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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Rogers das Schnappen und Scharren, das das Öffnen der Tür ankündigte. Er presste sich an die Wand daneben, den Eimer in beiden Händen haltend, möglichst flach atmend wegen des Geruchs. Wie üblich würde die Tür eine knappe Armspanne weit aufgehen, der erste der Wächter würde hereinspähen und ihm befehlen, zurückzutreten. Das war der Moment, um zuzuschlagen. Er wog den Eimer. Seine Armmuskeln protestierten bereits wegen seiner Schwere und weil er ihn so lange in den Händen gehalten hatte.
    Rogers hörte das Schaben, mit dem der Riegel zurückgeschoben wurde. Er holte Luft. Hatte er den Eindruck, dass diesmal alles viel länger und umständlicher als sonst ging? Er schwitzte vor Aufregung und Wut, weil die Wachen sich so viel Zeit ließen.
    Die Tür schwang halb auf. Eine Stimme sagte: »He …«
    Rogers war mit einem Satz in der geöffneten Tür. Alles geschah gleichzeitig, während der Anblick förmlich vor seinen Augen einfror.
    Er holte mit dem Eimer aus.
    Er verlagerte das Gewicht auf das linke Bein, um das rechte heben und gegen die Tür treten zu können, damit sie dem Wächter aus der Hand geprellt wurde.
    Er sah die Gesichter der zwei Männer mit ihren überrascht aufgerissenen Augen und den runden Mündern.
    Seine Arme vollendeten den Schwung.
    Er hatte zunächst geplant gehabt, den ersten Wächter mit dem Eimer zu Boden zu schlagen, aber dann war ihm eine bessere Idee gekommen. Der Eimer mochte dabei zersplittern und als Waffe gegen den zweiten Wächter untauglich sein. Nein, es kam ja im ersten Augenblick nur auf das Überraschungsmoment an.
    Die Stimme des ersten Wächters sagte: »… Rogers, schnell komm …«
    Der Inhalt des Eimers flog heraus als halb kompakter, halb flüssiger Schwall.
    Der erste Wächter rief: »… o Schei…«, und warf sich im letzten Moment nach vorn.
    Rogers sah, wie sich die Augen des zweiten Wächters noch mehr weiteten. Der Mann hatte keine Chance. Rogers schloss die Augen.
    Der erste Wächter drehte sich noch im Fallen halb herum und stieß hervor: »Walter, duck dich!«
    Rogers ahnte, dass er das Geräusch ewig in den Ohren haben würde. Das Geräusch, mit dem sich der Inhalt eines drei viertel vollen Notdurfteimers über seinen Freund Walter Longsword ergoss. Godefroys Warnung war viel zu spät gekommen.
    Rogers öffnete die Augen wieder und begegnete Walters Blick. Godefroy richtete sich halb auf. Rogers stand da wie erstarrt. Walters Blick bannte ihn.
    Von Godefroy war ein seltsames Geräusch zu hören, halb Grunzen, halb Stöhnen. » Merde , Rogers, was hast du dir dabei gedacht? O Mann, das stinkt …«
    Walter tropfte von den Schultern abwärts. Seine Lippen arbeiteten. Er war blass. Die Waffe in seiner Rechten senkte sich langsam. Seine Augen rollten herum, bis sie auf den Eimer in Rogers’ Händen blickten. Rogers ließ ihn langsam sinken. Er stellte fest, dass er noch immer so dastand, wie er hervorgesprungen war, das Gewicht auf dem linken Bein, das rechte zum Tritt gespannt.
    Godefroy packte Walters tropfende Tunika mit spitzen Fingern und zog ihn in die Zelle. Rogers’ Geistesgegenwart erwachte endlich zum Leben und ließ ihn hastig die Tür schließen.
    »War das alles deins?«, stöhnte Walter, als ob es darauf ankäme.
    »Nein«, log Rogers, »äh … nein …« Er wies vage in die Ecke, in der die beiden Leichen lagen. »Ich habe einen eigenen … äh …« Er deutete in eine andere Richtung, die sich vor allem dadurch auszeichnete, dass dort kein zweiter Eimer stand.
    Walter würgte und wedelte mit den Händen und versuchte, nicht zu atmen. »Was, zum Teufel, haben sie euch zu essen gegeben?«, ächzte er.
    »Wir sind gekommen, um dich rauszuholen«, stieß Godefroy hervor, der offensichtlich mit dem Lachen kämpfte. »Ich schlage vor, wir lassen Walter hier, weil er uns sonst jeden einzelnen Mann in dieser Burg auf den Hals stinkt.«
    »Arschloch!«, jaulte Walter und sah immer noch fassungslos an sich herab.
    »Wie habt ihr …«
    »Wir haben ein paar Tage die Wachroutine beobachtet und sind dann den Kerlen nachgeschlichen, die das Essen hier runterbringen … sie liegen draußen und werden sich wundern, wo die Beulen auf ihren Schädeln herkommen, wenn sie wieder aufwachen … jetzt aber nichts wie raus hier, bevor wir noch auffallen!«
    Rogers nickte. Dann umarmte er Godefroy und fuhr Walter durch die Haare. »Entschuldige, dass ich dich nicht an mich drücke«, stieß er hervor.
    »Arschloch!« , sagte Walter noch einmal mit

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