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Die Pforte

Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee
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Paige.
    «Namen», sagte Travis. «Es ist eine Liste von Namen.»
    Siebenunddreißig insgesamt. Leute aus verschiedenen Nationen. Die Liste enthielt japanische Namen, außerdem russische, deutsche, spanische, französische. Berühmtheiten waren nicht darunter, Travis kam kein einziger Name bekannt vor. Auch Paige sagten die Namen offenbar nichts, als er ihr einige davon vorlas.
    Sie zog ihr Handy hervor und wählte. Border Town meldete sich. Sie schaltete die Freisprechfunktion ein, damit Travis die Namen direkt durchgeben konnte. Der Mann am Telefon stellte sich vor, er hieß Crawford, und als Travis ihm den ersten Namen nannte, fing im Hintergrund jemand an zu tippen. Als Travis den letzten Namen vorlas, hatten die Mitarbeiter am anderen Ende bereits Informationen zu den ersten zehn gesammelt.
    Alle waren extrem wohlhabend gewesen. Alle hatten über einen gewissen politischen Einfluss verfügt. Alle hatten seit 1995   Selbstmord begangen.
    Während die Mitarbeiter in Border Town weiter die Liste abarbeiteten, sah Travis zu Paige hinüber.
    «Diese Leute hätten Pilgrims Plan irgendwie gefährlich werden können», sagte er. «Wenn sich herausfinden ließe, inwiefern, wären wir schon ein ganzes Stück weiter.»
    Am anderen Ende der Leitung tat sich etwas. Jemand rief aufgeregt die Kollegen herbei, und kurz darauf waren Ausrufe des Erstaunens zu hören.
    «Was ist los bei Ihnen?», fragte Paige in ihr Handy.
    Crawford meldete sich wieder. «Der letzte Name auf der Liste, Ellis Cook. Hat sich per Kopfschuss umgebracht. Vor zwei Tagen erst, auf Grand Cayman.»
    Paige sah Travis an und flüsterte lautlos,
vor zwei Tagen?
    «Dann stimmt das alles nicht», sagte Travis, während es in seinem Kopf fieberhaft arbeitete. «Vor vier Jahren, als Sie hier aufgetaucht sind, hatte Pilgrim gar nicht vor, hier irgendetwas zu zünden. Worin genau sein Plan auch bestehen mag, er wird ihn heute Nacht starten. Heute Nacht, so war es immer schon geplant.»
    Ehe Paige darauf etwas antworten konnte, meldete sich wieder Crawford.
    «Der vorletzte Name auf der Liste. Rudolf Hagen. Hat sich von einem Hotelbalkon im siebenundzwanzigsten Stock gestürzt, sofort tot. Vor drei Monaten. Er hielt sich allein im Zimmer auf, die Tür war abgeschlossen, nichts deutet auf ein gewaltsames Eindringen hin.»
    Paige schaute weiter Travis an und schüttelte den Kopf, als könnte oder wollte sie seiner Logik nicht folgen.
    «Es
gibt
keine Waffe», sagte Travis. «Tangent sollte lediglich glauben, es gäbe eine. Pilgrim
wollte
, dass Sie hier vor vier Jahren auftauchten.
Wollte
, dass Sie das Flüstern wieder in Ihren Besitz nehmen.»
    «Warum zum Teufel sollte er wollen, dass wir ihm das Flüstern abnehmen?», fragte sie.
    «Weil es ihm selbst die Anweisung dazu gegeben hat», sagte Travis.
    Der Gedanke sauste durch die Luft wie ein Messer. Sogar das Tastengeklapper an Crawfords Ende der Leitung hörte auf. Alle, die dort das Gespräch über Lautsprecher verfolgten, spitzten jetzt ebenfalls die Ohren.
    «Bitte?», sagte Paige.
    «Er hat es doch beherrscht, oder?», sagte Travis. «Hat gelernt, wie er es dazu bringen kann, ihm alle Informationen zu liefern, die er braucht?»
    «Darauf deutet alles hin», sagte Paige.
    «Also hat er es um einen Plan gebeten. Wie er Tangent eliminieren, sich wieder Zutritt zu Border Town verschaffen kann, so was in der Art. Eine Aufgabe, die sehr schwierig war jedenfalls. Fast schon unmöglich zu lösen. Weil Sie von Tangent längst alle offensichtlichen Gefahren identifiziert und Abwehrmaßnahmen dagegen entwickelt haben. Der Plan, den das Flüstern ausgeklügelt hat, dürfte also alles andere als offensichtlich sein. Wie der Schachzug eines Supercomputers, der so verzwickt ist, dass ihn auch die besten menschlichen Spieler nicht begreifen.»
    Ihr Blick veränderte sich. Als würde sie sich langsam, fast widerstrebend, mit der Idee anfreunden.
    «Wie der Plan aussieht, weiß ich natürlich auch nicht», fuhr Travis fort. «Aber es muss einen geben. Das alles hier muss einem Plan entsprechen. Er hat sich 2005 aus freien Stücken von Ihnen von hier vertreiben lassen. Hat Ihnen das Flüstern überlassen, weil er wusste, dass er es letzten Endes wieder zurückbekommen würde. Er wusste, dass der Große Hadronenbeschleuniger in vier Jahren in Betrieb gehen würde. Wusste, dass Sie seinen alten Notizblock gefunden hatten und das Risiko eingehen würden, mit dem Flüstern im Gepäck nach Japanzu fliegen, um seine alte Theorie zu

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