Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
Vom Netzwerk:
die Arme vor dem Gesicht. Keine sehr sinnvolle Maßnahme. Travis trat einfach hinter ihn und ließ die Brechstange auf seinen Kopf niedersausen, als würde er mit einer Axt Holz hacken. Mit sehr ähnlichem Ergebnis.
    Erst der Vierte begriff, was hier vor sich ging. Er ließ sich von seinem Stuhl auf den Boden plumpsen und wieselteauf dem Hintern rückwärts durch den Raum, bis er in der Ecke angekommen war, wo es nicht weiterging. Er hob abwehrend die Arme und behielt angstvoll die Brechstange im Auge, die auf ihn zuschwebte.
    «Moment, Moment!», sagte der Typ, um die fünfundzwanzig und noch etwas pickelig im Gesicht, der sich fragen mochte, wer zum Teufel da in dem Unsichtbarkeitsanzug seines Chefs steckte. Anscheinend überlegte er gerade fieberhaft, was er sagen sollte, um seine Haut zu retten. Ein ganz amüsantes Schauspiel im Grunde, von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    «Sie können mich doch einfach fesseln», sagte er schließlich.
    Ein ausgesprochen lahmer Versuch, wie Travis fand. Er lenkte den Typen ab, indem er die Brechstange hob, und trat ihm dann mit voller Kraft in den Bauch, direkt unterhalb des Brustkorbs. Von dem Tritt kollabierte die Lunge des Typen, der wimmernd vornüberkippte. Travis ließ die Brechstange mit voller Wucht auf seinen Hinterkopf niedersausen, und damit verstummte das Wimmern.
    Nun war es mucksmäuschenstill im Raum. Diese vier waren auf jeden Fall tot. Zur Sicherheit verpasste Travis jedem von ihnen noch zwei kräftige Schläge auf den Schädel. Dann hob er einen Seitenschneider vom Boden auf, steckte ihn ein und kehrte in den Flur zurück.
    Er hängte sich sein Gewehr wieder um, behielt aber auch die Brechstange in der Hand. Dann ging er ins Treppenhaus und stieg eine Etage tiefer. B5, die Sicherheitszentrale. Von hier aus gerechnet war erst fünf Stockwerke tiefer mit weiteren Leuten aus Pilgrims Truppe zu rechnen, im Konferenzraum nämlich, wo Paige unddie anderen bewacht wurden. Immer noch zu nahe, um Schüsse zu riskieren, deren Echo durch die Belüftungsschächte hallen konnte.
    Die Sicherheitszentrale verfügte über eine Tür gleichen Typs wie die Abwehrzentrale. Auch der Raum selbst sah identisch aus. Aber nur ein einziger von Pilgrims Männern saß dort.
    Travis trat durch die Tür und erschlug ihn.
     
    Die letzte halbe Stunde war in gewisser Weise schlimmer gewesen als die tagelange Folter, die Paige in Alaska hatte durchstehen müssen. Vielleicht nicht körperlich, aber in jeder anderen Hinsicht.
    Alles, dem sie ihr Leben verschrieben hatte, würde nun gleich enden. Schlimmer noch, es würde in sein teuflisches Gegenteil verkehrt. Alles, worüber Tangent gewacht hatte, alles, was sie im Interesse der Welt in Schach gehalten hatten, würde Pilgrim nun als Geißel gegen die Menschheit einsetzen, um seinen Willen durchzusetzen. Oder, falls der Plan des Flüsterns tatsächlich Vorrang hatte, es stand sogar noch Schlimmeres bevor. Etwas so Furchtbares, dass sie es sich gar nicht auszumalen wagte.
    In den letzten dreißig Minuten hatte sie über all die gefährlichen Entitäten nachgedacht, die in den stählernen Katakomben unter ihr eingeschlossen waren, und über den Schaden, der durch sie angerichtet werden konnte.
    Dann war da noch Travis’ Leichnam. Der immer noch direkt vor ihr lag. Vor einer Dreiviertelstunde erst war sie in seinen Armen aufgewacht, nackt, glücklich wie lange nicht mehr, seit sie ihr Leben ganz auf Border Town ausgerichtet hatte. Und nun war er tot. Wegen des Auftrags, mit dem sie ihn losgeschickt hatte. Der Gedanke, dass eskeine andere Möglichkeit gegeben hatte, bot ihr keinen Trost. Nichts bot ihr noch irgendeinen Trost.
    Sie schaute zu den Bewachern, die jetzt zu dritt waren und sie und ihre Leidensgenossen keine Sekunde lang aus den Augen ließen. Damit war jeder Versuch, sich zu befreien, ausgeschlossen. Sie könnte sie höchstens dazu provozieren, sie zu erschießen.
    Was kein völlig abwegiger Gedanke war.
    Sie wusste, wie es sich anfühlte, den Tod als Erlösung herbeizusehnen. Wozu auch immer Pilgrim sie und die anderen am Leben ließ, am Ende würde sie wieder ähnlichen Torturen unterzogen werden, davon war auszugehen. Ja, genau das stand ihnen wahrscheinlich bevor.
    Nein. Dann lieber Schluss.
    Der nächste Bewacher stand anderthalb Meter von ihr entfernt. Ansatzlos ließ sie sich vornüberkippen, schlug eine Rolle über den Boden – gar nicht so einfach mit auf dem Rücken gefesselten Händen – und saß schließlich wieder

Weitere Kostenlose Bücher