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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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überhaupt ein Schiff finden, das ihn aufs Festland übersetzte? Durch das süditalienische Winterwetter zu reisen kam einer körperlichen Bestrafung gleich. Und in Norditalien würden zu Regen und Schlamm auch noch Schnee, Eis und klirrend kalte Winde kommen.
    Gabriel würde auf Rogers aufpassen. Ein zweites Mal würde der Mann den Ketzer nicht entkommen lassen. Es hatte keine Eile, auch wenn Rudolf vor Ungeduld mit den Zähnen knirschte. Rogers de Bezers zu vernichten war auch im Frühjahr noch Zeit …
    »Soll ich zurückbringen Botschaft, Scior?«, radebrechte der Bote.
    »Wie willst du denn den Adressaten erreichen?«, fragte Rudolf.
    »In Milan wartet eine andere Bote was kennt die Ziel von Hochwürden, Scior.«
    Rudolf grinste. Gabriel war wie immer hervorragend organisiert. »Gut. Ich schreibe die Nachricht auf. Gib mir die Kerze dort.«
    Erst als Rudolf die Flamme an das Täfelchen heranbrachte, um das Wachs zu erwärmen und so zu glätten, dass er eine neue Botschaft einritzen konnte, fiel ihm auf, dass Gabriel auch auf der zweiten Seite etwas eingeritzt hatte. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er es las.
    Der junge Hermelin war nicht allein: SdF & A.
    Was?
    Hatte Gabriel es tatsächlich geschafft, Rogers’ Mutter und seine Schwester zu stellen? Aber ja – es war logisch. Milan war einer von mehreren Orten gewesen, an denen Rudolf Sariz de Fois vermutet hatte, ohne sie wirklich finden zu können. Wenn Gabriel Rogers bis nach Milan verfolgt und dort überwältigt hatte, lag der Schluss nahe, dass Ramons Trencavels Sohn dort seine Mutter aufgesucht hatte. Gabriel hatte nur zuzuschlagen brauchen!
    »Vorsicht, Scior!« Der Bote deutete auf die Kerze, deren Wachs auf das Täfelchen rann und begann, die Rillen der Buchstaben auszufüllen. Rudolf stellte sie beiseite. Er merkte, dass seine Hand zu zittern begonnen hatte.
    Sein Atem ging nun schnell. Sariz de Fois in seiner Gewalt zu haben hieß, den Schlüssel zum Versteck Ramons Trencavels in Händen zu halten. Sollte es ihm tatsächlich vergönnt sein, plötzlich auf einen Schlag den letzten seiner Gegner und zugleich den letzten einflussreichen Ketzerfürsten auslöschen zu können?
    Er musste ein Bischofsamt für Gabriel finden. Ein Mann wie er gehörte nicht nur belohnt, sondern auch in eine Stellung gehoben, in der er seinem Herrn noch mehr nutzen konnte.
    Sariz de Fois würde natürlich ihren Mann nicht verraten. Rudolf war sich sicher, dass nicht einmal die allergrausamste Folter sie dazu bewegen könnte. Würde sie jedoch reden, wenn sie zusehen musste, wie ihr Sohn Rogers oder ihre Tochter Adaliz …?
    Aber es gab andere Methoden. Graf Rudolf schreckte nicht vor Grausamkeit oder Mord zurück, doch wenn es elegantere Wege gab, Wege, die es noch dazu ermöglichten, dass seine Beute aus freien Stücken in die Falle tappte, dann zog er diese der simplen Brutalität vor. Außerdem hatte er seit langem die Erfahrung gemacht, dass die Seelenqual eines Menschen, der unwissentlich das Verhängnis über seine Lieben gebracht hatte, schlimmer war als aller körperlicher Schmerz, den man ihm zufügen konnte. Und es gab nicht genügend Qual auf der ganzen Welt für die Sippe von Ramons Trencavel.
    »Hol meinen Knappen herauf«, sagte Rudolf und begann, das Kerzenwachs auf das Täfelchen zu tropfen und es gleichzeitig mit dem Stylus glattzustreichen. »Mit dem, was ich hier aufschreibe, machst du dich morgen auf den Rückweg nach Milan.«
    Der Bote verschwand, während Rudolf eilig zu kratzen begann. Als der Knappe in Begleitung des Boten hereinkam, würdigte er ihn keines Blickes. »Pack unsere Sachen und bereite unsere Abreise vor«, sagte er nur. »Ende der Woche will ich auf dem Rückweg nach Hause sein.«
    12.
WIZINSTEN
     

     
    Nach dem Einsetzen der ersten Nachtfröste stellte Wilbrand den Abbau aus dem Steinbruch ein. Die Bauarbeiten verlangsamten sich daraufhin erheblich. Der Kreuzgang war allerdings mittlerweile so gut wie fertig, drei von seinen vier Flügeln bereits mit Bodenplatten belegt, und in dem Flügel, in dem spätestens im nächsten Jahr das erste offizielle mandatum  – die Fußwaschung – stattfinden sollte, hatten die Steinmetze die Kapitelle der Säulen bereits fertig behauen. Die Blüten- und Blattmotive waren etwas, an dem Elsbeth sich kaum sattsehen konnte, auch wenn sie ihr umso schmerzlicher deutlich machten, dass sie bei der Anlage des Gartens völlig versagt hatte. Im Zentrum des Kreuzgangs herrschten weiterhin

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