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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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beileibe nicht! Sie ahnte, dass Rogers die beiden Männer alarmiert hatte und dass es seine Idee gewesen war, Godefroy die Rolle des schweigsamen, hochmütigen Johanniters spielen zu lassen, der er vermutlich nie gewesen war, und dass er selbst mit Walter draußen vor der Kirche wartete. Was Godefroys Anwesenheit bezwecken sollte, war ihr unklar, bis ihr aufging, dass er mit seiner Sachkenntnis jedes Wort unterstützen konnte, das Wilbrand zum Steinbruch sagen würde, und dass diese gekoppelt mit der Autorität des Johanniterhabits den Mönchen Schwierigkeiten bereiten würde.
    Sie richtete sich auf und lächelte; und hörte das Todesurteil für Porta Coeli, noch bevor das Lächeln wieder aus ihrem Gesicht weichen konnte. Es war egal, wer alles auf ihrer Seite stand – auf Seiten der Mönche stand das Recht, und wie meistens war es auf einer glatten Lüge begründet.
    »Wir haben uns die Worte der ehrwürdigen Mutter Oberin zu Herzen genommen und in unseren Archiven geforscht, und wir haben dies hier gefunden«, sagte der Zisterzienser und hielt eine Urkunde hoch, von deren unterem Rand eine Girlande Siegel an bunten Schnüren baumelte. »Es ist ein exklusives Nutzungsrecht des Steinbruchs für das Kloster Ebra, ausgestellt für einhundert Jahre und gesiegelt und unterzeichnet von Seiner Majestät Fridericus, Rex Romanorum Semper Augustus, Herr des Sacrum Imperium, anno domini 1180.« Er drehte sich um, bekreuzigte sich vor dem Altar und sank auf die Knie. »Dank sei Gott dem Herrn«, sagte er. Seine Begleiter fielen ebenfalls auf die Knie, und allen anderen in der Kirche blieb nichts übrig, als es ihnen nachzutun.
    Elsbeth drehte sich der Kopf. Sie fing einen Seitenblick Reinhilds auf und hörte sie flüstern: »Er fasst das Pergament mit spitzen Fingern an, weil die Tinte noch nicht trocken ist!« Reinhild sprach vermutlich die Wahrheit, aber das hatte keine Bedeutung mehr. Niemand würde es wagen, den Mönchen eine Fälschung zu unterstellen, vor allem da es nicht im Interesse der Stadt lag. Die Begrenzung des vermeintlichen Nutzungsrechts auf hundert Jahre und die Verlegung des Ausstellungsdatums auf das Jahr 1180 waren das eigentlich Perfide am Betrug der Zisterzienser. Jeder im Stadtrat konnte sich ausrechnen, dass die Nutzungsrechte am Steinbruch schon nach weniger als dreißig Jahren wieder an die Stadt zurückfallen würden; mit etwas Glück konnten sogar die jüngeren Mitglieder des Rats diesen Tag noch erleben. Warum sollte man sich also mit den einflussreichen Zisterziensern anlegen, wenn man selbst gar keinen Vorteil hatte, sondern nur eine Handvoll Zisterziensernonnen, die man vor einem Jahr noch gar nicht gekannt hatte? Elsbeth schnappte nach Luft. Sie starrte blicklos zu Boden. Wie konnte man so tief fallen? In der letzten Nacht noch in den Armen Rogers’ auf den Wolken schwebend und nun zertreten unter der Sandale eines intriganten, bigotten Zisterziensers? Sie schwankte, als ihr bewusst wurde, dass mit dem Ende des Klosterbaus all ihre Pläne zunichte waren und sie nur noch nach Papinberc zurückkehren konnte, wo die Ketzerjäger des Bischofs auf Hedwig und der Zorn Heinrichs von Bilvirncheim auf sie selbst warteten.
    Der festgestampfte Erdboden der Kirche glühte vor ihren Augen auf, und als sie hochsah, verschwamm das Innere von Sankt Mauritius in einem hellen Gleißen. Sie dachte, sie würde ohnmächtig werden. Sie schwankte noch stärker und fühlte die Hand Reinhilds an ihrer Schulter.
    »Hier ist das Licht der Gottheit«, sagte eine helle Stimme, und das schiere Entsetzen, diese Stimme zu hören, ließ Elsbeth ihre Schwäche vergessen und aufspringen.
    Hedwig wandelte durch das Kirchenschiff, begleitet von Guda Wiltin, Mechthild Gramlipin und zwei weiteren Frauen. Elsbeth hatte angeordnet, dass Hedwig unter allen Umständen im Kloster bleiben sollte. Wie es aussah, hatten sich die junge Schwester und ihre Anhängerinnen (zuzüglich einer weiteren – wie hatte Reinhild gesagt? Jüngerin? ) nicht daran gehalten. Elsbeth hatte nicht gedacht, dass sich die ausweglose Lage noch verschlechtern konnte, doch nun tat sie es. Sie wollte einen Schritt nach vorn tun, um Hedwig abzufangen, bis ihr aufging, dass Hedwig auf sie zeigte und lächelte. Sie sah sich um. Sie, Reinhild und Adelheid standen in einem Keil aus Licht, der durch das östliche Kirchenfenster hereinfiel. Draußen war die Sonne aufgegangen. Da sich alle von den drei Zisterzienserinnen zurückgezogen hatten, fiel das Licht allein

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