Die Pflanzenmalerin
und mit der Mary Burnett identisch sein könnte, die 1753 in Revesby geboren sei. Er hörte höflich zu, aber als ich geendet hatte, brummte er eine Entschuldigung.
»Glaube nicht, dass ich Ihnen da weiterhelfen kann«, murmelte er. »Revesby ist leider nicht ganz mein Gebiet.«
»Wenn Sie etwas über irgendwelche Burnetts in Lincolnshire wissen, egal, wo, wäre das schon eine Hilfe.«
Er überlegte. »Klar, warum nicht? Wenn Sie über Stammbäume reden wollen, kommen Sie einfach vorbei. Ich bin den ganzen Abend da.<
Er wohnte eine Busfahrt entfernt, in einer Straße mit roten edwardianischen Backsteinvillen, im zweiten Stock. Die Vorgärten waren von dunklen, mit Goldregen und Eiben gesprenkelten Hecken begrenzt und tropften da und dort noch vom letzten Regenguss. In der Einfahrt des Hauses, das ich suchte, parkte ein alter Ford Anglia, ein zweiter stand auf Ziegelsteinen in der offenen Garage. Ich klingelte. Der Mann, der mir aufmachte, sah ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte: hoch gewachsen und drahtig, aber ein wenig gebeugt, und die wenigen Haare, die er noch hatte, waren zu einem langen silbernen Pferdeschwanz gebunden. Er trug ein weites weißes Hemd ohne Kragen und eine braune Wildlederweste, und die Falten in seinem zerknitterten Gesicht sprachen von Lächeln ebenso wie von Stirnrunzeln. An seinen Händen bemerkte ich dunkle Flecken, Tinte vielleicht oder Öl.
»Sind Sie der Burnett-Mann?«, fragte er und winkte mich herein. »Kommen Sie rein. Ich arbeite gerade, aber wir können dabei reden.«
Auf den ersten Blick war der Raum, in den er mich führte, ein einziges Chaos: überall Regale und Tische, alle voll gestellt mit alten Kurbelgrammofonen. An allen erdenklichen Plätzen, auch auf dem Boden, lagen Schrauben, Hebel und seltsam geformte Metallteile verstreut. Nahe der Mitte des Raumes standen drei niedrige alte Sofas, von noch mehr Teilen bedeckt und umgeben von schwankenden Stapeln alter Grammofonplatten in weißen Papphüllen. Der Raum lag größtenteils im Dämmerlicht, nur der Tisch in der Mitte, auf dem ein in tausend Teile zerlegtes Grammofon stand, wurde von einer riesigen Gelenklampe angestrahlt.
»Das ist meine Arbeit«, sagte er. »Grammofone. Sie würden sich wundern, wie viel es da zu tun gibt.« Er zeigte auf den Tisch. »Das da hat mir ein Herr aus Kent gebracht. Hier, nehmen Sie Platz.«
Auf einem der Sofas fand ich ein Fleckchen, das gerade groß genug zum Sitzen war, und ließ mich darauf nieder. Eine Schallplatte kippte von der Armlehne und rutschte mir in den Schoß.
Ich betrachtete sie. »Eine Achtundsiebziger.«
Er machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum umfasste. »Das sind alles Achtundsiebziger. Toller Klang. Richtig hören kann man die nur mit einem Grammofon.«
Ich wartete geduldig, während er mir, pausenlos rauchend, einen flammenden Vortrag über die glorreiche Zeit der frühen Tonaufnahmen hielt, wobei er ab und zu auf die vor ihm verstreuten Metallteile deutete.
»Aber sagen Sie«, unterbrach ich ihn schließlich, um das Thema zu wechseln, »Sie arbeiten auch an einem Stammbaum?<
Er nickte, die Zigarette fest in den Mundwinkel geklemmt. »Ja. Für meine Mutter. Die mag so was. Ist weit über neunzig. Aber noch munter.« Rasch rechnete ich noch einmal nach. Ich hatte ihn auf etwa sechzig geschätzt, aber jetzt sah ich, dass er älter war, Ende sechzig vielleicht. »Kann aber nicht behaupten, dass mir das keinen Spaß macht«, fuhr er fort. »Ist ein bisschen wie das da.« Er zeigte auf seine Arbeit. »Teile in der richtigen Reihenfolge zusammensetzen. Suchen, was man braucht, um die Lücken zu füllen.«
»Und was interessiert Sie an Leuten mit Namen Burnett?«
»Burnetts gibt es bei mir väterlicherseits.« Er begann, in den Sachen auf dem Tisch zu kramen. »Erst hab ich mir die mütterliche Seite vorgenommen. War ein Kinderspiel. Landadel aus der Gegend. Leicht zurückzuverfolgen. Aber nicht, dass man bei so was jemals an ein Ende kommt. Man kann immer noch weiter zurückgehen. Oder in die Breite. Es gibt immer jemanden, den man noch nicht gefunden hat.«
Das war ein gutes Stichwort, und ich erzählte ihm von dem wenigen, was ich über Mary Burnett aus Revesby wusste, und von unseren gescheiterten Versuchen, weitere Hinweise auf sie zu finden. Als ich geendet hatte, schüttelte er den Kopf.
»Glaube nicht, dass ich Ihnen da helfen kann. Sie hat früher gelebt als die Burnetts, für die ich mich interessiere, und Revesby ist eigentlich
Weitere Kostenlose Bücher