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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Hildebrand und ihr empfunden hatte – als Zweikampf. Auch dies war ein Zweikampf, einer auf Leben und Tod, und soeben hatte sie Meffridus’ Deckung unterlaufen und streckte den Arm zum Stoß. »Wenn ich geglaubt hätte, diese dünne Jammergestalt von Gabriel könnte es mir besser besorgen als du und ich hätte dich deswegen an ihn verschachert, wäre ich dann noch hier? He? Dann würde ich jetzt unter ihm liegen und mich von ihm durch Himmel und Hölle vögeln lassen, aber das kannst nur du, Meffridus, und deshalb bin ich hier, und deshalb hat Dudo dir Scheiße erzählt!«
    »Warum sollte Dudo das tun?«, fragte Meffridus mit letzter Kraft, während Dudo zu protestieren versuchte und einen erneuten Rippenstoß erhielt.
    Constantia breitete die Arme aus. »Du lieber Himmel, das liegt doch auf der Hand! Weil er sein Zeug nicht mehr auf die Schlafkammertür spritzen muss, sondern es auf mich tun kann, wenn du mich rauswirfst!«
    »Diese Schlampe lügt, wenn sie das Maul aufmacht!«, jaulte Dudo.
    »Du hast selbst gesagt, dass du dir wegen ihr einen runtergeholt hast«, sagte Meffridus über die Schulter.
    »Hätt’ ich das zugegeben, wenn ich’s nich’ ehrlich meine, Meffridus? Constantia spielt Katz und Maus mit uns allen!«
    Meffridus wirbelte herum. Dudo zuckte zurück. Meffridus wandte sich wieder zu Constantia um. Sein Gesicht war dunkelrot, und seine Blicke suchten in ihren Augen.
    Dudo gurgelte. Er griff sich an den Hals. Er öffnete den Mund, und Blut lief heraus. Dann pumpte ein dünner Strahl Blut zwischen seinen Fingern hervor und besudelte die Wand der Stube. Dudo brach langsam in die Knie. Er stierte Meffridus’ Rücken an.
    »Niemand spielt mit mir«, stieß Meffridus hervor. »Hast du mir die Wahrheit gesagt, Constantia?«
    »Weißt du noch, dass du mich in das Bordell nach Nuorenberc verkaufen wolltest? Bring mich hin und lass mich dort. Und mit jedem schwitzigen Fuhrknecht, der mir sein Ding reinrammt, werde ich schreien: Ich habe die Wahrheit gesagt!«
    Dudo röchelte. Er versuchte immer noch, das aus seiner aufgeschnittenen Kehle pumpende Blut zu stoppen. Die Geräusche, mit denen sein Körper sich bemühte, einen weiteren Atemzug zu tun, hörten sich schrecklich an.
    Meffridus richtete sich auf. Jetzt sah Constantia, dass er in seiner behandschuhten Rechten eine dünne Klinge hielt. Er schob sich den linken Ärmel zurück und steckte die Klinge in eine Scheide, die er unsichtbar an seinem Unterarm befestigt hatte. Er hatte so schnell zugestoßen, dass die Klinge nicht einmal blutbefleckt war.
    Dudo fiel auf das Gesicht und begann mit den Füßen zu schlagen. Unter ihm breitete sich eine dunkle Lache aus.
    Meffridus sah sie mit aufgerissenen Augen an. »Constantia …«
    Dudo zuckte, dann lag er still.
    Sie trat auf Meffridus zu, und bevor sie wusste, was sie tat, begann sie zu weinen. Ein Teil von ihr sah ihr dabei zu und empfand faszinierten Widerwillen, dass sie zu allen Lügen auch noch diese beherrschte; ein weiterer Teil ergab sich aus purer Erleichterung in das Weinen, weil nun klar war, dass er bereit gewesen war, sie zu töten. Zuletzt weinte sie, weil ihr Sieg wieder einmal ein Pyrrhus-Sieg gewesen war. Erneut hatte sie sich Meffridus gleichgemacht, ihn sogar übertroffen, erneut war ein eigentlich Unschuldiger ihretwegen gestorben. Je mehr sie versuchte, aus dem Dunkel zu entkommen, desto mehr fiel sie hinein.
    Meffridus zog sie an sich, vollkommen ahnungslos, dass die Stöße, die ihren Körper erschütterten, auch dem Ekel vor seiner Berührung geschuldet waren. Er küsste sie auf den Scheitel und strich ihr unbeholfen über den Rücken und murmelte: »Es tut mir leid, Constantia, es tut mir leid … ich hätte dem Schwein niemals zuhören sollen … alles wird wieder gut … ich liebe dich, Constantia, ich liebe dich.«
    3.
WIZINSTEN
     

     
    Elsbeth lehnte sich auf die Brüstung und sah hinaus in den Klostergarten, der vom Kreuzgang umschlossen wurde. Im Frühjahr hatte sie ihn noch vor sich gesehen, ihren hortus conclusus , vielleicht nicht bestanden mit Granatäpfelbäumen, Zyperblumen, Narden, Safran und Weihrauch wie im Hohelied Salomos, aber doch ein kleines Paradies in vier exakt aufgeteilten Gartenfeldern, durch die der Kanal floss und dem Arzneigarten, den Küchengewürzen, zwei, drei Obstbäumchen und dem Gemüsegarten Wasser gab. Die Linde stand im Zentrum des Gevierts. Doch statt Rosen, Lilien, Salbei und Rosmarin war nur wilder Thymian gewachsen, und wo Lauch,

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