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Die Pflanzenmalerin

Titel: Die Pflanzenmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Davies
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ihn mit Würde. Ein unangenehm attraktiver Mann.
    »Ah, Mr. Fitzgerald! Im Gästebuch haben wir schon gesehen, dass Sie ebenfalls hier wohnen. Willkommen.« Er hätte der Besitzer des Hotels sein können, ein Eindruck, den auch sein fester Händedruck vermittelte.
    »Hallo, Fitz. Ich dachte mir schon, dass ich dich hier treffe.« Gabriella war ebenfalls aufgestanden.
    »Ich dachte, du bist in London.« Es sollte lässig klingen, aber das tat es wohl nicht.
    Anderson beeilte sich, jeden Anflug von Verlegenheit zu überspielen.
    »Ich habe Gabriella heute angerufen und sie überredet, hierher zu kommen und mit mir zu feiern. Ich habe das Gefühl, es könnte eine gute Woche werden.<
    Gabriella legte ihm die Hand auf den Ellenbogen.
    »Karl meint, er hat den Vogel gefunden.« Ihre Augen begegneten meinen. Schöne Augen, aber schwer zu deuten.
    Anderson winkte dem Ober, noch ein Glas zu bringen, legte mir dann die Hand auf den Rücken und führte mich zu seinem Tisch. »Kommen Sie, trinken wir etwas. Ein so seltenes Objekt wieder zu finden, ist ein Grund zum Feiern, das müssen Sie doch zugeben.«
    »Haben Sie’s schon gesehen?«, fragte ich noch stehend.
    »Noch nicht.« Das Lächeln blieb unverändert. »Aber demnächst.«
    »Ah, ja.« Ich ließ mich in die lederne Weite des Sessels fallen. »Dann besteht ja noch Hoffnung.<
    »Hoffnung?« Anderson tat überrascht. »Ach so, natürlich! Vor ein paar Minuten hatte ich das Glück, Ihrer charmanten Begleiterin über den Weg zu laufen. Katya heißt sie, glaube ich. Wie ich höre, haben Sie ebenfalls gewisse Nachforschungen angestellt.«
    »Ich habe da ein paar Ideen«, sagte ich.
    »Bezüglich der Fabricius-Papiere?«
    Das brachte mich aus der Fassung. Der Gedanke, dass Katya ihm von ihrem Dänemark-Trip erzählen könnte, war mir gar nicht gekommen. Aber Andersons Charme war schließlich legendär.
    »Eine Spur, die nirgendwohin führt, das kann ich Ihnen versichern«, fuhr er fort. »Joseph Banks’ Geliebte und so weiter. Ich habe alle diese Spuren verfolgt, und es sind durchweg Sackgassen. Hätten Sie sich mit mir ausgetauscht - ich hätte Ihnen einige Mühe ersparen können. Sehen Sie, ich weiß genau, wo der Vogel um die Jahrhundertwende war, und ich denke, ich weiß auch, wo er später hinkam. Sie dürfen nicht vergessen, Mr. Fitzgerald, dass meine Rechercheure monatelang an der Sache gearbeitet haben. Und heute haben sie mit einem Bauern gesprochen, dessen Familie früher hier gelebt hat. Ich werde Ihnen den Vogel vielleicht bald zeigen können.<
    »Und die Bilder?«, fragte ich und beobachtete ihn scharf.
    »Bilder?« Er sah ruhig zu Gabriella hinüber. »Ach ja, die Bilder von Roitelet. Sie werden mir sicher verzeihen, dass ich sie nicht längst erwähnt habe. Sie dürften eine außerordentlich hohe Summe wert sein, und in einer solchen Situation ist ein gewisses Maß an Diskretion stets angebracht.<
    »Und Sie glauben, der Weg zu den Bildern führt über den Vogel?«
    »Eine begründete Hoffnung, wie mir scheint. Sie sind nie zum Verkauf angeboten worden, müssen Sie wissen, und niemand hat je davon berichtet, sie zu Gesicht bekommen zu haben. Es besteht also eine gute Chance, dass sie sich noch immer in derselben Vitrine befinden wie der Vogel. Finchley hat sie im neunzehnten Jahrhundert gesehen, und er sagt, sie waren gut versteckt. Es könnte natürlich sein, dass es gar keine Roitelets sind, aber die Gerüchte halten sich hartnäckig, und Finchley ist ein glaubwürdiger Zeuge. Morgen werde ich hoffentlich Gewissheit haben. Ich habe jedenfalls ein sehr gutes Gefühl.<
    »Nur eins noch«, sagte ich und hielt ihn am Arm fest, als er das Glas zum Mund führen wollte. »Wieso haben Sie bei mir eingebrochen?«
    Mein rüder Ton zerriss die höfliche Atmosphäre und machte ihm meine Einstellung mehr als deutlich. Sein Blick zuckte über mein Gesicht, und er setzte zum Sprechen an, doch ich fuhr unbeirrt fort:
    »Oder wenn nicht Sie, dann einer von Ihren Leuten - so etwas machen Sie ja wohl kaum selbst. Hätten Sie denen nicht sagen können, sie sollen den Schauplatz etwas ordentlicher hinterlassen? Sie mussten meine Notizen ja nicht unbedingt im ganzen Zimmer verstreuen.«
    Er blinzelte.
    »Ihre Notizen sind durchwühlt worden?«
    »Das wissen Sie doch.<
    Er schaute auf meine Hand hinab, die noch auf seinem Arm lag, dann hob er den Blick und sah mich direkt an.
    »Ich versichere Ihnen, Mr. Fitzgerald, damit habe ich nichts zu tun. Mein Wort darauf.«
    Wir sahen

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