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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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ohnmächtig geworden: Nackte, verdreckte, kranke Menschen drängten sich dort. Es gab weder frische Luft noch Tageslicht. Dort unten verharrten die Christen bis zu ihrem Freikauf oder ihrem Tod.
    »Ja, erzählt von Córdoba, berichtet mir alles, was Ihr wisst!«, ermun terte Ibrahim die Mönche und riss sie aus ihren traurigen Erinnerungen.
    Fray Silvestre hatte von Hernando gehört, dem Morisken, den Don Diego im königlichen Marstall angestellt hatte und der sonntags immer mit zwei Jungen auf einem prächtigen Fuchs durch die Straßen von Córdoba ritt. Man hatte ihm auch erzählt, dass er dem Domkapitel wertvolle Dienste leistete. Über seine Familie oder seine Frau wusste der Mönch jedoch nichts. Und natürlich konnte er dem Korsaren auch etwas über den blutrünstigen Monfí erzählen, den alle nur den »Einarmigen« nannten und der nach Sobahets Tod in der Sierra Morena zu einer Art Monarch aufgestiegen war. Die Kapuziner bemühten sich bei ihren Ausführungen, nicht auf Ibrahims Armstumpf zu starren. Keiner der beiden Ordensbrüder wagte es, den bedeutenden Korsaren nach dem Grund für seine Neugier an diesen Männern zu fragen. Sie ließen sich die Limonade, die Datteln und das Gebäck schmecken, bevor sie mit den Verhandlungen über den Freikauf der Sklaven beginnen wollten, die Ibrahim zu ihrer Enttäuschung dann dem jungen Nasi überließ.
    Ibrahim setzte nun alles daran, die Hindernisse zu beseitigen, die ihn bislang an seiner Rache gehindert hatten. Die Lösung seiner Probleme fiel ihm in der Gestalt der jungen, schönen Doña Catalina und ihres Knaben Daniel in die Hände. Catalina war die Gattin von Don José de Guzmán, dem Marquis von Casabermeja, einem wohlhabenden Großgrundbesitzer aus Málaga. Ibrahims Männer hatten Mutter und Kind samt Gefolge bei einem ihrer Raubzüge in der Nähe von Marbella gefangen genommen.
    Doña Catalina und ihr Sohn waren eine wertvolle Beute. Der Korsar nahm die beiden Adligen bei ihrer Rückkehr auch sofort in seinem Palast auf und ließ ihnen sämtliche Annehmlichkeiten zukommen, bis die Unterhändler des Marquis anreisten. Der Grande wartete natürlich nicht ab, bis eine Rettungsmission der religiösen Orden ausreichend Geldmittel beisammen und vom Gouverneur in Tetuan sowie von Philipp II. die komplizierten Genehmigungen eingeholt hatte. Der König zeigte sich alles andere als begeistert, wenn Geld in die Taschen seiner muslimischen Feinde floss, auch wenn er letztlich immer wieder nachgeben musste. Sobald die adeligen Familien erfuhren, wo sich ihre Angehörigen aufhielten – wofür die Korsaren meist selbst sorgten –, wurde zügig mit Verhandlungen über den Freikauf begonnen.
    Bei Doña Catalina und ihrem Sohn war es nicht anders, und sehr bald erhielt Ibrahim Besuch von Samuel. Er hatte mit diesem angesehenen jüdischen Händler schon zahlreiche Geschäfte abgewickelt.
    »Ich will kein Geld«, unterbrach Ibrahim ihn, sobald Samuel mit den Verhandlungen beginnen wollte. »Ich will, dass der Marquis dafür sorgt, dass ich meine Familie zurückbekomme und dass ich an zwei Männern aus den Alpujarras Rache üben kann.«
    Die letzte Sternschnuppe funkelte am Himmel über Córdoba, und Ibrahim grinste bei der Erinnerung an Samuels überraschten Gesichtsausdruck, als er seine Bedingungen für die Freilassung von Doña Catalina und ihrem Kind gestellt hatte.
    »Wenn es dem Marquis nicht gelingt, Samuel«, hatte er abschließend gesagt, »werde ich Mutter und Sohn umbringen.«
    Ibrahim stand auf dem Balkon seines Zimmers in der Venta Montón de la Tierra, einem Gasthof am Camino de las Ventas, nur wenige Meilen vor Córdoba entfernt. Vor acht Jahren war er schon einmal hier gewesen, damals als er mit Aischa und Shamir in den Bergen nach Sobahet suchte und ihm seine Hilfe anbieten wollte. Ubaid! Er strich bedächtig über den Griff des Krummsäbels an seinem Gürtel. Inzwischen hatte er gelernt, die Waffe mit der Linken zu führen. Vor der Zimmertür stand ein Lakai des Adligen Wache, damit niemand ihn störte, während er den weiteren Lauf der Dinge abwartete. Der quadratische Patio des Gasthofs war vom warmen Licht der Fackeln an den Mauern erleuchtet. Der Marquis hatte ein kleines Heer zusammengestellt, und die Männer lungerten im Patio herum. Den Wirt hatte er mit einem Batzen Geld bedacht. Damit erkaufte er sich nicht nur dessen Schweigen, sondern auch, dass der Gasthof für andere Reisende geschlossen war.
    Ibrahim blickte in den Nachthimmel. Seit Jahren

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