Die Pforten der Ewigkeit
Straße gespannt hat und den der Reiter wegen seiner ruinierten Nachtsicht nicht erblickt hat, ferner Rufe und Fluchen und der Klang von Metall auf Metall und das allgemeine Geschepper, mit dem die Soldaten über etwas herfielen, das sie in der Finsternis nicht erkennen konnten. Sariz glaubte jemanden schreien zu hören: »He, das bin ich , du Trottel!«
Godefroy schwang sich hinter Sariz aufs Pferd und fasste um sie herum, um ihre Handfesseln durchzuschneiden. Sie fühlte, wie er ihr das Messer in die Hand drückte. Dann war er wieder verschwunden.
Der Reiter, der das Pferd tanzen ließ, war Rogers. Der Gaul fiel auf die Vorderbeine zurück. Einer der Angreifer, die ihn umringt hatten, hob seine Armbrust und tat dann einen Satz nach vorn, an dessen Ende er mit dem Gesicht durch die Straße pflügte und liegen blieb. Godefroy wirbelte um ihn herum, vom Schwung seines Schlags beinahe selbst von den Füßen geholt. Mit einem geradezu eleganten Tanzschritt kickte er die Armbrust weg, die im Fallen losgegangen war und den Bolzen harmlos in die Dunkelheit gesandt hatte. Rogers warf sich zur einen Seite des Pferdes aus dem Sattel, gleichzeitig mit dem Knall einer anderen Armbrust. Im nächsten Moment war er wieder auf dem Rücken des Pferdes und trat dem Armbrustschützen vor die Brust.
»Ihr sollt sie lebend fangen, zum Teufel!«, brüllte er, und die Soldaten stutzten lange genug, dass Godefroy den nächsten mit einem Breitseitenschlag seiner Axt außer Gefecht setzen und sich einer Handvoll von dessen Armbrustbolzen bemächtigen konnte. Sariz trieb ihr Pferd neben das Ulrichs, der das Geschehen mit aufgerissenenem Mund begaffte, packte seine widerstandslosen Hände und schnitt die Fesseln durch. »Bringt Euch in den Kampf ein, Herr!«, schrie sie ihm ins Gesicht. Adaliz hatte ihr Entsetzen überwunden und streckte ihrer Mutter bereits die Hände entgegen.
Aus Walters Richtung ertönten Schmerzensschreie und weiteres Pferdewiehern.
Godefroy parierte den Schlag eines Falchons mit seiner Axt und fiel zurück, als das Haumesser den Stiel durchtrennte und das Axthaupt davonwirbelte. Der Soldat hob das Falchon und fand sich sofort danach unter Rogers’ Pferd wieder. Er kam schwankend auf die Beine und floh taumelnd in die Dunkelheit hinaus. Rogers wendete seinen Gaul und ritt den Mann über den Haufen, der zuerst mit der Armbrust auf ihn geschossen hatte. Die restlichen beiden Soldaten sahen sich an, dann warfen sie sich auf Godefroy.
Rogers glitt vom Pferd und packte den nächsten davon am Rand seiner Gugel. Der Soldat wandte sich armfuchtelnd zu ihm um. Rogers duckte sich unter dem Schwung seiner Axt und rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Der Mann fiel langsam nach vorn und dann zur Seite und rollte sich stöhnend ein. Er hatte jegliches Interesse am Kampf verloren. Godefroy lag unter dem zweiten und zerrte an dessen Händen um seinen Hals, rollte sich dann herum; beide kamen ineinander verklammert auf die Beine.
Ulrich von Wipfeld schnappte sich die Zügel seines Pferdes. Es stieß Sariz’ Gaul beiseite und setzte zwischen ihrem und Adaliz’ Pferd hinaus ins Freie. Ulrich zog seinTier herum, um Rogers und Godefroy zu Hilfe zu kommen.
Das Trommeln von Pferdehufen näherte sich von der Stelle, wohin Walter die Soldaten gelockt hatte.
Und im Fackelschein stand plötzlich der Soldat, der blutend davongewankt war. Er hielt eine Armbrust im Anschlag und zielte aus allernächster Nähe auf Ulrich von Wipfeld. Der junge Deutsche erstarrte.
Die Armbrust knallte. Im selben Moment fegte ein Reiter heran, und der Soldat wirbelte in die Dunkelheit hinaus wie ein Stück Holz. Der Reiter zügelte sein Pferd, dass es sich auf die Hinterbeine erhob. Es war Walter. Er grinste und neigte den Kopf in Richtung Sariz’.
Ulrich von Wipfeld starrte an sich herab. Was immer der Bolzen des letzten Soldaten getroffen hatte, er selbst war verschont geblieben. Er schauderte sichtbar.
Godefroys Gegner fiel nach hinten um und entblößte Godefroy, der in der Pose eines Faustkämpfers dastand, »Ha!« rief und dann seine schmerzenden Knöchel ausschüttelte.
Sariz begann zu lachen. »Das«, rief sie Ulrich von Wipfeld zu, der immer noch schockiert auf seinem Pferd saß, » das ist mein Sohn!«
Es erfüllte sie mit wilder Genugtuung, dass der Deutsche den Kopf vor Rogers neigte und murmelte: »Mesire …«
Dann schwang sich Godefroy hinter Adaliz aufs Pferd und hielt sie fest. Rogers klaubte das Falchon eines der bewusstlosen
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