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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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kroch auf allen vieren am Boden und sackte beim Versuch sich aufzurichten immer wieder zusammen, ehe sie zwischen den Reitern die Kinder entdeckte, deren Schreie trotz des Aufruhrs der Pferde deutlich zu vernehmen waren. Ibrahim überblickte das Schauspiel im Hof. Er kniff die Augen zusammen und lehnte sich über die Brüstung.
    »Wo ist der Nazarener?«, rief er in den Patio. »Verdammt, wo ist dieser Hurensohn?«
    Beim Klang seiner Stimme schlug Aischa die Hände vorm Gesicht zusammen. Ihr gellender Schrei übertönte das Klappern der Hufe, das Schnauben der Tiere und die Befehle der Reiter. Fatima stand sehr langsam auf, sie zitterte, ihr gesamter Körper war angespannt. Dann hob sie langsam den Blick, als wollte sie sich Zeit lassen, die Stimme zuzuordnen, die ihr gerade in den Ohren dröhnte. Da entdeckte sie Ibrahim. Er grinste überlegen. Fatima zog ihr Nachtgewand instinktiv zurecht, sie war sich auf einmal ihrer Nacktheit bewusst. Die Reiter, die schon abgesessen hatten und neben Fatima standen, lachten laut auf.
    »Weib, zieh dir etwas an!«, schimpfte der Korsar. »Und ihr da, glotzt nicht so lüstern, das ist meine Frau, verstanden!« Fatima schossen Tränen in die Augen. Seine Frau!
    »Wo ist der Nazarener, Marquis?«
    Der Adlige saß auf seinem Pferd. Sein Gesicht war noch immer unter einer großen Kapuze versteckt. Einer seiner Lakaien antwortete für ihn.
    »Sonst war niemand im Haus.«
    »So war das nicht vereinbart«, brummte der Korsar.
    Einige Sekunden lang war nur noch das Weinen der Kinder zu hören.
    »Dann gibt es eben keine Vereinbarung«, entgegnete ihm der Marquis selbstbewusst.
    Ibrahim ging nicht auf die Herausforderung ein. Er beobachtete Fatima, die verzweifelt unten im Hof stand. Ibrahim überfiel ein lustvoller Schauder. Dann sah er zu dem Adligen: Wenn die Vereinbarung aufgehoben wurde, war ihm der Tod sicher.
    »Was ist mit dem Einarmigen?«, fragte er in einem Tonfall, der zu verstehen gab, dass er über Hernandos Fehlen hinwegsehen würde.
    Genau in dem Moment wurde der Türklopfer einige Male fest gegen das alte Holztor des Gasthofes geschlagen. Der Verwalter des Marquis hatte seinen Männern klare Anweisungen gegeben: »Haltet euch mit dem Monfí bereit. Versteckt euch in der Nähe, und sobald ihr seht, dass mein Herr den Gasthof betritt, eilt ihr herbei.«
    Der Baron aus Valencia schritt vorneweg, dahinter schleiften zwei seiner Gefolgsleute den gefesselten Ubaid in den Patio. Der verarmte Adlige – ein alter, aber zäher Mann – hielt nach dem Marquis von Casabermeja Ausschau, und ohne Zögern wandte er sich an die vermummte Gestalt zu Pferde.
    »Da habt Ihr ihn, Marquis«, sagte er, packte Ubaid am Schopf und zwang ihn vor dem Pferd des Adligen in die Knie.
    »Ich danke Euch, Señor«, erwiderte der Marquis von Casabermeja.
    Daraufhin überreichte einer der beiden Lakaien dem Baron einen Lederbeutel, den dieser aufband, öffnete und die Goldmünzen darin zählte.
    »Ich habe zu danken, Hoheit«, erwiderte der valencianische Baron zufrieden. »Ich hoffe, dass wir uns bei meinem nächsten Besuch Eurer Ländereien in Valencia treffen und zusammen auf die Jagd gehen können.«
    »Seid mir jederzeit willkommen.« Der Marquis begleitete seine Worte mit einer angedeuteten Verbeugung.
    Der Baron bedeutete seinen beiden Männern, zum Tor zu gehen.
    »Gott sei mit Euch«, wünschte der Marquis zum Abschied. Der Baron reagierte auf diese Worte mit der Art Verbeugung, die sich gegenüber einem höherrangigen Adligen geziemte, und ging zum Ausgang. Bevor er das Tor erreichte, blickte der Marquis zum Balkon hoch, auf dem kurz zuvor noch Ibrahim gestanden hatte. Aber der Korsar war längst nach unten in den Patio geeilt, um Fatima ein Bettlaken, das er in seinem Zimmer vorgefunden hatte, über das Nachtgewand zu werfen. Dann schnaubte er abfällig und ging auf den Maultiertreiber aus Narila zu.
    »Komm ihm ja nicht nahe«, drohte ihm der Lakai, der den Baron bezahlt hatte, und führte die Hand zu seinem Degen. Einige der übrigen Männer zückten ebenfalls sofort ihre Waffen, als sie das Verhalten des Bediensteten wahrnahmen.
    »Was zum …?«, wollte sich Ibrahim beschweren.
    »Du hast der neuen Abmachung noch nicht zugestimmt«, unterbrach ihn der Lakai.
    »Ja, ja. Einverstanden«, gab der Korsar sofort nach und schob den Mann zur Seite.
    Ubaid kniete noch immer starr vor dem Pferd des Marquis. Als er aber Ibrahims Stimme so dicht hinter sich hörte, drehte er sich um … und bekam

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