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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Soldaten auf und hackte den Holzbügel weg, der Sariz den Seitsitz ermöglichte, riss die Planchette herunter, und sie setzte sich im Männersitz zurecht, lachte noch einmal, als ihr Rock über ihre Knie rutschte und Ulrich zusammenzuckte, und trieb das Pferd an. Sie ritten zurück auf die Stadt zu, vor der sich die Straße teilte, wandten sich an der Abzweigung von ihr ab und galoppierten davon, hinter sich Chaos und fluchende und stöhnende Soldaten und die Erinnerung an den Geruch von Latrine, Pferdemist und Küchenabfällen. Es war, wie ihr Anführer sagte, der sie hinkend und ächzend um sich herum versammelte, der »beschissene Gestank der Niederlage«.
    Im Morgengrauen rasteten sie neben der Straße in einem leeren Heustadel. Sie waren nassgeschwitzt, und unter einem kalten Schneewind duckten sie sich in den Windschatten des Stadels und drängten sich eng zusammen. Walter und Godefroy versuchten Sariz abzuwehren, die sie beide umarmte, gaben aber nach, als sie ihnen erklärte, dass sie ihr damit einen Gefallen täten, wenn sie ihren Gestank in ihre Kleider rieben, weil sie sich dadurch besser an ihren Geruch und den ihres Sohnes gewöhne. Adaliz wischte mit Händen voll pappigen Schnees an Rogers herum und verschlimmerte die Lage dadurch, und Ulrich von Wipfeld hielt sich beschämt abseits und schien zu fürchten, dass Sariz über kurz oder lang seine verächtlichen Worte Rogers zu Ohren bringen könne.
    »Wir müssen zu deinem Vater«, sagte Sariz schließlich.
    Rogers schüttelte den Kopf. »Nein, Mama«, sagte er. »Ich weiß, dass mich die Pflicht ihm und meinem Volk gegenüber zu ihm befiehlt, und es gibt nur eines, das ich mir sehnlicher wünsche, als ihn wiederzusehen. Aber dieses eine ist, Yrmengard und die Schwestern in Wizinsten zu beschützen, und diesmal folge ich meinem Herzen.«
    »Du musst ihn trotzdem vorher sehen! Die Botschaft, die du hast, ist lebenswichtig!«
    »Ich habe doch gar keine Botschaft, sondern nur die Ahnung eines Geheimnisses, mehr nicht. Die einzige Gewissheit, die ich besitze, ist die, dass Yrmengard in Gefahr ist. Darum werde ich mich zuerst kümmern. Wenn die Gefahr vorüber ist, kann Ulrich hier mir helfen, Schwester Hedwig zu überreden, das preiszugeben, was Hertwig ihr verraten hat, und dann …«
    »Wie willst du die Gefahr abwenden?«, fragte Sariz leise. »Indem ihr vier euch gegen Graf Rudolf stellt? Du musst zuerst deinen Vater aufsuchen.«
    »Mama, was glaubst du, wie viel Zeit ich dadurch verliere!? Wo ist Vater überhaupt? Irgendwo im Langue d’Oc, versteckt bei den letzten Aufrechten? Oder in Aragon, zusammen mit Guilhabert, wo sie versuchen, ein neues Heer zu rekrutieren? Ich muss nach Wizinsten. Das liegt genau in der anderen Richtung!«
    Sariz schüttelte den Kopf. »Vertraust du mir?«
    »Ja, aber …«
    »Ich führe uns zu Ramons. Und du wirst sehen, dass du keinerlei Zeit verlierst, und wir alle zusammen werden deine Liebste und das Geheimnis von Kaiser Federico retten.«
    21.
BRUGG
     

     
    Der Sergeant der Soldaten, die sich die Gefangenen durch die Lappen hatten gehen lassen, stand, so gerade es ging, in der Dachkammer des Schwarzen Turms. Sehr gerade war es nicht. Er hatte den Verdacht, dass er sich beim Sturz mit seinem Pferd ein oder zwei Rippen gebrochen haben musste. Der Schweinehund hatte es nicht nur geschafft, einen Strick über die Straße zu spannen, nein, er hatte auch noch seine nach Scheiße stinkende Tunika an einem Ast aufgehängt, so dass die Soldaten alle im Dunkeln und halbblind vom Fackellicht darüber hergefallen waren. Dass der Mistkerl dann mit einem dicken Prügel einen nach dem anderen niedergeschlagen hatte, bis sie merkten, dass sie von einem halbnackten Kerl aus der Nacht heraus angegriffen wurden, kam noch hinzu. Dem Sergeanten war klar, dass ihre Gegner sie alle hätten töten können. Stattdessen hatte keiner von ihnen etwas Schlimmeres davongetragen als Prellungen, Abschürfungen, Knochenbrüche und – in einem Fall – noch immer schmerzende Eier. Es war ihm vage bewusst, dass die Gnade, die sie erfahren hatten, die Angelegenheit eigentlich noch verschlimmerte. Der einzige Trost, den er hatte, war der, dass der Wachführer der Burg, der ihm gegenüber und so wie er an der Spitze seiner säuberlich aufgereihten Männer stand, genauso in der Scheiße steckte wie er selbst.
    Zwischen den zwei Reihen mehr oder weniger aufrecht stehender Männer spazierte Hochwürden Gabriel auf und ab.
    »Ihr habt den Gefangenen aus

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