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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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man einem Mann einen Sud aus Weide und Narzisse zubereitet und vierzig Ameisen darin auskocht, dann ist’s vorbei mit der Manneskraft, für immer! Und der junge Lodewig? Bei meiner Seele, manchmal hinkt er, wenn er meint, keiner sieht hin, es ist, als ob ein Bocksfuß in seinem Schuh stecken würde …«
    Constantia hatte lautlos zu weinen begonnen. Meffridus merkte es nicht.
    »Und so passiert, was auch passiert wäre, wenn Gerlach und Cristina und Lodewig erklärt hätten, ja, es gebe eine Abmachung zwischen ihnen, in dreifachem Einverständnis, und zur Hölle mit allen, die es nichts anginge, und man wollte die Stadt ohnehin schon lange verlassen und dorthin gehen, wo man einem Meister noch zutraut, sich um seine Angelegenheiten selbst zu kümmern … nur, dass es nicht so peinvoll und schandbar gewesen wäre, mit der Gerichtsverhandlung und allem und der Verbannung aus der Stadt und dem Prangerstehen von Lodewig und Cristina mit dem gefesselten Gerlach daneben, dem man einen Hahn auf dem Kopf festgebunden hatte, weil er sich ja zum Hahnrei hatte machen lassen, Lodewig und Cristina voller Spucke von den Vorbeikommenden und Gerlach voller Scheiße von dem halbverrückten Federvieh auf seinem Schädel … aber das hast du ja selbst alles mitbekommen. Hast du dich danach besser gefühlt? Ich hätte mich besser gefühlt.«
    Constantia schüttelte stumm den Kopf. Die Tränen erstickten sie fast.
    »Es gibt Leute, die fühlen sich besser, wenn sie die Taten, die sie begangen haben oder die an ihnen begangen wurden, in der Beichte erzählen. Ich wette, du gehörst nicht dazu. Du konntest ja auch gar nicht beichten gehen – was hättest du denn sagen sollen? Ich habe drei Menschen vernichtet? Ich habe ihnen zwar keinen Kratzer zugefügt, aber trotzdem sind sie für alle Zeiten erledigt? Das Poetische daran ist übrigens, dass die drei Narren tatsächlich eine solche Übereinkunft hatten. Das wusstest du nicht, oder? Gerlach wollte nur abwarten, bis Lodewig von der Zunft zum Meister gemacht wurde, dann wollte er sich in ein Kloster zurückziehen und die Ehe auflösen lassen, und Cristina hätte Lodewig geheiratet und mit ihm das Geschäft weitergeführt. Das war ihre Abmachung; nur mit dem Unterschied, dass Lodewig in Wahrheit Cristina nie gevögelt hat. Dazu waren sie alle drei zu christlich. Was glaubst du, warum der dämliche Kerl über dich hergefallen ist? Weil er nicht wusste, wohin mit seinem Zeug, die Meisterin ließ ihn nicht ran, und wenn er’s mit irgendwelchen Mägden getrieben hätte, hätte es sich rumgesprochen, und die Zunft hätte ihn noch länger auf den Meisterbrief warten lassen.«
    Er drehte sich auf die Seite und legte die Hand an ihre Wange.
    »Weshalb die Tränen?«, fragte er. »Du hast deine Sache gut gemacht.«
    »Ich weine aus Erleichterung, weil du mich nicht dafür verurteilst«, flüsterte Constantia und erstickte fast an jedem Wort.
    »Ich? Ich bewundere dich, meine Liebe. Und mit unserem gemeinsamen Erbe und dem Ketzerschatz in seinem Versteck wird unsere Tochter einmal Kaiser, Könige und Päpste in ihrer hohlen Hand halten.«
    Und plötzlich … einfach so! … wusste Constantia, wie sie Meffridus Chastelose vernichten konnte.
    »Ich wollte, ich hätte deine Kaltblütigkeit«, sagte sie nach einer Weile.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Wegen des Schatzes. Ich würde mich zu Tode sorgen, dass der alte Tunnel überschwemmt wird oder einbricht.«
    Meffridus lächelte. »Ich habe mir die Wände gut angesehen, bevor ich ihnen meine Zukunft anvertraut habe. Das war früher tatsächlich mal eine Art Zisternensystem … als es das alte Kastell noch gab und der Steinbruch in voller Benutzung war. Das Wasser muss wenigstens kniehoch hindurchgelaufen sein, wie ein unterirdischer Fluss. Ich denke, etwas hat sich oben beim Eingang der Höhlen verschoben, als damals der See volllief, und hat den unterirdischen Wasserlauf verlegt. Das ist so sicher wie der Palast des Papstes, solange …«
    Seine Stimme brach ab. Constantia bemühte sich, keinen Muskel im Gesicht zu regen. Sie hatte ihn dort, wo sie ihn haben wollte.
    »… solange sich an den Verhältnissen oben im Steinbruch nichts ändert. Zum Teufel!«
    »Was meinst du damit?«, fragte Constantia, die genau wusste, was er meinte.
    »Meister Wilbrand hat einen Teil des Sees abgelassen! Verdammt, ich habe gar nicht daran gedacht … und nicht nur das, er hat mit seinem verfluchten Kanalsystem vermutlich die alte Ordnung aus Höhlen und

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