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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Winter Brot geben können.«
    Elsbeth schnaubte. »Wenn ich die Arbeiter über den Winter gehen lasse, kehren die meisten von ihnen nach Ebra zurück und kommen danach nicht wieder.«
    Wilbrand nickte. »Deshalb habe ich mir Folgendes ausgedacht: Wir beginnen gleichzeitig mit der steinernen Klausur. Wenn Ihr Euch dazu entschließen könnt, im Kapitelsaal, im Auditorium und im Scriptorium mit einem einfachen Tonnengewölbe vorliebzunehmen und mit den altmodischen kleinen Fenstern und im Obergeschoss, im Dormitorium, den Dachstuhl nur mit einem Bretterboden abzuhängen, dann garantiere ich Euch, dass ich all die ungelernten Arbeiter damit beschäftigen kann, bis es friert. Es sähe allerdings sehr … hm … einfach aus. Wer das Kloster besucht, würde sagen: ›Als ich die Kirche sah, dachte ich ja zuerst, Schwester Elsbeth hätte den Grundsatz der Schlichtheit vergessen, aber seit ich den Kapitelsaal betreten habe, weiß ich, was uns Porta Coeli sagen will – die Dauerhaftigkeit der Kirche für die Festigkeit des Glaubens der Schwestern an Gott, und die Schlichtheit der Klausur für die Demut des mönchischen Lebens.‹«
    »Vade retro, satanas« , sagte Elsbeth mit einem Lächeln.
    »Dann machen wir es so?«
    »Ja.«
    »Na gut.« Wilbrand kehrte zurück auf seinen Platz und begann, in seinem Plan herumzukritzeln. Elsbeth sah ihm eine Weile zu.
    »Ich habe erwartet, dass du dich freuen würdest«, sagte sie schließlich. »Ich habe all deinen Plänen zugestimmt.«
    Wilbrand sah auf und verzog das Gesicht. »Ich habe keine Ahnung, wie man die Kräfteverteilung eines Kreuzrippengewölbes berechnet«, sagte er. »Ich habe zwar Vorstellungen, aber diese beruhen alle auf Annahmen und Schätzungen.«
    Elsbeth dachte eine Weile nach, während Wilbrands Gesicht immer verkniffener wurde. »Wie viele Klöster und Kathedralen, würdest du sagen, ruhen statt auf Berechnungen auf dem Gottvertrauen und den Fähigkeiten des Baumeisters?«
    »Ein paar, hier und dort«, gab Wilbrand zögernd zu.
    »Stehen die alle noch?«
    »Wenn sie nicht durch irgendein vorbeiziehendes Heer zerstört worden sind …«
    »Dann wird unsere Kirche auch stehen, solange sie muss.«
    »Euer Wort in Gottes Ohr!«
    »Gott hört nicht auf mich, sondern auf den Baumeister.«
    Wilbrand blinzelte überrascht. Schließlich packte er seine Siebensachen zusammen, verabschiedete sich und trat durch die Mönchspforte, die einmal ins Innere der Kirche führen würde, hinaus ins Freie. Elsbeth stieg die paar Treppenstufen hinauf und blieb in der Türöffnung stehen. Wilbrand stapfte über den aufgeschütteten Hügel, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Gerade als Elsbeth dachte, dass sie ihm zu viel Verantwortung aufgebürdet hätte, blieb er stehen, schaute in den Himmel, der sich dort wölbte, wo später sein Kreuzrippengewölbe das Dach der Kirche halten würde, und zog mit den Händen Bahnen durch die Luft. Ohne Zweifel sah er dort, wo Elsbeth dunkelblauen Spätsommerhimmel sah, verstärkte Grate, ineinander verschachtelte Gewölbe, tragende Elemente und abfließende Kräfte. Sie lächelte.
    Wilbrand zog die Pläne zwischen den Knien hervor, wo er sie eingeklemmt hatte, und stapfte weiter.
    Wir werden eine Kirche haben! , dachte sie. Endlich werden wir dir angemessen dafür danken können, gütiger Gott, dass du uns bisher in deinen Händen gehalten hast. Ach Rogers, ich werde so stolz sein, dich unter den Gläubigen zu sehen und …
    Sie stockte. Selbst wenn Rogers jemals zu ihr zurückkehrte, würde sie ihn niemals in der Kirche sehen. Und auch sie würde niemals vorne im Nonnenchor Platz nehmen können, solange die Sünde nicht vergeben war, die sie mit Rogers begangen hatte.
    Obwohl es nur dann eine Sünde war, wenn der Täter sie als solche empfand. Wer hatte das gesagt? Pierre Abaelard, auf dessen Briefwechsel mit der Frau seines Herzens, Heloise, sich ein Teil der Klosterregeln für die Frauen im Zisterzienserorden stützte? Der Mann, der selbst so innig geliebt hatte, dass er sein ganzes Leben dafür aufs Spiel gesetzt hatte …
    Elsbeth erschauerte. Abaelard und Heloise waren grausam dafür bestraft worden. Man hatte Abaelard bei lebendigem Leib entmannt und die Liebenden für immer getrennt. Nur in ihren Briefen konnten sie sich für den Rest ihres Lebens ihre Verbundenheit gestehen.
    O Gott, Rogers – in welche Gefahr habe ich dich gebracht!?
    Und – gleichzeitig: Würde der Gott des Lichts, an den die Ketzer glaubten, die Sünde der

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