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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Bibliothekar hätte ihn niemals verraten. Nicht einmal unter Folter, genau wie Karim! Nicht einmal die Inquisition hätte dem alten Mann seinen Namen entlocken können: Hernando Ruiz aus Juviles! Echte Muslime verrieten einander nicht.
    »Denkt darüber nach«, hörte er Luna sagen.
    »Ich weiß noch viel mehr über Euch«, bemerkte Castillo. »Don Julián hat Euch sehr geschätzt und hoch geachtet.«
    Warum hatte der Geistliche mit diesen Männern über ihn geredet? Wenn er es tatsächlich getan hatte, konnte das nur bedeuten, dass diese drei Männer für die gleiche Sache kämpften wie er selbst. Aber … kämpfte er überhaupt noch?
    »Ich habe nichts mehr damit zu tun«, stellte er mit matter Stimme fest. »Die Gemeinschaft in Córdoba hat mich ausgeschlossen, als sie von der Hilfe erfuhr, die ich den Christen im Krieg …«
    »Wir spielen doch alle das gleiche Spiel«, unterbrach ihn Don Pedro. »Ich an erster Stelle«, sagte er und zeigte auf eine große Truhe hinter Luna, der zur Seite trat, damit man das Möbelstück besser betrachten konnte. »Seht Ihr das Wappen? Das ist das Wappen der Familie Granada Venegas. Dieses Wappen hat die christlichen Könige im Kampf gegen unser Volk begleitet. Versteht Ihr den Leitspruch?«
    »Lagaleblila«, las Hernando mit lauter Stimme. »Was soll das …?« Als er die Bedeutung erfasste, sprach er nicht weiter.
    La ghaliba illa llah! Es gibt keinen Sieger außer Gott! Das war der Leitspruch der Nasriden! Dieser Schriftzug zierte die gesamte Alhambra zu Preis und Ehre des einzigen Gottes: Allah!
    »Die Ältestenräte der Gemeinschaften interessieren uns nicht«, stellte Castillo fest. »Letzten Endes setzen alle auf den bewaffneten Kampf oder die Konversion zum wahren Glauben. Alle hoffen auf Unterstützung durch die Türken, die Barbaresken und sogar durch die Franzosen. Wir sehen darin keine Lösung. Niemand wird uns helfen, und wenn es doch dazu kommen sollte, würden uns die Christen sofort umbringen. Wir wären die ersten Opfer. Das Zusammenleben wird von Tag zu Tag schwerer. Die Morisken in Valencia und in Aragonien sind stets zu Aufständen bereit, doch unsere Glaubensbrüder in Granada sind nur ein Volk ohne Land! Erst vor sechs Monaten wurden wieder etwa viertausendfünfhundert von ihnen aus Granada ausgewiesen, die heimlich in ihre ehemalige Heimat zurückgekehrt waren. Die Stimmen nach der endgültigen Vertreibung aller Morisken aus Spanien werden immer lauter, und es gibt Rufe nach noch viel grausameren und blutrünstigeren Maßnahmen. Wenn wir so weitermachen …«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Hernando, »dass wir im Fall einer bewaffneten Auseinandersetzung unterliegen werden. Uns bleibt also nur die Konversion.«
    »Nein!«, wandte Castillo mit entschiedener Stimme ein. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit.«
    »Wir müssen zurück nach Córdoba! Sofort!«
    Don Sancho polterte in das Arbeitszimmer, wo Hernando gerade zum wiederholten Male versuchte, die Ereignisse in Juviles zu Papier zu bringen. Erst vor ein paar Tagen hatte er die Akten nach einer erneuten Lektüre des Geschriebenen zerrissen. Er hob den Blick und beobachtete den Hidalgo, der mit wutverzerrtem Gesicht auf ihn zustürzte.
    »Warum? Was ist passiert?«, fragte er besorgt.
    »Was passiert ist!«, keifte Don Sancho. »Sag du es mir! Die gesamte Dienerschaft zerreißt sich das Maul über dich. Du hast die Ehre eines Richters des königlichen Obergerichts von Granada befleckt! Wenn Don Ponce davon erfährt … Wie konntest du nur … Das Gerücht wird sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt verbreiten. Ich will überhaupt nicht darüber nachdenken! Die Ehre eines Richters!« Don Sancho fuhr sich durch sein schütteres Haar. »Wir müssen weg von hier! Wir müssen zurück nach Córdoba! Und zwar sofort!«
    »Was erzählt man sich denn?«, fragte Hernando gelassen, um Zeit zu gewinnen.
    »Das solltest du am allerbesten wissen: Es geht um Isabel!«
    Der Hidalgo stolzierte entrüstet vor dem Schreibtisch auf und ab. »Ich sehe, Ihr seid sehr aufgebracht, aber ich verstehe den Grund nicht. Isabel und ich haben nichts Böses getan«, versuchte er ihn zu überzeugen. »Ich habe niemandes Ehre befleckt. Don Sancho, bitte, nehmt doch Platz.«
    Don Sancho blieb stehen und stützte sich mit geballten Fäusten auf den Schreibtisch. Er durchbohrte Hernando mit seinem Blick.
    »Sie sagt da aber etwas anderes«, log er.
    »Wie bitte? Ihr habt mit Isabel gesprochen?«, brachte Hernando entsetzt

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