Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen
wie du heißt, aber ich wüsste es gern, denn ich finde dich ziemlich gut.«
Klara hing ihren Gedanken nach. Sie sah einen herrlichen Nordseesommer vor sich. Lachend gingen sie und Niels am Strand entlang, bückten sich nach Bernstein, liefen Hand in Hand in die Wellen. Ob er reiten konnte? Egal. Sie würde es ihm beibringen, und dann würden sie nebeneinander durch die Brandung galoppieren.
Dann schaltete sich Klaras Wirklichkeitssinn ein. Wieder tauchte die bohrende Frage auf: Was passierte, wenn ihre Eltern in Westerbüll kein Geld verdienen konnten? Weder mit dem Reiterhof noch mit der Tierarztpraxis? Es hatte wenig Sinn zu träumen, solange nicht geklärt war, welches Unheil sich über dem Friesenhof zusammenbraute.
Wie gut, dass sie Nelly, Jette und die anderen darauf angesetzt hatte, den Ernst der Lage zu prüfen. Je eher Klara wusste, wer ihnen schaden wollte, desto eher konnte sie dagegen kämpfen. Denn dass etwas schwelte, daran bestand für sie kein Zweifel. Wie schroff dieser Ingwer Ingwersen ihre Mutter begrüßt hatte!
Lautes Lachen riss Klara aus ihren Überlegungen. Sie fuhr herum. Lea und ihre Mutter warteten am Friesenhof, der ein ganzes Stück hinter ihr lag.
»Bin ich total verblödet?« Klara schimpfte mit sich und wendete Luna. Ganz in Gedanken war sie am Stall vorbeigeritten.
Lea empfing ihre Schwester mit breitem Grinsen.
»Klara denkt an Nie-hils«, sang sie.
Klara ritt in die Einfahrt, ohne Lea anzusehen, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Ohren glühten.
Sie war froh, dass der dicke Maurer gerade die Mischmaschine anwarf. Das jaulende Geräusch der Trommel ersparte ihr eine Antwort.
Den Nachmittag verbrachten Lea und Klara im Dachzimmer ihrer Eltern und sortierten Fotos. Ihr Vater war noch nicht zurück. Meike Eichhorn saß am Schreibtisch. Oder vielmehr an einem Teil, das diesen Namen trug. Im Moment war das nur eine ausgehängte Tür, die auf zwei Tapezierböcken lag. Irgendwo mussten Computer, Scanner und Drucker ja stehen. Meike Eichhorn hockte auf einer umgedrehten Getränkekiste vor dem Bildschirm und entwarf den Reiterhofprospekt.
Vor Klara und Lea lag ein Ausdruck auf dem Fußboden und sie suchten die schönsten Fotos aus.
»Das Bild vom Friesenhof hierher.« Klara markierte den Platz mit einem gelben Stift.
»Genau, unser kuscheliges Haus mit dem Reetdach ist wichtig.« Lea nickte. »Jeder muss gleich sagen: Oh, ist der Friesenhof schön, da möchte ich hin!« Dann verteilten sie die Pferdebilder.
»Die hier nehmen wir«, entschied Klara und griff zu zwei Fotos von Magic und Luna, auf denen der Wind ihre prächtigen Mähnen hochwirbelte. »Von Flicka und Ibsen die Winterfotos, da blinzeln sie so lustig in die Kamera.« Von den neuen Haflingern Bonny und Joker gab es zwei schöne Aufnahmen auf der Weide.
»Der Galopp am Meer mit Magic und Luna kommt groß auf die erste Seite«, sagte Meike Eichhorn und malte zwei fliegende Mähnen ein, weil das Foto noch nicht fertig war. Der mächtige Leuchtturm musste unbedingt mit in den Prospekt, die Pfahlbauten auf Stelzen am Meer, die Strandkörbe und der kleine Flugplatz, auch das Cafe Sörensen, Salzwiesen und Heckenrosen.
»Der stillgelegte Bahnhof mit den zugewucherten Gleisen«, schlug Lea vor.
»Und der Bernsteinschleifer«, wünschte sich Klara. Schließlich gab es keine Lücke mehr. Bis auf eine. Meike Eichhorn malte ein Fragezeichen in den leeren Kasten. Unten hupte ein Auto, danach war ein schwaches Rumpeln zu hören. Lea und Klara achteten nicht darauf. Den ganzen Tag kamen Lastwagen, luden polternd Sand und Steine ab und fuhren wieder davon.
Meike Eichhorn horchte auf. Sie erkannte ihren Geländewagen am Motorgeräusch. Lächelnd bückte sie sich nach dem Prospektentwurf und schrieb »angekommen« in den Kasten mit dem Fragezeichen.
»Oh Mama, du mit deinen komischen Rätseln!«, rief Lea und raufte sich die Haare. »Was ist angekommen? Du meinst... auf dem Hof angekommen? Oder wo?«
Schon sprang Lea auf und rannte ins Treppenhaus. Im Rekordtempo rutschte sie das wackelige Geländer hinab und stürzte an die Haustür, um nachzusehen. Lea drückte die Klinke hinunter.
»Abgeschlossen«, grunzte sie wütend.
Mit großen Sätzen sprang Klara die Stufen runter und rüttelte mit Lea an der Tür.
»Warum ist die Tür zu?«, rief Lea die Treppe hoch. »Und wo ist der Schlüssel?«
»Meine ungeduldigen Töchter!«, kam es von oben. »Vielleicht gibt es draußen eine Überraschung?«
Lea jammerte und ließ
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