Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen
aus. Der Steg lief flach im Sand aus. »Guck mal, da drüben.« Lea zeigte auf die rot-weißen Strandkörbe, die auf der Rückseite die Aufschrift trugen: Ingwer Ingwersen. Ein stämmiger Mann mit sandblondem Haar und zwei ebenso blonde Jungen - Lea schätzte sie auf sechzehn oder siebzehn Jahre - bugsierten die schweren Körbe von einem Platz zum anderen. »Das ist Nellys Vater«, flüsterte Lea. »Und ihre Brüder. Wir müssen einen guten Eindruck machen. - Guten Morgen, Herr Ingwersen!« Fröhlich winkte sie dem Mann im roten Sweatshirt zu.
Erstaunt setzte er den Standkorb ab und gab »Moin, Moin« zurück. Mit gerunzelter Stirn sah er den Reitern nach, die weiter zum Meer ritten.
»Ich stelle mich mit Flicka so hin, dass ich euch von vorn fotografieren kann!«, rief Meike Eichhorn ihren Töchtern zu. »Reitet Richtung Norden!«
An einem der hölzernen Pfahlbauten trennten sie sich. Auf zehn Meter hohen Stelzen standen die eigenartigen Gerüste am Strand, weithin sichtbar. Bei Hochwasser stieg das Wasser an den Pfählen empor, manchmal meterhoch, aber die Gaststätten oben auf den Stelzen lagen hoch genug, um trocken zu bleiben.
Lea und Klara erreichten den Brandungssaum. Wie ein blaues Tuch lag das Meer vor ihnen. Leichtfüßig lief ein Jogger an den Pferden vorbei. Ein Mann warf Stöckchen ins Wasser, hechelnd stürzten sich seine Jagdhunde in die Nordsee und schwammen mit der Beute zurück. Sacht rollte eine flache Brandungswelle heran. Grüne Algenbüschel trieben ans sandige Ufer. Lea und Klara ritten näher heran, bis das Wasser um die Pferdehufe schwappte.
Das Meer zeigte seine harmlose Seite. Ein idealer, sonniger Morgen für einen rasanten Galopp am Strand. Auch die Pferde witterten das. Schnaubend schlugen sie mit den Köpfen, tänzelten und wollten am liebsten sofort losbrettern.
Der Sand wurde fester, besser zum Galoppieren. Jetzt konnten Lea und Klara ihre aufgedrehten Friesen nicht mehr bremsen. Kaum richteten die Mädchen ihre Zügellänge für den Galopp, da gab es kein Halten mehr.
Mit mächtigen Sprüngen galoppierte Magic los, haarscharf am Meer entlang. Lea griff in die Lockenmähne. Aus dem Augenwinkel erkannte sie Flicka mit ihrer Mutter. Luna gewann an Boden. Die kräftigen Friesen lieferten sich ein heißes Rennen, keiner gab auf. Erst die Mädchen beendeten schließlich den Wettkampf, atemlos parierten sie zum Schritt durch.
Meike Eichhorn lenkte Flicka zu den Friesen hinüber. »Ihr wart toll, Mädchen!«, rief sie. »Das werden Superfotos.«
Der Weg vom Strand zurück führte durch tiefen Sand. Langsam setzten die Pferde Fuß vor Fuß. Durch Puderzuckersand zu gehen war Schwerarbeit für ihre Beine. Die Reiter hielten Ausschau nach festgetretenen Fußwegen, um die Pferde zu entlasten.
Klara nahm ihre Kappe ab und schüttelte ihre langen blonden Haare zurecht. Sie dirgierte Luna an dem Traktor vorbei, mit dem Herr Ingwersen vorhin die Strandkörbe gebracht hatte. Drei Körbe standen noch auf dem Anhänger und warteten aufs Abladen.
Niels, der siebzehnjährige Sohn von Ingwer Ingwersen, hob den Kopf, als er Stimmen hörte. Er starrte Klara an, die nur ein paar Meter von ihm entfernt auf Luna vorbeiritt. Vorhin, aus der Feme, hatte er nur irgendwelche Reiter gesehen. Nun sah er Klara mit ihren blonden Haaren vor sich ... Er kannte alle Mädchen in Westerbüll, die hübsche Blonde war fremd hier, sonst wäre sie ihm längst aufgefallen.
»Komm, Niels, fass an!« Ungeduldig raunzte sein sechzehnjähriger Bruder Henning ihn von der Seite an. Abwesend fasste Niels den Griff des Strandkorbs und zerrte ihn ein Stück zur Seite, während er nur Augen für Klara hatte.
Auch Klara fand den großen Blonden, der Niels hieß, auf Anhieb sympathisch.
»Au! Niels, pass doch auf! « Mit schmerzverzerrtem Gesicht hüpfte Henning im Sand herum. Er rieb sich den Fuß, auf den sein Bruder gerade den Strandkorb abgesetzt hatte.
Lea lachte schallend, nicht über Niels, sondern über Henning, der wie aufgezogen durch den Sand hüpfte. Wie Rumpelstilzchen sah er aus, wie er herumsprang und schimpfte.
Ärgerlich drehte sich Henning zu Lea um. »Du findest das wohl lustig?«, fragte er wütend. Vorsichtig setzte er seinen Fuß ab.
Lea nickte. »Und ob. Mit der Nummer kannst du auftreten. Zum Beispiel auf unserem Reiterhof. Die Ferienkinder finden das sicher cool.«
Als er »Reiterhof« hörte, unterbrach Ingwer Ingwersen seine Arbeit und sah hinter einem Strandkorb hervor. Verstohlen musterte er
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