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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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kann mein eigenes Leben riskieren, ich kann auch das Leben meiner Frau und sogar meiner Kinder riskieren, aber ich darf unter keinen Umständen das Erbe unseres Volkes gefährden. Fatima, ich kann diese Schrift nicht behalten, und sie darf niemals den Christen in die Hände fallen. Bitte, bewahre du sie zur ehrenden Erinnerung an unseren Kampf, den Islam lebendig zu halten. Mach damit, was du für richtig hältst. Bitte, nimm sie an dich, für Allah, für den Propheten und für unsere Glaubensbrüder.«
    Da streckte Fatima eine Hand nach dem Evangelium aus.
    »Du sollst wissen, dass ich dich liebe«, versicherte ihr Hernando nun, »bis in den …« Einen Moment lang versagte ihm die Stimme, und er flüsterte: »Tod verheißt ewige Hoffnung.«
    Aber Fatima hatte sich bereits umgedreht und war gegangen, noch ehe er den Satz beendet hatte.
    Erst nachdem Fatima in der Menschenmenge verschwunden war, begriff Hernando, dass sie mit ihrer Warnung recht hatte. Sein Magen zog sich zusammen, als er über den gewaltigen Platz blickte. Tausende Morisken hingen in El Arenal fest. Soldaten und Notare erteilten unaufhörlich Befehle. Vertriebene gingen an Bord der Schiffe. Händler und Hausierer versuchten, von diesen ohnehin schon ruinierten Menschen auch noch die letzte Blanca-Münze zu ergattern. Priester kontrollierten, dass keine jüngeren Kinder auf die Schiffe gelangten …
    »Was machen wir jetzt, Hernando?«, wollte Rafaela wissen. Sie war mehr als erleichtert darüber, dass diese Frau endlich fort war. Nun waren sie wieder zusammen, nun waren sie wieder eine Familie. Die Kinder standen um ihre Eltern herum, neugierig warteten sie ab.
    »Ich weiß es nicht.« Hernando konnte seinen Blick nicht von Rafaela und den Kindern abwenden. Beinahe hätte er sie für immer verloren … »Selbst wenn es dir gelingen sollte, dich als Moriskin auszugeben und an Bord zu kommen, die Kleinen wird man niemals ausreisen lassen. Sie werden uns unsere jüngsten Kinder wegnehmen. Rafaela, wir müssen aus dieser Falle heraus. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Es wird Abend.«
    Hernando stand unter dem schimmernden Goldturm und betrachtete nachdenklich die Stadtmauer. Zuerst folgte Rafaela seinem Blick, dann auch Miguel. In dieser Richtung gab es keine Rettung: Die Stadtmauer und der Alcázar riegelten das Gelände ab. In einiger Entfernung befand sich die Puerta de Jérez, doch dieses Stadttor wurde ebenso wie die Puerta del Arenal und die Puerta de la Triana von Soldaten bewacht. Der einzige Ausweg war der Guadalquivir. Rafaela und Miguel sahen, dass Hernando den Kopf schüttelte. Der Fluss war keine Lösung! All die Notare und Priester überwachten das Hafenbecken, also durften sie keinesfalls in die Nähe der Schiffe gelangen. Die einzige Möglichkeit zur Flucht bot der Weg, auf dem sie auf das Gelände gelangt waren: die Stelle am anderen Ende von El Arenal, zwischen der Stadtmauer und dem Guadalquivir, auch wenn dieser Zugang ebenfalls scharf bewacht wurde.
    »Wartet hier auf mich!«, sagte Hernando nur zu seiner Familie.
    Er durchquerte das gesamte Gelände. Am Zugang zu El Arenal befand sich ein Wachposten, die bewaffneten Männer hatten dort in behelfsmäßigen Verschlägen die Kolonnen der Vertriebenen in Empfang genommen. Hernando stellte jedoch fest, dass sich die Soldaten ihre Zeit nun lieber mit Kartenspielen vertrieben oder einfach nur schwatzten. Inzwischen kam niemand mehr an, und kein Moriske wagte es, El Arenal zu verlassen. Die Christen, die sich dort aufhielten, verließen das Gebiet durch die Tore, die in die Stadt führten, nicht durch den offenen Abschnitt zwischen Fluss und Stadtmauer.
    Hernando kehrte zu den anderen zurück, als es dunkel wurde. Es war Zeit für das Abendgebet. Hernando sah zum Himmel und bat Gott um Hilfe. Danach besprach er sich mit Rafaela und Miguel, aber auch mit Amin und Laila. Sein Plan war riskant, äußerst riskant.
    »Wo sind die Männer, die die Pferde begleitet haben?«, fragte er Miguel.
    »In der Stadt. Bis auf den, der auf die Tiere aufpasst.«
    »Sag ihm, dass er zu seinen Gefährten gehen soll. Richte ihm aus … richte ihm aus, dass ich meine letzte Nacht gern bei meinen Pferden verbringen möchte, aber allein. Meinst du, er glaubt das?«
    »Warum du das willst, wird ihm egal sein. Er wird sich liebend gern in der Stadt vergnügen. Ich habe die Männer schon bezahlt, also haben sie Geld, und in der Stadt ist die Hölle los.«
    Sie warteten Miguels Rückkehr ab.
    »Erledigt«,

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