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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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der Kirche zu missachten, ganz gleich, wer es tut. Wenn wir diesen Hernando ausliefern, wirft uns der Bischof morgen allesamt hinaus! Seine Exzellenz wäre mehr als zufrieden, wenn wir alle von hier verschwunden wären.«
    »Vielleicht hast du ja Glück …«, meinte Mesa zu Hernando in dem Moment, als alle Anwesenden nachzudenken und zu zweifeln schienen.
    »Aber so kommen wir nicht auf die Straße raus«, beschwerte sich jemand. Ein Raunen ging durch die Menge, einige Männer fluchten. »Wir geben den Soldaten des Grafen, was sie wollen! Der Bischof muss es ja nicht mitbekommen.«
    »… oder auch nicht«, bemerkte Mesa und griff wieder zur Weinflasche.
    »Nein. Wir können ihn nicht ausliefern«, stellte Luis entschieden fest und wandte sich an alle Anwesenden. »Aber wenn ihr unbedingt auf die Straße wollt, dann geht doch einfach in großen Gruppen und gleichzeitig durch verschiedene Ausgänge, um sie zu verwirren. Und zeigt ihnen ruhig eure Messer und Dolche.«
    »Jeder von uns nimmt es mit drei von ihnen auf!«, prahlte jemand.
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge, diesmal war es allgemeine Zustimmung. Eine Gruppe fand sich mit gezückten Waffen an der Puerta de Santa Catalina ein. Einige Männer schauten hinaus und stellten fest, dass die Soldaten des Grafen tatsächlich erschraken, als sie den Haufen Verbrecher aus dem Hof kommen sahen. Sie ließen sie unbehelligt ihrer Wege ziehen, als sie den gesuchten Morisken nicht entdecken konnten. Die Nachricht machte schnell die Runde, und sogleich bildete sich eine neue Gruppe, die zur Puerta de los Deanes hinauseilte.
    »Anscheinend hattest du doch Glück«, sagte Mesa und lächelte, als sich die Männer ihrer Runde wieder setzten.
    »Ich danke euch …«, begann Hernando.
    »Morgen«, unterbrach ihn der Chirurg sofort, »legst du beim Bibliothekar ein gutes Wort für Mesa ein.«
    Hernando betrachtete den Dokumentendieb, der ihn aus seinen vom Weingenuss halb geschlossenen Augen fragend ansah.
    »Fortuna ist launisch«, spaßte Hernando.
    Obwohl die Verbrecher um ihn herum eine gewisse Sicherheit boten, fand Hernando in der Nacht kaum Schlaf. Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn jemand zu nahe an ihm vorbeiging. Er war immer noch in Gefahr, und er wusste, dass die meisten Menschen, die hier ein und aus gingen und sich die Zeit mit Raufereien und Späßen vertrieben, trotz des Sakrilegs und der drohenden Exkommunikation gern bereit waren, ihn für ein paar Goldmünzen von diesem heiligen Ort fortzuschleifen.
    Nur ein einziger Gedanke konnte seine Ängste lindern, und daran klammerte er sich, um nicht über sein Elend nachdenken zu müssen: die Flucht zu den Barbaresken!
    Das Glockenläuten zum Morgenlob weckte die Schlafenden im Hof. Auch Hernando reckte und streckte sich wie die meisten seiner Gefährten, bevor die unzähligen Geistlichen, Musiker und Kantoren mit dem übrigen kirchlichen Personal in die Kathedrale strömten. Er blickte erstaunt zu seinen Kumpanen, die immer noch faul herumlagen.
    »Steht ihr nicht auf?«, fragte er den Chirurgen, der neben ihm lagerte.
    »Wir beginnen den Tag niemals auf Geheiß der Glöckner. Warte ab, du wirst schon sehen. He, ich wette eine Blanca-Münze!«, rief er den anderen Männern zu.
    »Einverstanden!« Mit diesen Worten nahm Pérez die Wette an.
    »Ich setze zwei Blancas dagegen!«, lachte Luis.
    »Ich bin dabei!«, scherzte Mesa.
    »Sieh hin«, sagte der Chirurg. Er zeigte auf einen Mann, der drei oder vier Schritte von ihnen entfernt zwischen den Orangenbäumen stand. Der Kahlkopf kniff die Augen zusammen und unterdrückte ein Lächeln, er presste seine Lippen zusammen, zwischen denen ein Schneidezahn herausragte. Er stand ganz ruhig da und balancierte eine flache Marmorplatte auf dem Kopf.
    »Was macht er da?«
    »Du meinst Palacio? Warte ab, du wirst schon sehen.«
    Zusammen mit der Menschenmenge gelangten auch einige Schweine und Hunde in den Hof. Sie liefen den Geistlichen nach oder leckten den Boden ab, auf dem sich noch Spuren vom Abendessen befanden. Hernando bemerkte, wie einer der Hunde den Schwanz einzog und weglief, sobald er diesen kuriosen Palacio erblickte.
    »Warum …?«
    »Ruhe!«, unterbrach ihn Pérez. »Es gibt immer einen, der ihn noch nicht kennt.«
    Er sah in dem Moment wieder zu dem Alten rüber, als ein bunt gescheckter Jagdhund an den Schuhen und den zerlumpten roten Strümpfen des Mannes schnüffelte. Der Hund lief aufgeregt hin und her, bis er die geeignete Position fand, um ein Hinterbein

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