll sich in der Stunde seines Todes zum Christentum bekannt haben. Don Juan de Austria ließ seine Leiche in den Bergen exhumieren und erwies ihm in Guadix mit einem christlichen Begräbnis die letzte Ehre.« Der Adlige überlegte eine Weile. »Du kannst jetzt gehen. Heute ist Sonntag, komm morgen wieder.«
Hernando sah aus dem Fenster: Die Sonne ging endlich unter. Fatima! Er verbeugte sich linkisch und eilte aus dem Stall.
Don Diego stand noch immer bei dem kostbaren Pferd und überlegte.
»Die meisten Menschen reagieren mit roher Gewalt, wenn ein Pferd ausschlägt oder sich wehrt«, sagte er schließlich. »Sie schlagen und bestrafen die Tiere – was sie aber nur noch widerspenstiger macht. Und dieser Junge hier … Er reagiert mit Sanftmut und Geduld. Er will das Herz des Tieres gewinnen. José, pass mir gut auf ihn auf. Er weiß, was er macht.«
Hernando eilte die Treppen zu den Unterkünften hoch und klopfte an die Tür.
»Du musst noch warten!«
»Aber es ist doch schon fast dunkel!«, hörte er sich antworten.
»Also musst du noch warten!«
Er ging eine Weile im Gang auf und ab. Was sollte er jetzt machen? Sollte er noch einmal klopfen? Er war sich nicht sicher. Schließlich entschied er, sich auf den Boden gegenüber der Tür zu setzen. Und wenn ihn hier jemand sah? Was sollte er dann sagen? Wenn einer seiner Nachbarn …? Wenn der Oberstallmeister! Nein, Don Diego hielt sich nur in den Stallungen auf! Hatte er vorhin verstanden, was er dem jungen Pferd zugeflüstert hatte? Es war verboten, Arabisch zu sprechen. Hernando wusste, dass die Morisken beim Rat der Stadt Córdoba ein Gesuch vorgebracht hatten, in dem sie darlegten, wie schwer es vielen von ihnen fiel, die einzige Sprache, die sie beherrschten, nicht sprechen zu dürfen. Sie baten um Aufschub des Verbotes, damit diejenigen, die noch Mühe damit hatten, Spanisch lernen konnten. Ihr Gesuch wurde abgelehnt, und Arabischsprechen wurde nach wie vor mit Gefängnis und anderen Strafen geahndet. Was erwartete ihn jetzt, da er nicht einfach nur Arabisch gesprochen, sondern den Koran auf Arabisch rezitiert hatte? Andererseits hatte Don Diego nichts gesagt. Waren die Pferde hier vielleicht doch die einzige Religion?
Ein zaghaftes Klopfen an der Zimmertür riss ihn aus seinen Gedanken. Es klopfte noch einmal. Fatima gab ihm das Zeichen.
Hernando stand auf und öffnete vorsichtig die Tür.
Er blieb wie vom Donner gerührt stehen.
»Mach die Tür zu!«, sagte Fatima. Sie lächelte.
Benommen folgte er ihrer Aufforderung.
Fatima stand nackt vor ihm. Die Dämmerung und das flackernde Kerzenlicht umspielten sanft ihre Silhouette. Ihre Brüste waren mit Henna-Mustern verziert, die wie lodernde Flammen bis an die goldene Fatimahand an ihrer Halskette reichten. Ihre Mandelaugen waren dunkel geschminkt und funkelten ihn verführerisch an. Der betörende Duft von Orangenblüten umfing Hernando, während er den zarten und zugleich so sinnlichen Körper seiner Frau betrachtete. Sie standen sich schweigend gegenüber, nur der immer schneller werdende Atem ihrer Begierde durchbrach die Stille.
»Komm«, flüsterte sie.
Hernando ging langsam auf sie zu. Er streckte die Hand nach ihr aus und fuhr zärtlich die Henna-Zeichnungen auf ihren Brüsten nach. Er umspielte sanft ihre Brutwarzen, die zwischen
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