Die Pferde vom Friesenhof 01 - Start mit Hindernissen
sich auf die Treppe fallen. Mit den Fäusten trommelte sie auf die Holzstufen.
Oben ging das Telefon, ihre Mutter nahm ab. »Hat alles geklappt, Markus?«, fragte sie und lachte. Lea und Klara sahen sich an. Aha, ihr Vater. »Das ist ja süß«, hörten sie ihre Mutter sagen. Mit dem Telefon am Ohr erschien Meike Eichhorn am Treppenabsatz. »Na, die beiden werden Augen machen. Gut, bis gleich, Markus.«
Sie warf Lea den Hausschlüssel zu. »Papa wartet im Stall auf euch.«
So schnell waren die beiden Mädchen noch nie über den Hof gerannt.
Die Zimmerleute hatten schon Feierabend. Nur der weiße Transporter des Malermeisters aus Husum stand noch am Leuchtturmweg neben ihrem Geländewagen mit Hänger.
»Bestimmt wieder neue Pferde«, keuchte Lea. »Wir brauchen ja noch ein paar. Warum nimmt Papa uns nie mit zum Aussuchen?«
Gemeinsam rissen Lea und Klara die Stalltür auf. Sie brauchten einen Moment, um sich von der Sonne auf den dämmrigen Stall umzustellen. Lea überflog die Boxenreihe: Magic, Luna, Flicka, Ibsen, Bonny und Joker. Kein neuer Kopf. Am Ende der Stallgasse hantierte Markus Eichhorn mit Stroh.
Lea stutzte. Nicht wegen ihres Vaters, sondern wegen Magic. Warum begrüßte der Friese sie nicht?
Auch Klara wunderte sich über Luna. »Hi, Luna«, lockte sie, »ich bin’s, Klara.«
Die Friesen schienen das Gehör verloren zu haben, denn sie reagierten nicht. Nur ihre breiten Rücken ragten über die Boxentüren. Was war auf einmal so interessant an der Einstreu?
Aus der Ecke rief Markus Eichhorn herüber: »Öffnet mal die Boxentüren von Magic und Luna!«
Das taten sie. Dann hallte ein Aufschrei wie aus einer Kehle durch den Stall: »Neiiin - was ist das denn?«
Noch war das Licht nicht an. Man musste sehr genau hingucken, um zu erkennen, was in den Boxen war.
»Hat Luna ... ein Fohlen? Quatsch. Das ist doch ...« Markus Eichhorn schaltete die Deckenbeleuchtung ein. »Rambo!«, schrie Lea. Sie ließ sich vor dem schwarzen
Shetty ins Stroh fallen und drückte seinen Kopf mit der dicken Wuschelmähne an sich. »Rambo!«
»Zorro!«, rief Klara gleichzeitig in Lunas Box und umarmte das zottelige Shetlandpony wie einen alten Kindergartenfreund.
Markus Eichhorn blieb mit zwei Ballen Stroh in der Hand vor den Boxen stehen und schmunzelte.
Magic leckte bedächtig über Rambos Rücken. Seine Augen leuchteten stolz, als wäre der Kleine sein Sohn. Gerührt kraulte Lea Magics Nase. »Das vergess ich dir nie, Papa, dass du die Shettys geholt hast.«
»Ich auch nicht«, ließ sich Klara aus Lunas Box vernehmen. »Aber warum stehen die beiden bei den Friesen? Du hast doch genug freie Boxen.«
»Da fragt ihr sie am besten selbst. Die haben sich ihre neuen Freunde allein ausgesucht. Die Boxentüren standen noch vom Füttern offen, als ich die Shettys ausgeladen habe. Rambo ist schnurstracks zu Magic hineinspaziert und Zorro zu Luna.«
Er richtete eine Doppelbox für die Shettys ein. »Das gibt es: Liebe auf den ersten Blick. Auf Dauer können sie natürlich nicht bei den Friesen bleiben«, sagte er und warf Stroh auf den Boden. »Die Pferde müssen sich ja mal hinlegen können. Aber tagsüber dürfen unsere neuen Pärchen ruhig zusammenstehen. Hat mich übrigens eine gehörige Portion Überredungskunst gekostet, eure Shettys zu bekommen.«
Dr. Eichhorn verteilte die Einstreu gleichmäßig mit der
Forke. Im Vorbeigehen warf er einen Blick in die Tränke und kontrollierte, ob die Wasserleitung funktionierte. Der Malermeister steckte seinen Kopf durch die Stalltür und besprach mit Markus Eichhorn, welche Abschlussarbeiten anfielen. Heute war die Tierarztpraxis fertig geworden. »Ihre Frau kann die Praxis eröffnen«, sagte der Malermeister. »Außerdem sind auch alle Ferienzimmer gestrichen.«
Es konnte richtig losgehen mit dem Friesenhof! Was für eine gute Nachricht! Vergessen war die Bedrohung, die über ihnen hing, vergessen war das halb fertige Faltblatt vom Reiterhof. Erst als Meike Eichhorn in den Stall kam und die Shettys für den Werbeprospekt fotografierte, stieg in Klara wieder nagende Angst hoch. Würden sie mit all den Pferden in Westerbüll bleiben können?
Auch Lea dachte an die Berichte der Westerbüller Mädchen. Aber sie schaffte es, die Sorgen wegzuschieben. Ein Blick in Magics Augen, Schmusen mit Rambo - die Welt war in Ordnung. Wenn Lea etwas nicht wahrhaben wollte, dann verdrängte sie das mit Macht. Da konnte sie stur sein. Mindestens so stur wie die Leute von Westerbüll.
»Ich
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