Die Pflanzenmalerin
zog sie wieder unter die Laken und in seine Arme.
»Und was ist mit Mrs. Jenkins?«, fragte sie neckend. »Meinst du nicht, wir missbrauchen ihre Gastfreundschaft?«
»Mrs. Jenkins ist eine alte Freundin.« Er zuckte lächelnd die Schultern. »Sie würde mich gewiss ausschelten, weil ich allein mit dir bin, aber wahrscheinlich würde sie es insgeheim gutheißen.«
»Nichts dergleichen. Sie schläft in ihrem Zimmer und wird erst morgen früh wieder auftauchen. Martha hat ihr gesagt, wir trinken im Salon Tee.«
»Und Martha selbst? Ist sie verschwiegen?«
»Aber ja. Sie hat wochenlang auf diesen Tag gewartet. Deine Zurückhaltung hat sie ganz wütend gemacht.«
»Das ist ja unerhört!«
Als er aufgehört hatte zu lachen, schüttelte sie vorwurfsvoll den Kopf.
»Martha hört alles, was der Klatsch über Joseph Banks, den großen Weltumsegler, und seine Abenteuer in der Südsee zu berichten weiß. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, kann man es ihr kaum verdenken, dass sie etwas mehr Ungeduld und weniger Skrupel von dir erwartet hat.«
Er errötete, und sie musste lächeln.
»Ich werde in übelster Weise verleumdet«, sagte er. »Aber Gelegenheiten gab es schon … Ich bin bereit zuzugeben, dass ich nicht die ganze Reise über keusch gelebt habe.«
»Ah …« Sie strich über seine Brust. »Wie schön, dass du bereit bist, das zuzugeben.« Er wartete darauf, dass sie ihn weiter necken würde, doch sie schwieg, und er merkte, dass ihre Stimmung sich verändert hatte. »Nun«, sagte sie leise und wie zu sich selbst, »ich habe schließlich Gleiches zugegeben.«
Sie spürte, wie sich sein Körper anspannte. Er schob sie von sich und drehte sich auf die Seite, sodass sie einander ansahen, die Köpfe auf demselben Kissen.
»Was ich vorhin gesagt habe …«, begann er.
»Ich war zu streng mit dir.<
»Du warst nur gerecht. Ich kann nicht nachempfinden, wie es sein muss, keine andere Alternative zu haben, als sich in dieser Weise hinzugeben.«
»Nein«, sagte sie leise. »Aber es gibt weit Schlimmeres. Ich habe noch Glück gehabt.<
»Männer messen der Tugend so große Bedeutung bei«, fuhr er fort. »Als du mir erzähltest, was geschehen war...<
»Ja?« Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, ihre Beine noch ineinander verschlungen.
»Es hat mich geschmerzt.<
»Ja, das habe ich bemerkt. Es hat mich überrascht. Ich hatte es nicht erwartet.<
»Ich war wohl ein wenig schockiert. Ich bin es nicht gewöhnt, dass eine Frau so offen über diese Dinge spricht.«
»Und warum hat es geschmerzt?«
»Schwer zu sagen.«
»Sag es trotzdem.«
Er schüttelte den Kopf. »Was spielt das schon für eine Rolle? Ich habe dich gefunden. Alles andere ist unwichtig.«
Sie strich mit dem Finger über seinen Nasenrücken und küsste ihn dann auf den Mund.
»So denkst du jetzt«, sagte sie, »solange du bei mir bist. Vielleicht wirst du nicht immer so denken.<
»Als du mir von Ponsonby erzählt hast, habe ich gemerkt, dass ich eifersüchtig bin.«
»Auf ihn ?«
»Ja. Mir wurde bewusst, dass ich dich immer als meine Entdeckung betrachtet hatte. Meine, nicht seine.«
Er sah ihr Lächeln und musste ebenfalls lächeln. »Muss ich denn immer jemandem gehören?«, fragte sie.
»Natürlich nicht.«
Wieder lächelte sie. »Eines sollst du wissen.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihre Brust. »Hier und jetzt und solange es dauert, gehöre ich dir. Ganz und gar dir.«
»Und dann?<
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann dir nicht sagen, was nach dieser Nacht sein wird, was jenseits dieses Zimmers liegt.<
Seine Hand strich in zarter Liebkosung über ihre Brust. »Ich wünschte, der Rest der Welt würde verschwinden, und wir könnten für immer hier bleiben.<
Sie legte den Arm um ihn und ließ ihre Handfläche über sein Rückgrat gleiten.
»Nichts ist da, solange man nicht hinschaut«, sagte sie und zog ihn fester an sich.
»Ich werde nie hinschauen.«
»Doch. Aber küss mich erst.«
»Immer«, flüsterte er. Draußen ratterten keine Räder, keine Hufe klapperten, und fast konnte man glauben, die Welt sei um ihretwillen verstummt.
Um neun erhoben sie sich aus der Wärme der Decken und zogen sich an. Bevor sie hinuntergingen, sah Banks sich noch ein letztes Mal in dem grün- und rostfarbenen Zimmer um, betrachtete die brennende Lampe, die zerwühlten Laken, das Kissen mit den beiden Mulden, die ihre Köpfe hinterlassen hatten. Er wartete, bis sie ihr Haar gebunden hatte, und sie sah statt in
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