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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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seines Klosters zu beginnen. Mit einem Zisterzienserabt umzugehen war einfach, wenn man wusste, wie er dachte. Sie hatten alle im Lauf ihres Ordenslebens genügend Gelegenheit gehabt, Zisterziensteräbte kennenzulernen.
    Michael hatte stets Wort gehalten. Und deshalb war Azrael dem kleinen Heerzug von Graf Rudolf gefolgt. Er schuldete Michael noch immer ein Leben. Mit dem Bruder Gabriels würde er heute seine Schuld zurückzahlen. Vielleicht gelang es ihm sogar, den Grafen zu erledigen. Dann wären die bösen Geister der Vergangenheit auf einen Streich aus der Welt geschafft.
    Er war jetzt auf Schussweite heran. Sein Hirn ging noch einmal alle Möglichkeiten durch und fand keinen Fehler in seinem Vorgehen. Gabriel würde in wenigen Augenblicken tot sein.
    »Ach, guter Mann!«, schluchzte er nochmals. Gabriel hob die Laterne, wahrscheinlich, um ihm ins Gesicht zu leuchten. Er würde es nicht dazu kommen lassen, dass der Bastard ihn blendete. Er ließ den Mantel auseinanderklaffen und brachte die Armbrust in Anschlag.
    »Hallo, Bruder Gabriel«, sagte er. »Heute schon dem Teufel den Arsch geküsst?«

15.
ALTES BENEDIKTINERKLOSTER, WIZINSTEN
     

     
    Rudolf von Habisburch verteilte seine Soldaten rund um den Wachturm und die Klosterruine und sandte vier von ihnen zum Virteburher Tor, um es zu besetzen. Einige weitere ließen sich mithilfe von Stricken in die alte Zisterne hinab.
    »Der Schacht ist zum größten Teil verschlossen, Erlaucht!«, meldete einer halblaut nach einigem Rumoren.
    Ramons nickte. »Ein hölzerner Schachtdeckel. Er kann beseitigt werden.«
    »Aber leise!«, zischte Rudolf.
    Den Geräuschen nach zu urteilen traten die Soldaten so lange mit den Füßen auf den Deckel, bis der größte Teil davon nach unten fiel. Sie folgten ihm an den Stricken, die ihre Kameraden abseilten. Nach wenigen Augenblicken hatten sie unten Laternen angezündet und die Leiter aufgestellt, die auf dem Grund des Wasserbeckens gelegen hatte. Rudolf befahl Ramons Trencavel und seiner Familie hinunterzuklettern; Walter und Godefroy blieben mit den restlichen Soldaten oben zurück.
    Das Erste, das Rogers auffiel, war der tote Mönch am Rand des Wasserbeckens. Die Soldaten hatten ihn offensichtlich umgedreht, um zu sehen, woran sie waren. Der Kiefer des blanken Knochenschädels klaffte weit auf, und die leeren Augenhöhlen starrten in die Höhe. Das Wasser im Becken war am Rand gefroren, die Überreste des Schachtdeckels lagen darin wie kleine, schwarze Inseln. Das Laternenlicht flackerte darüber. Die Soldaten inspizierten die Wände der Zisterne und zerrten probehalber an einer Reihe eiserner Ringe, die in Hüfthöhe in den Backstein eingeschlagen waren.
    »Für Seilsicherungen«, murmelte einer. »Diese Röhre muss mal ein Kanal gewesen sein, in dem das Wasser wenigtens knietief lief. Knietiefes Wasser kann dich von den Beinen reißen, wenn du nicht gesichert bist.«
    »Hier entlang«, sagte Ramons und deutete tiefer in den gemauerten Tunnel, der von der Zisterne weglief. Rudolf sah ihn und Rogers nachdenklich an, dann winkte er einem seiner Sergeanten.
    »Ich brauche die Ketten und die Schellen.«
    »Sofort, Erlaucht.«
    »Was soll das werden?«, fragte Rogers.
    »Es gibt mehr als eine Sicherheitsmaßnahme«, erwiderte Rudolf. Hilflos – aber sicherheitshalber von zwei Männern mit Falchons in Schach gehalten – sahen Rogers und sein Vater zu, wie Sariz und Adaliz genötigt wurden, sich bei zwei Ringen auf den Boden zu kauern. Die Soldaten schlossen die Schellen um ihre Fußknöchel, fädelten die Ketten durch die Ringe und verbanden sie dann mit den Schellen. Ohne das Schmiedewerkzeug, das die Soldaten mit sich führten, würde kein Mensch die beiden Frauen von den Ringen losbekommen. Rogers’ Mutter sandte ihrem Mann einen brennenden Blick zu. Adaliz war so teilnahmslos wie zuvor.
    »Und für den Fall, dass du versuchst, auf Zeit zu spielen …« Rudolf nahm einem seiner Männer den Helm ab, stapfte zum Beckenrand, gab dem Knochenschädel einen Tritt, dass er ins Wasser rollte, füllte den Helm mit Wasser und schüttete es Sariz über den Oberkörper. Rogers’ Mutter keuchte auf. Rudolf bückte sich ein zweites Mal. Sariz de Fois triefte. Die Soldaten drückten Ramons ihre Falchons in den Leib, um ihn auf dem Platz zu halten. Rudolf bückte sich erneut und schöpfte Wasser in den Helm.
    Rogers schaffte es beinahe bis in Reichweite zu Graf Rudolf, dann fand er sich auf dem Boden wieder. Ein Soldat kniete auf seinem

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