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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Schwestern begonnen hatten, ohne auf ihre Oberin zu warten, und mit so betont ausbleibenden Fragen, wo sie die ganze Nacht über gewesen war, dass Elsbeth fürchtete, ihre Glaubensschwestern wussten es längst. Sie schob dieses Problem beiseite – damit würde sie sich befassen, wenn genügend Zeit war. Die bange Erkenntnis, dass alles auseinanderfiel, noch bevor es richtig begonnen hatte, höhlte ihren Leib aus. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, aber sie wusste auch so, dass Rogers nicht in die Kirche mitgekommen war. Er hatte gesagt, dass seine Anwesenheit ihr eher schaden als nützen würde, auch wenn die Menschen ihn hier nur als einfachen Steinbrecher kannten. Dennoch wünschte sie von Herzen, er wäre hier; sein Anblick hätte sie moralisch aufgerichtet.
    Was den Stadtrat betraf, fehlte unter anderem Lubert Gramlip. Der alte Kaufmann war der Einzige gewesen, der ihr geholfen hatte, bevor Meffridus Chastelose seinen Einfluss bemerkbar gemacht hatte. Auch der Notar war nicht anwesend. Dafür stand Constantia in der Nähe der Tür, etwas abseits von einer Handvoll Wizinstener Bürger, die die Hektik und das Gerenne aus ihrem jeweiligen Morgenritual gerissen und zu Sankt Mauritius hatte eilen lassen. Elsbeth schluckte. Sie hatte sich noch immer nicht um die Freundschaft von Meffridus Chasteloses schöner Geliebten bemüht – dabei hätte sie jetzt dringend eine Verbündete brauchen können, umso mehr, wenn man bedachte, wessen Gefährtin Constantia war. Sie schluckte erneut und nickte Constantia zu. Die junge Frau musterte sie, dann nickte sie zurück. Elsbeth konnte nicht erkennen, ob ihre betont gleichgültige Miene aussagte, dass sie von den Machenschaften der Mönche Abstand nahm. Constantia senkte den Blick, und Elsbeth konnte ihn nicht mehr einfangen.
    »Ja …«, sagte Everwin Boneß, der seine Tunika verkehrt herum über den Kopf gezogen hatte. Der Halsausschnitt war hinten.
    »Wir möchten Euch gleichzeitig danken, ehrwürdige Mutter«, sagte der Mönch. »Euer Hinweis, dass der Burggraf von Nuorenberc die Verfügung über den Steinbruch besitzt, war hilfreich.« Er lächelte Everwin an. »Man kann verstehen, dass solche Einzelheiten in der Eile des Alltags dem Stadtrat entfallen. Wie gut, dass die geistige Fürsprache und die Präsenz der heiligen Gottesmutter in Gestalt unserer zisterziensischen Schwestern dafür gesorgt haben, dass Recht auch Recht bleibt.«
    Everwin war puterrot geworden angesichts des mönchischen Zynismus. Er sah sich hilflos um. Die Stadträte hatten es irgendwie geschafft, während der Worte des Mönchs unmerklich den Abstand zum Bürgermeister zu vergrößern, so dass er allein dastand, eine schwergewichtige Figur mit zerzaustem Haar, der falsch herum angezogenen Tunika und der Grazie eines ungleichmäßig gefüllten Sacks Mehl.
    Elsbeth verneigte sich in Richtung des Mönchs, weil sie nichts anderes tun konnte. »Mistkerl«, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Großer Mistkerl«, murmelte Reinhild kaum hörbar neben ihr.
    »Riesengroßer Mistkerl«, brummte Adelheid.
    Eine Welle von Zuneigung und Liebe zu ihren beiden Glaubensschwestern durchfuhr Elsbeth, und plötzlich dachte sie, dass nichts wirklich schlimm werden konnte, wenn man die Unterstützung von zwei Charakteren wie den beiden jungen Nonnen besaß. Sie erinnerte sich daran, wie die stets unverwüstliche Reinhild ins Stottern gekommen war, als der schmucke Daniel bin Daniel ihr Komplimente gemacht hatte, und ahnte, dass zumindest sie verstehen würde, was ihre Oberin zu einer Nacht der Sünde verleitet hatte (und weiterhin verleiten würde). Unwillkürlich sah sie sich erneut nach Rogers um. Er war nicht da. Aber dann erkannte sie eine dunkle Gestalt gleich neben der Tür, eine Gestalt mit arroganter Körperhaltung und abweisendem Gesicht. Es dauerte einen Augenblick, bis sie Godefroy erkannte, der sein Johannitergewand so trug, wie er es vermutlich gewöhnt war – mit der Haltung eines Königs. Die Düsternis des Kircheninneren verbarg die Schäbigkeit des Gewands und die Tatsache, dass der kleine Franzose keine Waffen trug. An den hervortretenden Augen einiger Bürger, die ihrem Blick gefolgt waren und Godefroy erspäht hatten, war zu ahnen, dass sie den Franzosen durchaus als Mitglied des Hospitalerordens erkannten. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt, und Wilbrand schlüpfte herein. Er nickte ihr nervös zu und stellte sich neben Godefroy. Elsbeths Herz ging über. Sie war nicht allein,

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