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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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nackte, festgetrampelte Erde, Unkraut und Moos, und die Linde mit ihren kahl werdenden, gestutzten Zweigen sah aus wie tot.
    Der Wind war kalt hier und fing sich in den vier Gangflügeln auf eine Weise, dass man dachte, er würde niemals ruhen. Elsbeth wünschte sich, dass die Außenmauern des Kreuzgangs endlich stünden; nicht nur wegen des Windes, sondern auch wegen des Daches. Wilbrand hatte ihr versichert, dass das Tonnengewölbe und die Stützen es durchaus alleine trugen, aber es war ein Pultdach und dafür geplant, sich einmal an die Mauern von Kirche und Konventsgebäude zu lehnen, und es sah hinfällig aus, solange es diese Stütze nicht besaß. Kirche und Klausur jedoch … nun, womöglich hatte Wilbrand sich mit seinen Versprechungen deutlich selbst überschätzt.
    Auch ohne die Erfahrung, die sie mittlerweile besaß, hätte Elsbeth verstanden, dass das Stocken der Bauarbeiten weder an mangelndem Material noch an zu wenigen Arbeitern lag. Für die Verschalungen gab es Holz in Hülle und Fülle, die Steinhaufen waren kleine Hügel für sich, und was die Arbeitskräfte betraf, musste die Krise in Ebra immer noch anhalten, weil erst vor kurzem wieder eine ganze Handvoll gekommen und hier um Arbeit nachgefragt hatte. Es lag auch nicht an fehlendem Geld, denn inzwischen hatten die ersten Bürger Wizinstens Stiftungen ausgelobt.
    Wolfram Holzschuher, nur noch ein Schatten seiner selbst, hatte nach dem Studium von Wilbrands Plan eine erkleckliche Summe gespendet mit der Bitte, in einer der Nischen neben dem Westeingang ein großes Bild mit der Szene anzubringen, in der Judith den assyrischen Feldherrn Holofernes tötete. Elsbeth hatte die Symbolik verstanden. Judith war die Namenspatronin von Wolframs verschollener Tochter Jutta, und das Bild sollte die Hoffnung aufrechterhalten, dass Jutta den Tod irgendwie besiegt hatte und eines Tages wiederkommen würde. Sie hatte auf Wilbrands fragenden Blick nur genickt und Wolfram gedankt. Im Stillen war sie froh, dass er seine Stiftung nicht mit einer Altarretabel hatte verbinden wollen. Die Bildaufsätze auf den Altären waren große Mode in den öffentlichen Kirchen und den Kirchenbauten anderer Orden, aber die Zisterzienser verweigerten sich ihnen, weil sie gegen Demut und Einfachheit verstießen. Es wäre Elsbeth schwergefallen, diese allererste Stiftung zurückzuweisen und Wolfram Holzschuher damit einen weiteren Schlag zu versetzen, und das nur aus Gründen, die ein außerhalb des Gelöbnisses von Cîteaux Stehender niemals verstanden hätte.
    Ein weiterer Stifter hatte sich in Lubert Gramlip gefunden, der Porta Coeli und vor allem Schwester Elsbeth treu verbunden war und lediglich den Wunsch ausgedrückt hatte, dass ein Teil des Geldes für den Komfort von Hedwigs Klause verwendet wurde. Andere Spenden drückten noch klarer aus, wem sie eigentlich zu verdanken waren: Schwester Hedwig, deren stetige Visionen vom Sieg des Lichts über die Dunkelheit und von der Wärme der Gegenwart eines liebenden, strahlenden Gottes jeden Zuhörer dazu brachten, die Welt für eine Weile als schöneren Ort zu empfinden.
    Und doch steckte auch Porta Coeli plötzlich in einer Krise. Elsbeth wusste, dass sie in Wahrheit die Krise ihres Baumeisters war.
    Mit den Arbeitern aus Ebra waren auch immer mehr Meister gekommen, die Wilbrand nach und nach viele Überwachungsarbeiten abgenommen hatten. Der Baumeister hatte die Stunden, die ihm plötzlich zur Verfügung standen, schlecht genutzt: Er hatte sie dem Kunstwerk gewidmet, das er Elsbeth abgetrotzt hatte. Natürlich sollte es immer noch ein Reiter werden.
    Und gut, dass er es dazugesagt hat , dachte Elsbeth mit resignierter Ironie, als sie den Kreuzgang verließ und zu der Bauhütte stapfte, die Wilbrand für sich mit Beschlag belegt hatte. Man hätte es sonst womöglich nicht gemerkt .
    Wilbrand hatte in seiner Hütte eine einfache Vorrichtung eingebaut – zwei große, hölzerne Läden, die in polierten Schienen liefen und über eine Konstruktion ähnlich derer, die Godefroy den »römischen Kran« genannt hatte, auseinanderbewegt oder zusammengeführt werden konnten. Wenn sie schlossen, schlossen sie ein großes rechteckiges Loch im Dach der Hütte. Je nach Witterung konnte Wilbrand das Loch weiter öffnen oder verkleinern. An Sonnentagen zog er sie ganz beiseite, und seine Hütte war taghell erleuchtet.
    Heute hatte er die Läden bis auf einen Spalt zugezogen. In der Hütte herrschte fast völlige Dunkelheit. So war es schon seit

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