Die Pflanzenmalerin
selbst gestellt sein. Es war ein Bild der Unabhängigkeit, an das sie in ihrer jetzigen Welt nicht einmal denken konnte, und schon ein flüchtiger Blick darauf wühlte sie auf. Hohn und Spott, Verachtung, ja selbst Abscheu - das alles konnte schmerzen, ihr aber nicht wirklich schaden. Bei ihrer Rückkehr würde es sich verflüchtigen; bleiben würde nur, was sie für sich in Besitz genommen hatte.
Derlei Dinge beschäftigten Banks kaum. Es kann gefährlich werden, verliebt und Optimist zu sein. Noch immer ein wenig berauscht von seinen Erfolgen, war er der festen Überzeugung, sein Plan würde gelingen, weil er selbst dafür Sorge tragen würde. Die praktischen Belange traten hinter seiner Entschlossenheit, sie zu meistern, zurück. Doch auch ihm wurde ab und an unbehaglich zumute. Nachts lag er jetzt mitunter wach, voller Angst, sie könnte am Morgen nicht mehr da sein. Dann beobachtete er ihren Schlaf, betrachtete sie, wie sie in ihre Decken geschmiegt lag und kaum wahrnehmbar atmete. Überwältigende Zärtlichkeit wallte in ihm auf, und ihre Pläne erschienen ihm nur noch lachhaft. Dass sie allein reiste, war eine ungeheuerliche Torheit, zu der er sie angestiftet haben und die nichts anderes beweisen würde als seine kolossale Selbstsucht. Am Morgen, so schwor er sich, würde er alles rückgängig machen, doch wenn der Schlaf ihn wieder einholte, verdrängte ihre Nähe seine Ängste, er besann sich auf ihren Mut, ihre außergewöhnliche Kühnheit, Stolz auf sie erfüllte ihn, und schließlich verschwammen seine Gedanken, und er glitt in die Gewissheit des Schlafes hinüber.
Mit Anbruch des Frühlings wurde es schwieriger für ihn, seiner Londoner Welt zu entfliehen. Der Druck, der auf den Vorbereitungen für diese zweite Reise lag, war von anderer Art als beim ersten Mal. Damals hatte es nicht die Last der Erfahrung gegeben, nicht die Avancen zahlloser Botaniker, Taxonomen, Philosophen, Geistlicher, Uhrmacher, Schiffsausrüster, Erfinder, Künstler, Spekulanten, Kaufleute, Schneider, Bettler und optimistischer jüngerer Söhne. Alle wollten ihn kennen, Unternehmungen vorschlagen, ihren Rat anbieten, ihre Talente darlegen oder ganz unverhohlen Bevorzugung beanspruchen. Und was noch schlimmer war: Die Pläne für seine Leute und ihre Unterbringung an Bord gerieten ins Stocken.
Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Cook selbst das Problem war. Für die erste Reise hatte der Kapitän kein Kriegsschiff gewählt, sondern ein gedrungenes Kohlenschiff aus Whitby mit vier Metern Tiefgang, so langsam wie stabil. Die Endeavour hatte ihnen gute Dienste geleistet, aber es war ein kleiner, beengter Schiffstyp, der Banks’ Zielen für die zweite Reise nicht mehr gerecht wurde. Die Admiralität, von der Wichtigkeit dieser Reise überzeugt, war bereit, Cook, sofern er es wünschte, ein größeres Schiff zur Verfügung zu stellen, eines, das sowohl Banks’ wissenschaftlichen als auch seinen persönlichen Plänen Rechnung trug. Zu seiner Bestürzung aber lehnte Cook eine Fregatte ab, er bestand auch diesmal auf einem Kohlenschiff, und seine Geldgeber bestärkten ihn darin. Banks’ Enttäuschung über diese Entscheidung äußerte sich in immer gereizteren Briefen an die Admiralität, in denen er die Notwendigkeit einer größeren Zahl von Begleitern und der entsprechenden Unterkünfte hervorhob. Inzwischen hatte er mehr Einfluss, und die Admiralität stimmte gewissen Ausbauten auf der Resolution zu, durch die der nötige Platz gewonnen werden sollte.
In gewisser Weise war das ein Sieg, doch Banks war weiterhin gekränkt, dass man seiner Empfehlung eines größeren Schiffs nicht mehr Gewicht beigemessen hatte. Und was noch schlimmer war: Die ganze Sache hatte einen Konflikt mit Cook heraufbeschworen, einem Mann, den er respektierte und mit dem er sich stets einig gewesen war. Das brachte seine Zuversicht ein wenig ins Wanken, und er fragte sich, ob Cook so gelassen auf den zusätzlichen Passagier reagieren würde, wie er es erwartete. Doch selbst wenn er in seinem Haus in der New Burlington Street auf und ab schritt, war ihm bewusst, dass sein Ärger zu einem kleinen Teil einer anderen Quelle entsprang. Die strikte, unparteiische Ehrlichkeit, die der Mann aus Yorkshire in dem Streit an den Tag legte, veranschaulichte viele jener Tugenden, die Banks an ihm bewunderte. Dass er bestenfalls beabsichtigte, Cook zu täuschen, und ihn schlimmstenfalls sowohl in Verlegenheit bringen als auch seinen Zorn erregen würde, war
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