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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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halbes Lächeln.
    »Seltsam, dich schon so bald wieder zu treffen. Nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben.<
    Mir erschien es nicht seltsam. Allenfalls kam es mir erschreckend normal vor, wieder hier mit ihr zu sitzen. Alles war anders geworden seit damals, aber diese ungebetene, unwillkürliche Vertrautheit war irgendwie noch da.
    Sie sah gut aus, und das sagte ich ihr auch, aber eigentlich meinte ich damit, dass sie sich nicht verändert hatte.
    Ihre Augen führten eine rasche Inspektion meines Gesichts durch. »Du siehst auch gut aus. Du wirkst lockerer.«
    »Na ja, ich hatte fünfzehn Jahre Zeit, mir zu überlegen, was ich vom Leben will.<
    Sie nickte. Ich war froh, dass sie mich nicht fragte, was.
    Eine Weile schwieg sie, und als sie wieder aufsah, hatte sich ihr Gesichtsausdruck verändert.
    »Was ich dich fragen wollte…« Sie suchte nach Worten. »Denkst du noch an...?«
    Es war das Thema, das zwischen uns immer gegenwärtig war. Und immer sein würde. Der Ventilator, das zerwühlte Bett, Gabriellas Stimme unten …
    »Ja«, antwortete ich langsam. »Ich denke die ganze Zeit an sie.«
    Einen Moment lang wandte sie den Blick ab. Draußen spritzten Autos und Busse durch den trüben Novembertag.
    »Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet hat, John«, sagte sie leise. Ein verlegenes Schweigen trat ein. »Das ist alles so lange her«, fuhr sie dann fort. »Wir hätten längst darüber reden sollen. Hast du seitdem niemanden mehr kennen gelernt?«
    »Ich glaube, ich wollte nicht. Und du?«
    Sie sah achselzuckend auf ihren Kaffee hinab. »Ich hatte so viel zu tun.<
    »Karl Anderson scheint dich zu mögen.«
    »Ja.« Es klang hart, abwehrend, aber sie hatte sich schnell wieder im Griff. »Er ist ein guter Kerl, Fitz«, fuhr sie ruhiger fort. »Ja, ich weiß, er ist kommerziell geworden, und das finden manche unverzeihlich. Aber sie haben ihn selbst dazu getrieben - all die Universitätsleute, die ihm keine Chance gegeben haben. Insgeheim macht ihm das schon noch zu schaffen. Er kann es sich nur nicht erlauben, es zu zeigen.«
    »Will er dich heiraten?«
    Wieder zuckte sie die Schultern. »Das ist kein Thema.«
    »Für ihn?<
    »Für uns beide.«
    Ich stellte meine Tasse ab und sah sie an.
    »Hör zu, Gabriella, du musst mir unbedingt sagen, was los ist.«
    »Wie - zwischen Karl und mir?<
    »Mit dem Ulieta-Vogel. Irgendwas verschweigst du mir doch.«
    Sie pustete über ihren Kaffee.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Karl will ihn finden, das ist alles.«
    Ich stellte meine Tasse ab und sah sie durchdringend an.
    »An dem Abend, an dem wir uns getroffen haben, ist bei mir eingebrochen worden. Und gestern wieder; meine Notizen wurden durchwühlt. Irgendjemand legt sich mächtig ins Zeug, um diesen Vogel zu finden. Warum? Was ist er wirklich wert? Ich komm nicht dahinter, aber ich müsste nicht ganz bei Trost sein, um nicht zu wissen, dass er sehr viel mehr wert ist, als alle behaupten.«
    Gabriella schüttelte den Kopf und hielt meinem Blick unbeirrt stand.
    »Nein, Fitz. Was Karl gesagt hat, stimmt. Dieses Exemplar ist eine Menge wert, aber nicht viel mehr, als Karl dir geboten hat.«
    »Warum sind dann alle so scharf drauf?« Ich wurde allmählich wütend. »Hör mal, ich werde nicht wie ein Idiot hier herumsitzen. Ich will wissen, was los ist. Irgendwas muss doch an dem Vogel sein, was ihn so wertvoll macht, und ich will wissen, was. Sonst...<
    Sie zog die Brauen hoch, bewusst provokativ.
    »Sonst wende ich mich an die Presse. Die wissenschaftlichen Zeitschriften. Dann weiß alle Welt, dass Anderson auf der Jagd nach dem einzigen Exemplar des Ulieta-Vogels ist. Und wenn es wirklich existiert, wird er es niemandem verkaufen können. Jedenfalls sehr lange nicht. Man wird es auf der Stelle mit einem Ausfuhrverbot belegen, und es bleibt noch Jahre hier, während sich die Leute darum streiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anderson das gefallen würde.<
    Ich weiß nicht, was für eine Reaktion ich erwartet hatte, aber Gabriella wirkte weder ängstlich noch trotzig, als sie sich vorbeugte und meine Hand nahm.
    »Ach, Fitz, du kapierst es wirklich nicht, oder?« Sie schüttelte den Kopf. »Verstehst du denn nicht? Hier geht es um mehr als nur um deinen kostbaren Vogel. Der interessiert im Grunde niemanden. Ja, ich weiß, dich schon, und es stimmt auch, dass Ted Staest ein paar tausend Dollar dafür zahlen will. Vielleicht auch mehr, wer weiß? Das gibt eine ziemlich gute Story. Aber deswegen ist Karl nicht mitten

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