Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
Vom Netzwerk:
der Küste zwischen Vera und Mojácar bemerkte ihre Schiffe und läutete Sturm.
    »Die meisten Wachposten wurden abgezogen, und viele Türme sind zerstört«, erklärte der Kapitän und lachte. »In den meisten Türmen sitzt hier und da vielleicht ein alter Mann, der aber lieber seinen Garten bestellt, als sich um etwas zu kümmern, wofür König Philipp ihn nicht einmal bezahlt.«
    Das entsprach der Wahrheit. Die Korsaren mochten noch so viele Kaperfahrten nach Spanien unternehmen, das Verteidigungssystem der Christen – mit ihren Wachen und Kundschaftern an den Küsten, die die Städte und die Truppen benachrichtigen sollten – brach langsam, aber sicher in sich zusammen.
    Ibrahim landete mit seinen knapp fünfzig Männern an der Küste in der Nähe von Mojácar. Einige blieben bei den Schiffen, doch die meisten beteiligten sich am Beutezug. Ibrahim hielt einen Moment lang inne und beobachtete, wie seine Mannschaft landeinwärts stürmte. Spanien! Er atmete tief ein. Er war wieder in Spanien! Und er befehligte ein kleines, schlagkräftiges Heer. Er war Herr über diese Piraten! Er bezahlte sie! Er hatte es …
    »Worauf wartest du?«, drängte der Hauptmann eines Trupps. »Wir haben nicht viel Zeit!«
    Sie trafen zunächst auf einige Männer und Frauen bei der Feldarbeit, die sofort das Weite suchten, als sie die Korsaren entdeckten. Seinen Männern gelang es dennoch, mehrere von ihnen gefangen zu nehmen.
    Kurz darauf trafen sie sich alle am Strand wieder. Sie hatten fünfzehn Gefangene gemacht, besonders wertvoll waren drei junge, gesunde und üppige Frauen aus Galicien. Sie gehörten zu jenen spanischen Christen, mit denen man das Königreich nach der Vertreibung der Morisken neu zu besiedeln versuchte. Ibrahim würde für sie einen guten Preis auf dem Sklavenmarkt von Tetuan erzielen können.
    Während seine Männer an Bord gingen, warf Ibrahim einen letzten Blick auf sein al-Andalus. Am Horizont konnte er die Sierra Nevada ausmachen, mit ihren verschneiten Gipfeln, ihren klaren Flüssen, ihren tiefen Wäldern und …
    »Verdammter Nazarener! Ich lebe noch!«, schrie er. »Fatima, ich schwöre bei Allah: Eines Tages komme ich wieder und hole, was mir gehört!«

37
    Córdoba, Oktober 1578
    H ernando gab Corretón die Sporen und genoss die kühle Luft, die ihm entgegenwehte. Das dumpfe Trommeln der Hufe auf dem feuchten Grund konnte die Flüche von José Velasco und Rodrigo García nicht übertönen. Die beiden versuchten ihn mit ihren Pferden einzuholen. Sie waren auf der Weide der Stuten und Fohlen angekommen, und Hernando hatte sie zu einem Wettrennen herausgefordert.
    »Mit Corretón schlage ich jeden!« Die erfahrenen Bereiter hatten sich ungläubig angesehen. »Wer als Letzter bei den Korkeichen ist«, Hernando zeigte auf einige Bäume am anderen Ende der Weide, »gibt eine Runde Wein aus.«
    Hernando jagte auf Corretón dahin und baute den Vorsprung zu seinen Verfolgern immer weiter aus. Er war in Festtagsstimmung. Bevor sie aus der Stadt geritten waren, hatten die Glocken aller Kirchen Córdobas geläutet. Der Grund: Don Juan de Austria war an Typhus gestorben. Der Henker der Alpujarras hatte seine letzten Stunden in einer einfachen Hütte zugebracht.
    Corretón galoppierte wie der Wind, und Hernando jubelte. Er schrie, so laut er konnte. Er schrie zu Ehren der vielen Frauen und Kinder aus Galera, die der christliche Oberbefehlshaber hatte hinrichten lassen.
    Weniger als eine Meile vor dem Eichenhain überholte ihn zunächst Rodrigo und dann auch noch José. Hernando gelangte als Letzter zu den beiden Reitern, die ihre Pferde am Ziel langsam auslaufen ließen.
    »Auf dich!«, lachte Rodrigo.
    »Corretón ist viel jünger als eure Pferde«, verteidigte Hernando sein Reitpferd.
    »Das hätte dir früher einfallen müssen!«, ermahnte ihn Don Diegos Lakai. »Oder machst du jetzt etwa einen Rückzieher?«
    »Ich habe mich einfach in der Entfernung verschätzt.«
    Rodrigo ritt zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Wettschulden sind Ehrenschulden.«
    Mittlerweile schnauften die Pferde wieder ruhiger, und die Männer wollten gerade den Heimritt antreten, als Rodrigo sie auf etwas aufmerksam machte.
    »Kommt her!«, rief er und zeigte zum Dickicht.
    Aus dem Gestrüpp ragten die Hinterläufe einer Stute. Die Männer ritten näher und stiegen ab. José und Rodrigo begutachteten den Kadaver, während sich Hernando um ihre Pferde kümmerte.
    »Es ist zwar nur eines der älteren Tiere«, berichtete José

Weitere Kostenlose Bücher