Die Pfeiler des Glaubens
hatte er von diesem Moment geträumt. Nun stieß er wiederholt gegen das Holzgeländer, auf das er sich mit der linken Faust stützte, und die Soldaten im Patio sahen zu ihm herauf.
Nasi hatte noch bei ihrer Landung an der Küste von Málaga vor vier Tagen versucht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
»Warum Córdoba? Der Marquis kann sie doch einfach hierherbringen, selbst Ubaid. Die Reise nach Córdoba ist gefährlich …«
»Ich will alles von Anfang an miterleben«, war Ibrahims knappe Antwort gewesen.
Der Marquis, ein hochmütiger Mann, dessen Erscheinung seinem Stand alle Ehre machte, verstand Ibrahims Motive genauso wenig. Der Adlige hatte Garantien dafür gefordert, dass sich der Korsar an sein Versprechen hielt, sobald er seinen Teil der Abmachung eingelöst hatte, und zur Überraschung des Marquis stellte Ibrahim diese Garantie höchstpersönlich dar.
»Wenn ich nicht zurückkehre, werter Christ«, drohte er ihm, »kannst du dir die Qualen deiner Frau und deines Sohnes vor ihrem Tod nicht in deinen wildesten Albträumen vorstellen.«
Er hatte mit Nasi alles besprochen.
»Falls ich nicht wiederkomme, erben meine Frau und meine Töchter das, was ihnen unseren Gesetzen nach zusteht«, erklärte er seinem jungen Korsarenanführer zum Abschied. »Aber das Geschäft gehört dir.«
Ibrahim riskierte sein Leben, er wusste, wenn etwas schiefging … Aber er wollte unbedingt dabei sein und vor allem ihre Gesichter sehen: Ubaids, Fatimas, Aischas und vor allem das des Nazareners. Nur so wäre seine Rache vollkommen.
Im Schutz der Dunkelheit begaben sich sieben Männer, die das absolute Vertrauen des Marquis von Casabermeja genossen, zur Puerta de Almodóvar in der Stadtmauer im Westen von Córdoba. Zuvor hatten sie überprüft, ob die Informationen über den Wohnsitz der Familie korrekt waren. Sie hatten Hernando zwar nicht gesehen, aber einige Altchristen in der Nachbarschaft bestätigten, dass dort der Moriskenreiter des königlichen Marstalls wohnte. Außerdem hatten die Männer des Marquis die Büttel und Wachen bestochen, damit man sie unbehelligt durch die Puerta de Almodóvar ließ. Das Tor wurde aufgestoßen, und der vermummte Marquis betrat zusammen mit zwei ebenso vermummten Lakaien und sieben Getreuen die Stadt. Vor den Stadtmauern hielten sich zwei weitere Männer des Marquis mit den Pferden versteckt. Die zehn Männer gingen schweigend die menschenleere Calle de Almanzor bis zur Calle de los Barberos hinunter, wo einer der Männer Posten bezog. Der Marquis bekreuzigte sich vor dem Gemälde der Schmerzensreichen Mutter an der Fassade des letzten Wohnhauses in der Calle de Almanzor und befahl, die Kerzen unter dem Bild zu löschen, die einzige Lichtquelle in der Straße. Während die Lakaien noch mit den Kerzen beschäftigt waren, gingen die übrigen Männer bereits zum Wohnhaus mit der verriegelten, massiven Holztür. Der Wachposten an der Kreuzung ließ einen leisen Pfiff hören: Die Luft war rein. Um diese Uhrzeit war kein Mensch unterwegs, und nur wenige Geräusche störten die nächtliche Ruhe.
»Los!«, befahl der Marquis.
Im Mondschein, der die verwinkelten Gassen Córdobas etwas erhellte, legte einer der Männer seinen Umhang ab und kletterte mithilfe von zwei anderen Männern mit erstaunlicher Geschicklichkeit an der Mauer zu einem Balkon im ersten Stockwerk hoch. Oben angekommen, ließ er ein Seil herab, an dem seine beiden Helfer ihm folgten.
Der vermummte Adlige und seine Männer zückten ihre Degen, sie machten sich für den Kampf bereit, sobald sie ihre drei Gefährten auf dem kleinen Balkon von Hernandos Wohnhaus sahen.
»Jetzt!«, rief der Marquis.
Zwei kräftige Fußtritte gegen den Fensterladen ließen ihn sofort zersplittern. Augenblicklich waren aus dem Haus die ersten Schreie zu hören, und die Männer stiegen in Fatimas Schlafzimmer ein. Unten brachen die Männer die verriegelte Tür auf, während im Haus weitere Schreie und das Weinen der Kinder zu hören waren. Die Männer drangen in das Haus ein und überwältigten schließlich die beiden Frauen und die Kinder.
Plötzlich kam Bewegung in die Nachbarhäuser. Auf einem Balkon in der Nähe leuchtete eine Laterne auf.
»Im Namen des einarmigen Ubaid aus der Sierra Morena«, rief einer der Wachposten unten auf der Straße, »löscht die Lichter und bleibt in euren Häusern!«
»Im Namen von Ubaid, dem Anführer der Monfíes, schließt eure Türen und Fenster, wenn euch euer Leben lieb ist!«, befahl der andere
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