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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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genügte vollauf. Was war denn bloß mit Paige los gewesen? Wer wäre denn so dumm, dieses Ding fallen zu lassen? Dieses wunderbare, entzückende Ding.
    « Deine dritte Kugel hat das Schlüsselbein getroffen und ist im Fünfundvierzig-Grad-Winkel nach unten abgeprallt. Sie hatte noch ausreichend Wucht, um ihm den sechsten und siebten Rückenwirbel zu zerschmettern. Aua, aua. Er steht nicht mal unter Schock; er fühlt gerade vierundneunzig Prozent des Schmerzempfindens, zu dem das menschliche Nervensystem imstande ist. Und seinem systolischen Blutdruck nach wird er das noch etwa achtzig Sekunden lang fühlen

    «Ich liebe dich», hörte Travis sich flüstern. «Ich habe dich immer schon geliebt.»
    « Ach, Schätzchen. Emily Price ist tot. Das weißt du

    «Ja, ich weiß.» Es spielte keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle. Alles war wundervoll.
    « Schlimm für ihre Familie, dass keiner mehr am
Leben ist, der weiß, wo sie begraben liegt, findest du nicht
?
»
    «Das ist am schlimmsten.» Er seufzte. Allein schon beim Gedanken daran bekam er Herzklopfen vor Beklemmung, und auch das Licht pulsierte schneller, in völligem Gleichtakt.
    « Am Briar Lake, in den Dünen westlich vom Parkplatz des Naturschutzgebiets. Oben auf der hintersten Düne steht eine Gruppe von acht Birken. Sie liegt unter der kleinsten davon, mehr oder weniger. Diese Birke gab es noch gar nicht, als sie sie dort verscharrt haben; heute schlingen sich ihre Wurzeln durch ihren Brustkorb

    So wundervoll, so grausig und wundervoll. Travis führte das Licht dichter an seine Augen. Wie hatte er dieses liebe Ding für einen Stern halten können? Es war so viel mehr.
    « Du solltest wirklich auch Paige Campbell nicht vergessen

    Wer war Paige Campbell? Wen interessierte das?
    « Dieser Kuss war zwar nur der Notsituation geschuldet, aber ich habe so das Gefühl, dass sie einer Wiederholung nicht abgeneigt ist, diesmal ganz bewusst, wenn sie dich erst besser kennt. Mein Gespür in solchen Dingen trügt mich übrigens so gut wie nie

    «Oh. Das ist schön.»
    « Falls ihr beide das überlebt, was euch bevorsteht, wirst du Chancen bei ihr haben, trotz deiner Vergangenheit. Aber das zu überleben wird nicht so einfach werden, nicht wahr, wenn man bedenkt, wohin es euch beide bald verschlägt. In die Theaterstraße sieben, nach Zürich in der Schweiz. Mal davon abgesehen, dass dieses Gebäude den Dreh- und Angelpunkt im Plan ihres Feindes bildet.
Tatsächlich handelt es sich um das gefährlichste Gebäude der Welt – von Lagerstätten für radioaktiven Abfall mal abgesehen. Und ich bitte dich, wer denkt über die schon groß nach
?
»
    «Theaterstraße sieben   …» Wie zauberhaft das klang, wenn sie das mit ihrer Stimme sagte.
    « Bei Tangent haben alle eine Heidenangst vor diesem Ort. Stell dir nur vor, wie die sich in die Hosen machen würden, wenn sie erst wüssten, worin sein wirklicher Zweck besteht

    Travis musste lachen. Warum, wusste er nicht. Und es war ihm auch egal.
    « Aber da du bald hinreisen wirst, gebe ich dir jetzt etwas, das du dort wirst brauchen können

    Sie hatte es kaum ausgesprochen, als Travis ein Prickeln im Kopf spürte, seltsam diffus, überall gleichzeitig. Dann war es auch schon vorüber.
    Er hörte Emily kichern.
« Nun behaupte nicht, dass ich dir nie geholfen hätte, Ironie hin oder her. Ein Mädchen hat auch das Recht auf etwas Spaß, nicht wahr
?
»
    «Was immer du dir wünschst, das wünsche ich mir auch», flüsterte Travis.
    « Meinst du das ernst
?
»
    Er nickte, und die Kugel verstummte kurz, als würde sie nachdenken. Dann veränderte sich das Licht. Fast unmerklich. Es wurde dunkler, aber nicht schwächer – irgendwie.
    « Denn was ich mir am meisten wünsche, ist Unheil
.
»
    «Unheil», wiederholte Travis zustimmend.
    « Dazu bin ich da. Um Unheil anzurichten

    «M-hmmm   …»
    « Deshalb sind eure Feinde auch hinter mir her. Sie haben
Pläne für alle möglichen Untaten. Aber deren Pläne gehen uns hier nichts an, nicht wahr? Wir können jetzt gleich selber Unheil stiften. Kolossales, schlimmstes Unheil. Hättest du Lust dazu
?
»
    «O ja   …»
    Die Kugel verstummte wieder, und Travis hatte den Eindruck, als würde sie verschiedene Möglichkeiten abwägen. Er drehte sie hin und her, um das Licht zu betrachten, das in ihren Tiefen schillerte.
    « Mal sehen   … Das würde klappen   … aber das ist mir zu langweilig; ich will etwas richtig Großes anstellen. Wennschon,

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