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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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extrem guter Laune tat. Muli brummelte und grummelte, schnoberte mit den Lippen an den Trennstäben entlang, wendete und begann seine Werbungstour erneut, bis sich Tipo ihm endlich zuwandte. Sofort drückte Muli seine breite Backe an das Gitter und schnaubte. Was das hieß, war leicht zu verstehen: Komm her, Traber, lass uns Freunde sein!
    »Ich kann gut verstehen, dass Muli mit Tipo schmusen will.« Emma lachte. »Er sieht total wuschelig aus.«
    Doch Tipo war kein Kuscheltier.
    »Eher eine Mischung aus Kaktus und Zitterpappel«, fand Markus Eichhorn.
    Was er befürchtet hatte, erwies sich bald als wahr. Der Traber hatte Angst vor jeder Kleinigkeit. Kein Gedanke daran, ihn jemals im Unterricht einzusetzen. Dabei war Tipo früher hin und wieder geritten worden. Markus Eichhorn hatte probiert, ihm einen Sattel aufzulegen, und das funktionierte gut. Davor schien Tipo keine Angst zu haben. Aber das Reiten konnte gefährlich werden, weil der Traber unberechenbar war. Den Stress auf der Rennbahn vergaß Tipo nicht so schnell. Ständig schien er sich an die Vergangenheit zu erinnern. Leider wusste man nie, welches Ereignis ihn als Nächstes aus der Fassung bringen würde.
    Selbst das Putzen war keine einfache Übung wie bei anderen Pferden. Am Kopf ließ sich der Traber überhaupt nicht anfassen.
    Markus Eichhorn meinte: »Traber sind eigentlich brav und gut erzogen. Aber Tipo hat schlechte Erfahrungen gemacht. Er besitzt überhaupt kein Selbstvertrauen. In Menschenworten ausgedrückt: Er hält sich für minderwertig.«
    Die Schwierigkeiten hielten an, auch noch nach einigen Tagen.
    »Dabei hat bei seiner Rettung alles so harmonisch ausgesehen«, sagte Klara deprimiert zu ihrem Vater. »Wieso ist er jetzt so voller Angst?«
    »Damals stand er total unter Stress«, erklärte Markus Eichhorn. »Aber jetzt kehrt der Alltag ein. Nun zeigt sich, dass Tipo kein Grundvertrauen zu Menschen hat. Ob man das je reparieren kann?«
    Klara war sehr niedergeschlagen. So hatte sie sich Tipos Einzug auf dem Friesenhof nicht vorgestellt. Ständig saß ihr die Angst im Nacken, dass ihr Vater den Traber wieder weggeben würde.
    Auch die Ferienmädchen liefen bedrückt herum. Ihr Kursus ging zu Ende und der Abschied rückte näher. Unerträglich wurde die Abreise dadurch, dass keine wusste, was aus Tipo wurde. Wie sehr hatten sie alle mit ihm gehofft und gebangt. Wie überwältigend war der Tag seiner Rettung gewesen! Aber nun gab es doch kein richtiges »Happy End«.
    Besonders Teresa haderte mit dem Schicksal. Verbittert warf sie am Abreisetag ihre Sachen in den Koffer, während Klara auf ihrem Bett saß und Teresas E-Mail-Adres- se notierte.
    »Das Leben ist ungerecht. Warum muss ich zurück nach Berlin? Und du darfst auf dem Friesenhof bleiben und um Tipo kämpfen?«, fragte Teresa.
    Etwas später, als ihre Eltern sie abholten, beschwor sie
    Klara: »Schreib mir, was aus Tipo wird. Ich wette, du schaffst es, aus ihm ein klasse Reitpferd zu machen.« Klara nickte zwar, aber insgeheim fürchtete sie genau wie ihr Vater, dass aus Tipo nur schwer ein Schulpferd werden würde. Zu groß war sein Misstrauen, das stellte sie jeden Tag aufs Neue fest. Abends beispielsweise. In den Boxen reihum ließen sich nach und nach alle Pferde ins Stroh fallen und dösten. Nur der Traber blieb stehen und sicherte mit gespitzten Ohren nach allen Seiten. Manchmal ergriff Klara ein Gefühl der Panik. Konnte sie es überhaupt schaffen? Zwar glimmte ab und zu Hoffnung auf, wenn Tipo sie interessiert ansah und sich schnaubend putzen ließ. Dann wieder konnte Klara ihn noch so sehr umschmeicheln - Tipo nahm sie gar nicht wahr. Den Blick gegen die Wand gerichtet stand er unnahbar vor ihr. Eingeschlossen in ein Gefängnis aus Furcht und Einsamkeit. Wie sollte das enden?
    Hätte Klara gewusst, dass ihr Vater sich hei mli ch um Tipo kümmerte, wäre ihr viel wohler ums Herz gewesen. So aber fiel sie aus allen Wolken, als ihr Vater sie eines Morgens mit der Frage überraschte: »Willst du es nachher mit Tipo im Reitunterricht versuchen? Heute sind nur wenige Mädchen dabei, alles gute Reiterinnen.« Klara bekam den Mund nicht wieder zu. Markus Eichhorn schmunzelte. »Jetzt kann ich es dir verraten: Ich habe Tipo jeden Abend ein wenig in der Halle geritten. Gelehrig ist er, das muss ich sagen, denkt gut mit. Allerdings ist er schreckhaft.« »Oh Papa!« Klara flog ihrem Vater um den Hals. »Warum hast du uns nichts davon erzählt? Dann ist er vielleicht schon bei unserem

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