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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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ihnen in Erinnerung, und als sie endlich unter der Decke lag, fand sie den Duft seines Körpers auf ihrer Haut wieder.
     
    Aufgewühlt kehrte Banks nach London zurück. Er hatte das Gefühl, auf etwas gestoßen zu sein, was er sich nie hätte träumen lassen, einen Menschen, der die Fragen stellte, auf die er Antworten suchte, und der besser wusste als er selbst, ob diese Antworten der Wahrheit entsprachen. Und jetzt fand er … Er errötete, als er daran dachte, wie er sie an diesem Abend erlebt hatte, so voller Leben, so voller Liebe, so herausfordernd.
    In der New Burlington Street stieg er aus der Kutsche und ging die wenigen Straßen zu Solanders Haus zu Fuß. In strahlender Laune rief er, klopfte und rüttelte an der Tür, bis sie geöffnet wurde und er, immer drei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinaufspringen konnte. Als er in das Studierzimmer stürmte, legte er sich schon die Worte zurecht, mit denen er Solander von seinem Glück erzählen wollte.
    Solander blickte von seinem Schreibtisch auf und lächelte, wie er es in den vergangenen Monaten mehr als einmal getan hatte.
    »Was ist es diesmal, Joseph?« Er wandte sich Banks zu und legte seine Feder beiseite. »Eine neue Idee oder eine neue Frau? Was auch immer - es scheint etwas besonders Aufregendes zu sein.<
    Doch als Banks seinen treuesten Freund ansah, ging eine so plötzliche Veränderung mit ihm vor, dass es schien, als hätte er eine Stufe verfehlt, die doch immer da gewesen war. Er konnte nur noch den Kopf schütteln und sagen: »Solander, ich bin im höchsten Grade verwirrt, und ich habe vollkommen vergessen, weswegen ich gekommen bin. Nein, bitte bleiben Sie sitzen. Ich habe viel zu viel Brandy getrunken. Das Allerbeste wird sein, ich gehe wieder.«
    Und schon sah der erstaunte Solander nur noch eine zuschlagende Tür und hörte Schritte die Treppe hinabeilen.

12
    Ein Name an zwei Stellen
    Wir verabredeten uns für den Nachmittag in einem Café bei Queensway.
    Gabriella hatte das Café nicht zufällig gewählt. Wir kannten es aus unserer Anfangszeit, als wir das Projekt in Angriff nahmen, das später ihr Projekt wurde. Damals waren wir unbestreitbar bis über beide Ohren verliebt gewesen. Jeder Schritt, den wir zusammen taten, schien zwangsläufig und selbstverständlich zu sein, von unserer ersten Begegnung bei den Überresten eines Spix-Ara bis hin zu unserer Zeit in London, als wir Leute für das Projekt zu gewinnen und Mittel aufzutreiben suchten und uns in eine gemeinsame Zukunft aufmachten, die wir fünfzehn Jahre später noch immer nicht wieder ganz entwirrt hatten.
    Heute konnte ich mir das alles kaum noch vorstellen, dachte ich, als ich die Bayswater Road hinaufging. Das Ende kam, als wir Differenzen zwischen uns feststellten, die all das Gute in den Hintergrund rückten. Ich war derjenige, der ging, aber zutiefst enttäuscht war Gabriella: Sie hatte geglaubt, sie würde ihr Leben mit einem ganz ähnlichen anderen Leben verbinden. Die Wahrheit erkannte sie erst, als ihr grausam und zweifelsfrei bewusst wurde, dass ich ihre Zielstrebigkeit nicht teilte. Ich ärgerte mich grün und blau darüber. Ich war emotional, wo sie professionell war, ich war sprunghaft, wo sie objektiv war. Als ich unsere Arbeit im Regenwald infrage zu stellen begann, war die Kluft zwischen uns schon unüberbrückbar geworden.
    Trotz allem hatten wir es nicht fertig gebracht, die Brücken zwischen uns ganz abzubrechen. Gabriella schrieb mir noch, ich dachte noch an sie. Und ich dachte auch jetzt an sie, als ich etwas verspätet in dem Café ankam, in dem wir uns früher immer getroffen hatten. Ich hatte den Vormittag damit zugebracht, meine Notizen wieder in die Truhe zu packen und den zerbrochenen Fensterriegel notdürftig zu reparieren, und jetzt wollte ich wissen, warum.
    Das Café war klein: eine Theke, eine Kaffeemaschine und fünf oder sechs von der Tür aus nicht einsehbare Tischchen. Sie saß am anderen Ende des Raumes, an unserem alten Platz, und als sie mich kommen sah, stand sie auf.
    »Hallo, John«, sagte sie, mehr nicht, doch als ich zu ihr trat, drückte sie ihre Wange an meine. Ich nahm den Duft ihrer Haare wahr, vertraut und ein klein wenig verwirrend.
    Wir bestellten Kaffee und nahmen Platz, und dann sahen wir uns über den kleinen runden Tisch hinweg an. Sie war gepflegt wie immer, das Haar zurückgebunden, was ihre Augen größer erscheinen ließ. Keiner sagte etwas, und schließlich legte sie den Kopf ein wenig schräg und lächelte ihr

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