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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Überfall – alle anderen hatten ihn für einen Angriff von Gesetzlosen gehalten, die gedacht hatten, ein Haufen Arbeiter würde ihnen keine Gegenwehr entgegenbringen. Gesetzlose gab es immer mehr, seit König Konrad in Sizilien war. Meffridus Chastelose hatte es geschafft, dass die Angreifer unbehelligt hatten abziehen dürfen. Elsbeth, die nicht schlau wurde, was den Notar dazu bewogen hatte, war dennoch froh gewesen. Wären die Männer festgehalten und der Burggraf in Nuorenberc verständigt worden, wäre Rogers’ Geheimnis ans Tageslicht gekommen. Andererseits hatte sie erkannt, dass mit dieser Tat und Meffridus’ reichlich arroganten Anweisungen der Funke an Gemeinsinn, den die Wizinstener entwickelt hatten, wieder ausgetreten worden war. Den letzten Widerstand hatte Meffridus erstickt, indem er eine Suchmannschaft nach Wolfram Holzschuhers abgängiger Tochter zusammengetrommelt hatte und die Gedanken aller sich Jutta Holzschuhers Schicksal zugewandt hatten. Es war immer noch ungeklärt. Wolfram Holzschuher schien irgendwann, nach einem langen Gespräch mit dem Notar, resigniert zu haben. Elsbeth nahm an, dass Meffridus dem gramgebeugten Vater erklärt hatte, was alle dachten: Jutta war den Angreifern in die Arme gelaufen und von ihnen umgebracht worden. Ob Meffridus auch mit den Tagelöhnern gesprochen hatte, die die Eltern von Juttas ebenfalls verschwundener Magd waren, wusste Elsbeth nicht.
    Schließlich lächelte der Baumeister eines seiner seltenen Lächeln, was seine neuen Zahnlücken voll zur Geltung brachte. »Wenn er oder seine Freunde es nicht wieder geschafft haben, einen Felsrutsch auszulösen, sind sie sicher auf einer anderen Baustelle zufrieden und glücklich.«
    Elsbeth nickte. Wilbrand beeilte sich, nach einem Blick in ihre Miene anzufügen: »Vielleicht nicht glücklich , aber jedenfalls … äh … in Sicherheit.«
    »Also gut. Erklär mir das noch mal mit dem Rippkreuzgewölbe.«
    »Kreuzrippengewölbe«, sagte Wilbrand. »Es ist eine elegante Art, die Kräfte, die das Gewicht des Dachs auf die Wände ausübt, abzuleiten. Seht her – hier im Kreuzgang haben wir ein Tonnengewölbe. Es hat einen halbkreisförmigen Querschnitt. An den Stellen, an denen die Gurtbogen sitzen, gehen die Kräfte des Dachs hier, zum Garten hin, in die Pfeiler, und hier, an der Wand, in die Wandvorlagen über. Das ist kein Problem, da das Dach des Kreuzgangs nicht besonders schwer ist. Das Dach der Kirche aber, in seiner gesamten Länge und mit dem gemauerten Dachreiter darauf, den Ihr anstelle des Kirchturms haben wollt … das ist ein ganz anderes Kaliber.«
    »Und das Kreuzrippengewölbe soll hier Abhilfe schaffen.«
    »Ja, weil die Kräfte des Dachs im Kreuzgratgewölbe nach vier Seiten abgeleitet werden statt nach zwei, und weil die Rippen, die in die Grate gezogen werden, noch zusätzliche Stabilität verleihen. Stellt Euch einfach zwei ganz normale Tonnengewölbe vor, nur dass sie im rechten Winkel zueinander versetzt sind.« Er legte das Brett mit dem Plan beiseite, schlenderte zu Elsbeth herüber und legte die Finger übereinander. »Ich weiß, dass Ihr ein Flachdach für die Kirche wollt, weil das den schlichten Bauregeln entspricht, die Euer Orden sich gegeben hat. Schlagt von oben auf meine Finger. Versucht, sie durchzuschlagen. Kommt schon, ich halte dagegen. Nur nicht zagha … autsch!«
    Elsbeth zuckte mit den Schultern. Wilbrand wedelte mit den Händen.
    »Also schön«, sagte er dann und verschränkte die Finger ineinander. »Das war die Abstützung des Flachdachs. Jetzt nehmen wir ein Satteldach mit einem Tonnengewölbe, so wie hier im Kreuzgang. Haut von oben drauf. Versucht, meine Finger durchzuschlagen. Durchzuschlagen, nicht zu brechen, Schwester Elsbeth! Soll ich mit den Füßen zeichnen?«
    »Du hast gesagt …«
    »Ja, ja, ich weiß. Habt Ihr gesehen? Ihr konntet die Finger nicht trennen. Und jetzt verschränkt Eure Finger rechtwinklig in die meinen. So. Ist das noch widerstandsfähiger oder nicht? Genau – tatsächlich könnte man uns beide daran in die Höhe heben. Die gleiche Widerstandsfähigkeit weist ein Kreuzgratgewölbe auf.«
    »Und die Rippen …«
    »… geben noch weiteren Widerstand hinzu.«
    »Wenn Ihr es sagt.«
    »Es wird die Fertigstellung des Dachs verzögern. Sehr verzögern.«
    »Aber es würde dadurch länger stehen …«
    »Und es ist eine delikate Arbeit. Das kann nicht jeder Maurer. Wir werden damit nicht allen, die wir heute beschäftigen, durch den

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