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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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verschiedene, keiner davon stammte von ihr. Keine Ahnung, wo diese Leute jetzt sind, aber falls die hier auftauchen sollten   …»
    «Mein Gott   …», flüsterte der Mann.
    «Wie Sie schon sagten, die Polizei braucht sechs Stunden hierher», fuhr Travis fort. «Wer sich hier in der Gegend auskennt, weiß das vermutlich auch. Falls Sie eine Waffe haben, halten Sie sich damit bereit. Sie und alle, denen Sie vertrauen, falls Sie mehrere Waffen haben.»
    Der Mann nickte stumm und ging ans Fenster. Der Schirm seiner Mütze berührte das Glas, während er aufmerksam zu den Bergen im Westen hinüberspähte.
    Travis tat es leid, ihn belügen zu müssen, aber die Wahrheit konnte er ihm schlicht nicht zumuten, und Schweigen wäre in Anbetracht der Gefahr, die diesem Ort jetzt ganz real drohte, noch schlimmer gewesen. Dieser Aspekt quälte ihn am meisten. Aber wohin hätte er mit Paige sonst gehen sollen?
    Der Mann mit der Mütze drehte sich wieder zu ihm um. «Ja, verlieren wir besser keine Zeit», sagte er und machte sich auf den Weg zur Tür.
    «Kann ich damit nach auswärts telefonieren?», fragte Travis.
    Der Mann blieb in der Tür stehen und sah zu dem Telefon auf dem Nachttisch, dem Travis’ Frage gegolten hatte. «Ja. Erst die Neun wählen.» Dann ging er fort.
    Travis lehnte die Zimmertür an, holte den Brief der First Lady heraus und tippte die angegebene Nummer ins Telefon. Als er zu Ende gewählt hatte, hörte er die Tür knarren und sah, wie sie unter ihrem eigenen Gewichtlangsam wieder aufschwang. Das Telefonkabel war zu kurz, er konnte sie nicht wieder schließen; auch egal.
    Nach einmaligem Läuten meldete sich eine aufgezeichnete Ansage: «Vielen Dank für Ihren Anruf bei Laketon Associates, Ihrer Consulting-Lösung für dynamische   –»
    Er gab die Zahlenfolge 4   -   2   -   5   -   5   -   1 ein. Es klickte in der Leitung, und eine Frauenstimme meldete sich.
    «Codewort», sagte sie schroff, weniger eine Frage als eine Aufforderung.
    Travis war verwirrt. «Das ist mir nicht bekannt.»
    «Wer spricht da?»
    Travis kam ohne Umschweife zur Sache. «Ich bin Zivilist. Ich habe Ihr Flugzeug gefunden. Alle Insassen sind tot, bis auf Paige Campbell.»
    Dann ging alles sehr schnell: ein kurzer Wortwechsel im Hintergrund, dann gedämpftes Klicken, als er zu einem anderen Apparat durchgestellt wurde.
    Ein Mann fragte: «Von woher rufen Sie an?»
    Travis vermutete, dass man das bereits wusste. «Aus Coldfoot in Alaska», sagte er. «Die Absturzstelle befindet sich sechsunddreißig Meilen von hier   –»
    «Halt», fiel ihm der Mann ins Wort. «Ihre Leitung ist nicht sicher. Geben Sie nur direkte Antworten und schweifen Sie nicht ab   –»
    «Sie sind tot.» Travis war erschöpft und mit den Nerven am Ende, und jetzt wurde er langsam sauer. «Es gibt eine Überlebende, und wenn Ihnen was an ihr liegt, schicken Sie jetzt besser sofort eine gottverdammte Frachtmaschine voller Fallschirmjäger hierher, und auf jeden Fall auch einen Chirurgen. Sie macht’s vielleicht nocheine Stunde, kann aber auch sein, dass ich mich da irre, verdammt nochmal.»
    Drei Sekunden blieb es still, entweder war sein Gesprächspartner diesen Tonfall nicht gewohnt, oder er machte sich gerade Notizen. Dann hörte Travis im Hintergrund eine Frauenstimme sagen: «Los, machen Sie weiter», und fühlte sich etwas besser.
    «Bitte beantworten Sie diese Frage mit Ja oder Nein», sagte der Mann. «Sind Feindelemente in der Umgebung, die Sie innerhalb der nächsten Stunde erreichen können?»
    «Ja.»
    «Wieder ja oder nein, können Sie die Anzahl der potenziellen Angreifer abschätzen?»
    «Nein. Aber sie haben etwas, wovon Sie erfahren sollten.»
    «Ich höre.»
    «Einen Hubschrauber. Es ist kein Kampfhubschrauber, ich glaube nicht, dass er anderen Fluggeräten gefährlich werden kann, aber das sollten die Leute, die herkommen, auf jeden Fall wissen.»
    «Gut.» In schon viel menschlicherem Tonfall fuhr der Mann fort. «Verraten Sie auf dieser Leitung nicht, wie Sie sich zu verteidigen gedenken. Treffen Sie Vorsorge, so gut Sie können, und warten Sie auf unsere Leute. Ich verbinde Sie jetzt mit einem Arzt, dem Sie bitte Auskunft über Miss Campbells Zustand geben. Beeilen Sie sich damit und treffen Sie dann alle nötigen Vorkehrungen.»
    Das Gespräch mit dem Arzt dauerte drei Minuten. Er klang wenig optimistisch.
    Nachdem Travis aufgelegt hatte, holte er einen Stuhl aus der Ecke, setzte sich zu Paige ans Bett und starrtesie an. Sie

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