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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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Pferd auf dem Hof warm.
    Uli Lettermann sah sich nach Klara und Kim um. Als er sie in einem Reiterpulk auf dem Hof erkannte, winkte er mit einem Schreibblock, dann folgte er seinen Kollegen in die Reithalle.
    »Gut, dass er da ist.« Kim stieß einen Seufzer aus. »Ohne seinen Text sähen wir alt aus.«
    Alle anderen ritten zu fetziger Musik. Nur Klara und Kim mussten darauf verzichten - ihr Proberitt mit Musik war in einer Katastrophe geendet. Bei den ersten Tönen war Tipo in Panik durch die Halle gerast. Markus Eichhorn erklärte sich das so: »Auf der Rennbahn spielt man zu Beginn die Amboss-Polka. Musik bedeutet für Tipo: Jetzt geht der Stress los.«
    Also musste eine gute Geschichte her. Redakteur Lettermann hatte eine anrührende Erzählung geschrieben, sie handelte von Vertrauen und Freundschaft. Es ging darum, dass ein Verlierer nicht ewig ein Verlierer bleiben muss. Dass er es schaffen kann, wenn er Freunde findet. Es war Tipos Geschichte und die von Muli, Klara und Kim. Den Schluss hatte Uli Lettermann mit dem Märchen »Der kleine Prinz« gemischt. Das passte, denn das war ja Tipos Kosename.
    Klara spielte den kleinen Prinzen. Silberspray glitzerte auf ihren blonden Haaren, sie steckte in einem weißen Gewand, das über und über mit Sternen bedruckt war. Kim trug eine Maultiermaske mit langen Ohren, Handschuhe aus Fell und einen engen Sportdress, auf den sie grauen Kunstpelz genäht hatte. Kim sah aus wie ein Maultier auf zwei Beinen.
    Sechs verkleidete Paare hatten inzwischen ihre Märchenritte gezeigt. Als Abschlusspaar waren Klara und Kim dran.
    Ein letztes Mal ordneten sie ihre Kostüme, dann ritten sie über den Hof zur Reithalle. Ein Raunen ging durch die Mädchenreihen am Eingang.
    »Ihr seht super aus«, stellte Lea bewundernd fest und half Klara, Tipos Sattelgurt nachzuziehen.
    Tipo trug seinen Kopf hoch, als wolle er stolz die goldene
    Krone zeigen, die Klara in seinem Zaumzeug befestigt hatte. Klara beugte sich vor, um die Ansage ihres Vaters drinnen zu hören.
    »Jetzt kommt unser letztes Paar - Kim auf unserem Maultier Muli und Klara auf Tipo.«
    Unruhig rutschte Klara im Sattel hin und her. Ihre Knie zitterten vor Lampenfieber. Vor hundert Zuschauern auf Tipo reiten, so etwas nennt man Größenwahn, dachte sie nervös. Ihr Vater setzte die Ansage fort.
    »Die meisten haben von Tipos trauriger Geschichte auf der Trabrennbahn gehört. Und wie die Redaktion des »Seestedter Tageblattes« ihn buchstäblich in letzter Minute gerettet hat.«
    Herzlicher Applaus empfing Klara und Kim, als sie in die Halle einritten. Die Zuschauer waren aufgedreht, sie unterhielten sich laut, Kinder trampelten begeistert auf den Holzboden, als das schöne Paar hereinkam. Einen Moment lang fürchtete Klara, Tipo würde ihr buckelnd davonjagen. Durch die Stiefel spürte sie, wie sein Herz hämmerte. Der Traber war angespannt vom Mähnenkamm bis zur Schweifrübe.
    »Beweg ihn!«, rief Lea ihr halblaut zu.
    Klara trabte an und tatsächlich beruhigte sich Tipo - und Klara ebenfalls.
    Uli Lettermann begann auf der Tribüne mit dem Vorlesen. Er erzählte von einem Maultier, das mit unendlicher Geduld das Vertrauen eines furchtsamen Trabers gewinnt. Und von zwei Mädchen, die das verstörte
    Pferd ins Herz schließen. Die gegen alle Hindernisse kämpfen, um es zu retten.
    Klara und Kim ritten dazu in Zirkeln und Schlangenlinien, sie kamen sich nah und trennten sich wieder.
    Das Publikum war still geworden. Dies war eine ergreifende Vorstellung, ganz anders als die sportlichen zuvor. Verstohlen wischte sich Kommissar Jäger die Augen, als Uli Lettermann den Schluss vorlas, den er aus dem Märchen »Der kleine Prinz« übernommen hatte:
    »Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.«
    Klara und Kim trabten ein großes Herz in der Hallenmitte. Als sie nebeneinander stehen blieben, schmiegte sich Muli an Tipo und schnaubte. Das hatten sie nicht geprobt - aber besser hätte kein Regisseur den Schluss erfinden können.
    Einige Sekunden herrschte Stille in der Halle, dann brandete Beifall auf wie bei keinem Paar vorher.
    Selig sahen sich Kim und Klara an. Wie warmer Regen rieselte der Applaus auf sie herunter.
    Klara schwebte auf Wolken. Sie hatte es allen gezeigt, die nicht an Tipo glauben wollten. Klara dachte an die Trabrennbahn, an Lutz Galle und Dirk Thiessen, an die Polizei und wie sie Tipo bei Nacht und Nebel gestohlen hatten.
    Sie war vollkommen in Gedanken versunken und bekam nicht

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