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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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Bündel in ihrem Schoß lachen sah, empfand er anfangs Eifersucht. Er kürzte seine Besuche ab, versuchte sich anderswo zu zerstreuen und sagte sich, dass sich ihre Begeisterung für das Kind mit der Zeit legen würde. Doch die Erinnerung an ihr lächelndes Gesicht brachte ihn oftmals wieder zu ihr zurück. Bei all seiner Verwirrung erschien sie ihm noch immer wie ein Wunder. Er hätte sie gern in die Arme geschlossen und es ihr gesagt, fand aber nicht die Worte. Und sie schien ihm nicht helfen zu wollen, auch wenn sie ihn oft zärtlich und zugleich forschend ansah.
    Eines Tages schließlich traf er sie allein an, als sie Blumen in einer Vase arrangierte, in einem frisch gestärkten Kleid, das Haar ordentlich aufgesteckt. Sie sah aus wie in der ersten Zeit in Richmond, und eine Welle der Zärtlichkeit trug ihn durch den Raum. Er blieb hinter ihr stehen und fasste sie sacht um die Taille. Sie steckte noch eine einzelne Blume zurecht und legte die anderen dann beiseite, wandte den Kopf und sah ihn über die Schulter an. Er erwiderte ihren Blick und musste daran denken, wie grün ihre Augen waren, wie sanft das Lächeln um ihre Mundwinkel. Er schlang die Arme enger um sie und zog sie an sich. Der vertraute Duft ihrer Haare umfing ihn.
    »Wir waren lange nicht mehr allein«, flüsterte er.
    Sie lehnte sich zurück, sodass ihre Wange die seine berührte. »Die Dinge haben sich verändert«, sagte sie.
    »Du hast dich nicht verändert. Du bist nur noch ungewöhnlicher, noch schöner, als ich zu sagen vermag.«
    »Wir beide haben uns verändert, Joseph. Wir vergessen es nur bisweilen.«
    »Schließ die Augen. Fühle ich mich anders an?«
    »Weißt du noch, wie du mich gehalten hast, nachts in unserem kleinen Zimmer mit den grünen Vorhängen?«
    »So halte ich dich auch jetzt.«
    Sie löste ihre Wange von seiner, wandte sich in seinen Armen um und sah ihm ins Gesicht. »Nein, das war anders.«
    »Was war anders?«
    »Du hattest damals keine Zweifel.«
    Einen Moment lang hielt er ihrem Blick stand, dann senkte er die Lider. »Ich zweifle nicht an dir«, sagte er ganz leise. »Ich weiß, dass ich dich liebe. Aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird.«
    Sie neigte sich näher zu ihm. Ihre Wange lag an seiner, und ihre Lippen berührten fast sein Ohr.
    »Du hast Aufgaben zu erfüllen, Joseph. Eine Welt zu verändern. Du musst all das tun, worüber wir gesprochen haben.«
    »Aber wie?«
    »Du wirst ein angesehener Mann sein. Ein Vorbild. Du wirst heiraten. Einen Erben zeugen.«
    »Nein.«
    »Doch.« Sie rieb sanft ihre Wange an seiner. »Früher, denke ich, war ich dir wohl eine Hilfe. Jetzt, mit Sophia, bin ich dir im Wege.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Und ich muss mein Bestes für sie tun.«
    »Nämlich?«
    Sie löste sich aus seiner Umarmung und wandte sich ab. »Hast du einmal daran gedacht, wie es für sie sein wird, wenn man sie als deine Tochter kennt?«
    Sie hatte mit einer gewissen Schärfe gesprochen, die ihn überraschte.
    »Ich kann nicht glauben, dass es ein Nachteil sein soll, meine Tochter zu sein«, erwiderte er. »Es wird ihr an nichts fehlen, das kann ich dir versprechen.«
    »Sie wird die Tochter deiner Geliebten sein. Die Tochter einer ausgehaltenen Frau. Das werden ihr manche nie verzeihen. Man wird es ihr Leben lang gegen sie verwenden.«
    »Und die Alternative?«
    Sie kehrte in seine Arme zurück und schmiegte sich eng an ihn, ehe sie antwortete. »Die Alternative ist, dass du uns gehen lässt«, sagte sie.
     
    Er schwor, er werde das niemals zulassen. Er schwor, ohne sie bedeute ihm sein Leben nichts. Er weigerte sich zu glauben, dass seine Tochter ihr Leben nicht in London verbringen könne, diskret, von ihm anerkannt, ungesehen von anderen. Sie aber wusste, dass er im Irrtum war. Sie betrachtete das vollkommene kleine Wesen, das sie zur Welt gebracht hatte, und dachte dann an ihre eigene Kindheit. Ihre Familie hatte stets Missbilligung und Schande erdulden müssen. Man hatte sie gemieden und verachtet, weil sie die Tochter ihres Vaters war, hatte sie in den Straßen von Louth geschnitten, weil sie John Ponsonbys Geliebte war. Und nun war sie Joseph Banks’ Geliebte, von dem notorischen Abenteurer verführt. Sie drückte die kleine Sophia an sich und gelobte ihr, dass niemand sie in ihrem ganzen Leben je verachten oder der Schande preisgeben würde.
     
    Fabricius verließ London kurz nach Banks’ Rückkehr. Er ging nach Dänemark zurück, wo die Luft rein war und das Licht auf dem klaren

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